[Sonntag, 15.5.2022 – Hundefriseur, schwedische kalte Platte]

Ich bin ja bei dieser Hundeapp Dogorama angemeldet. Einfach, weil ich immer alles installiere und ausprobiere. Anfangs wegen der Giftködermeldungen, aber mittlerweile habe ich verstanden, dass diese Meldungen von Panik und Angst getrieben sind ist und jeder verdächtige Gegenstand ungeprüft als Meldung auftaucht. Man könnte meinen, ganz Berlin werde von Hundemörderinnen terrorisiert. Neulich traf ich eine Frau, die ihren Hund deswegen nur mit Maulkorb auf die Strasse liess. Angeleint wohlgemerkt.
Die automatischen Warnungen halte ich deshalb ausgeschaltet.

Die App hat jedoch eine soziale Radarfunktion, von der ich ahne, dass ich sie irgendwann brauchen werde. Dort gibt Anfragen für Nachbarschaftstreffen. Gemeinsames Sozialisieren, gemeinsames Gassigehen und solche Dinge. Sogar eine Gruppe für läufige Hündinnen. Sich mit läufigen Hündinnen zu treffen, das klingt wie ein guter Plan. Ich habe schon ein wenig Angst vor ihrer ersten Läufigkeit. Wir werden unsere Hündin vermutlich nicht kastrieren, das bedeutet, dass man mehrere Wochen im Jahr andere Hunden meidet, dass man eventuell auch mal die Strassenseite wechselt und solche Sachen. Das Tier wird nicht verstehen, warum sie nicht mehr mit anderen Tieren umgehen darf.
Ich werde mich der Gruppe anschliessen, wenn es so weit ist.

Es gibt auf der App auch einen jungen, gutaussehenden Hundefriseur, der einfach Gassikontakte für seinen Welpen sucht. Auf den Fotos sieht man einen megasüssen, goldbraunen Zwerpudel. Man würde denken, dass ein gutaussehender Hundefriseur mit megasüssen goldbraunen Zwergpudel sich vor Gassikontakten nicht wehren kann.
Heute lief ich dann mit meinem Tier zu einem kleinen Park, wo ich sie regelmässig von der Leine lasse. Kurz vor dem Parkeingang begegnete sie einem megasüssen goldbraunen Zwergpudel. Sie beschnupperten sich sofort. Ich blickte auf und sah einen gutaussehenden jungen Mann mit jesushaften langen Haaren.
Weil ich oft ein bisschen peinlich und ungehalten bin, sagte ich: hey du bist der Hundefriseur auf Dogorama.
Er bestätigte das und schien sich zu freuen. Wir unterhielten uns über Hundehaar. Was man halt so macht.

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Am Nachmittag putzte ich die Wohnung. Am Abend bekamen wir unsere Nachbarn von gegenüber Besuch. Einer der Gäste hat eine Zeit lag in Schweden gelebt. Wir hatten daher von unserer Schwedenreise schwedische Sachen mitgebracht, die wir gemeinsam mit den Nachbarn verspeisen wollten. Schwedische Elchwurst, schwedische Rentierwurst, schwedische Rauchwurst, Polarbrot und lauter solche Sachen. Da schwedischer Käse eher so mittelmässig ist, wählten wir Käse aus anderen Gegenden. Aber Kartoffeln mussten aus Brandenburg sein, heheh.

[Samstag, 14.5.2022 – Relegation, Ozarkspoiler]

Nun ist es also doch passiert. Hertha verliert gegen Dortmund und Stuttgart gewinnt in Köln. Damit müssen wir jetzt die Relegationsspiele gegen den Dritten der zweiten Liga absolvieren.

Ich bin von den Relegationsspielen ja traumatisiert. Der Tiefpunkt meines Fanseins fand genau vor zehn Jahren statt, als Hertha die Relegationsspiele gegen Fortuna Düsseldorf absolvieren musste und in deren Folge mit lautem Getöse in die zweite Liga abstieg. Das zog mich sehr runter. In den darauffolgenden Jahren, als andere Clubs im Relegationslimbo landeten, ging ich oft in die Kneipe und schaute mit fremden Menschen, wie deren Clubs um den Abstieg bangten. Einfach da zu sitzen, fremde Relegationsspiele schauen, bei drei, vier, fünf Bieren diese Egaligkeit zu spüren. Davon heilten meine Wunden.

Jetzt hat es aber wieder uns erwischt. Seit drei Jahren weht kein lauschiger Wind um meinen Verein.
Wir haben nun die zwei letzten Strohhalme. Donnerstag und Dienstag. Und natürlich bin ich wieder dabei.

Und sonst so. Musste ein bisschen was arbeitsmäßiges machen, habe Wohnung geputzt, waren Welpenschule. Was noch? Haben spät am Abend Ozark fertig geguckt. Das Ende hat mich enttäuscht, falls es jemand gucken will, achtung jetzt SPOILERE ich, aber ich verstehe wirklich nicht, warum Ruth sterben musste und die Byrdes überleben. Ich dachte die Byrdes und überhaupt alle werden sterben, nur nicht Ruth. Mag sein, dass Leute wie die Byrdes immer irgendwie überleben und weiterkommen, während Trailerpark-White-Trash am Ende doch immer die Opfer sind, vielleicht wollte man das mit der outfading grinsenden Byrde-Familie auch sagen, aber gerade Ruth war die unberechenbarste und spannendste Figur, die trotz allem immer latent unsympathisch blieb, aber die als einzige immer integer war. Und auch, wenn wir alle Marty mochten, aber niemand hätte sich beschweren dürfen, wenn Marty am Ende niedergemäht worden wäre.

Das wollte ich noch sagen.

So bleibe ich jetzt mit diesem Ekelgefühl übrig und mit dem Gefühl, dass immer noch eine Fortsetzung möglich wäre.

[Freitag, 13.5.2022 – Gassiloook (2)]

Am Freitag war ich einfach im Büro. Mit der Hündin. Und danach ging ich nach Hause. Sonst ist nicht viel passiert.
Wir schauen gerade das die letzte Teilstaffel Ozark. Noch vier Folgen. Das ist eine wirklich gute Geschichte.

Und sonst so: seit ich gestern über meinen Gassilook schrieb, habe ich plötzlich eine Fasziniation dafür entwickelt. Gassilook. Es fühlt sich gut an. Ich weiss aber noch nicht was sich daran genau gut anfühlt.

[Donnerstag, 12.5.2022 – Modisch, Ausfall, Wedding]

Seit ich den Hund habe, ist der modische Standard im Berliner Strassenbild drastisch gesunken. Ich trage Kleidungsstücke spazieren, die ich sonst nur im schwedischen Wald trage oder wenn die Temperatur über 32 Grad steigt und ich mir sicher bin, dass mich niemand sieht. Oder auch Kleidung, die kaputt ist, ich aber nicht wegwerfe, weil sie, nunja, angenehm ist, beispielsweise diese schwarze, dünne Jogginghose, die im Schritt praktisch offen ist, aber wenn man mit dem Hund schnell auf die Strasse muss und ohnehin nur steht oder geht, sieht man die offene Stelle eben nicht. Was mich allerdings nicht daran hindert, mich gedankenlos zu bücken, wenn ich das Tier von der Leine entwirre oder mich bei einem längeren Spaziergang hinsetze.

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Ich bin schon seit 6:30 morgens am Arbeiten. In unserem niederländischen Rechenzentrum stehen invasive Wartungsarbeiten an. Wir haben alles vorbereitet, dass es nur zu einem kuzren Ausfall kommt, ich will aber sehen, was passiert, ich bin einigermassen nervös.
Der Ausfall ist dann so kurz, dass es gar nicht auffällt. Die Seite hing ein bisschen, erholte sich aber nach weniger als einer Minute. Als Benutzer der Seite hätte ich sicherlich gedacht, Mensch, das Internet ist heute wieder langsam. Und dann waren alle Bilder wieder da.

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Am Abend traf ich mich mit meinem Fanclub. Wir hatten Themen zu besprechen. Konspirativ. Wie so vieles, das im Fussball immer konspirativ ist.
Allerdings habe ich schon ewig nicht mehr so wenig Geld ausgegeben. Wir trafen uns im Hinterzimmer einer Weddinger Eckkneipe. Als ich meine Rechnung beglich, dachte ich, der Wirt hätte nur ein Drittel meiner Biere in Rechnung gestellt.

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QUERSCHNITT EINES HUNDES
QUERSCHNITT EINES HUNDES, DER DAS WORT “ESSEN” GEHÖRT HAT.

[Mittwoch, 11.5.2022 – Abos gehen wieder, Schlaf, Youtubechannel]

Das Problem mit den Mailabos ist gelöst. Im entsprechenden Plugin-Forum wusste man mir zu helfen. Für alle Emailabonnentinnen, die das alles gar nicht mitbekommen haben und jetzt diese Zeilen lesen: Seit Freitag wurden bei neuen Einträgen keine Mails verschickt. Die Mails kommen auch nicht nachträglich an. Man kann aber alles direkt auf mequito.org nachholen.

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Momentan gehe ich sehr früh schlafen. Meist um 22Uhr herum. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob das zu meiner Lebensqualität beiträgt. Ich schlafe dadurch nicht mehr, sondern ich werde einfach früher wach. Natürlich hat das etwas mit dem Hund zu tun. In unserer Ehe bin ich derjenige, der locker mit Schlaf umgeht. Deswegen war es von vorneherein so abgesprochen, dass ich mich morgens und auch spätabends um den Hund kümmere, bzw das Tier erstmal bei mir schläft. Sechs Stunden Schlaf reichen mir vollkommen, in der Regel auch weniger.
Nur Wärme geht bei mir nicht gut, wenn mir zu warm ist, kann ich nicht schlafen.

Offenbar ist jetzt ein zweiter Faktor dazugekommen: das Tier. Seit das Tier in meinem Zimmer schläft, schläft so etwas wie eine Grundspannung mit mir mit. Vor allem morgens, wenn ich noch nicht richtig wach bin, aber nicht mehr schlafe. Wenn die Hündin mitbekommt, dass ich wach bin, dann wird sie aufgeregt und steht von ihrem Bettchen auf. Sie kommt zu mir, wedelt den Schwanz und leckt an Gliedmassen, die unter der Decke hervorlugen. Das versuche ich um jeden Preis zu vermeiden. Wenn ich morgens also halbwach bin, bin ich so sehr darum bemüht, mich schlafend zu stellen, dass ich total verkrampfe.
Wenn ich von morgens rede, dann meine ich die Zeit zwischen 5 und 6 Uhr.

Aber auch nachts. Seit ich das Tier habe, werde ich hundertmal wach. Also die kürzlich erworbene Smartwatch erfasst jedenfalls 6 bis 9 kurze Wachphasen. Vorher wachte ich nur 1 bis 3 mal auf.

Uff, jammerjammer.

Das wird sich legen, wenn sie größer wird. Ich werde sie langsam daran gewöhnen, dass sie alleine schlafen muss.

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Am Abend isst der Schwager mit uns. Danach setze ich mich an die Drohnenvideos. Ich werde sie ein wenig schneiden, sie mit Musik unterlegen und auf Youtube hochladen.

Lustig auch: ich hatte vor einigen Jahren mal einen Youtubechannel eingerichtet. Ich wollte darauf Landungen in Tegel dokumentieren. Ich wurde beim Landen in Tegel oft dermassen verliebt in diese Stadt, dass ich das dokumentieren wollte, weil die zukünftigen Landungen im neuen Flughafen in Schönefeld sich eher wie eine Landung im Wald anfühlen und wir diese geile Landungen über dem gründerzeitlichen Häusermeer nicht mehr lange erleben werden.
Ich habe davon genau ein Timelapse Video aufgenommen. Ein ziemlich misslungenes zudem. Das Video wurde offenbar 194 Mal angesehen. Als ich das heute sah, fand ich es ungemein lustig, wie da ein längst vergessenes Video eine Art von kleinem Eigenleben führt. 194 Mal nur, aber immerhin.
Irgendwann muss ich dann auch einen kurzen Clip eines Bierbrauversuches hochgeladen haben. Es zeigt das “Blubb” des Gärbehälters, wenn die Kohlensäure entweicht. 92 Views.
Ausserdem hatte ich mal ein Problem mit dem Fliesenleger. Der hatte im Badezimmer die Fliesen so verlegt, dass beim Duschen oder Baden das Wasser auf den Fussboden ausläuft. Weil der Konstruktionsfehler schwierig in Worten zu erklären ist, nahm ich ein kurzes Video für ihn auf. Und weil er nur Email und SMS hatte, lud ich ihm das Video auf meinen Youtube Channel hoch. Weil es keinen Grund gab, dieses Video zu löschen, ist es immer noch da. In 5 Jahren sammelte es ganze 14 Views.

[Dienstag, 10.5.2022 – Emailabos und Gejammer über Gewicht]

Das Problem mit den Emailabos in diesem Blog hält weiter an. Weil ich jetzt wirklich ratlos bin, schrieb ich das Forum an. Richtigen Support gibt es ja keinen. Meine Nachricht hängt da den ganzen Tag schon unbeantwortet im Netz.
Eventuell muss ich es neu aufsetzen, ich fand die Abofunktion nämlich total toll.

Heute Abend kam der Schwager wieder, das hatte ich total vergessen. Wir kamen ungefähr gleichzeitig zuhause an. Er hatte sardischen Schafskäse mitgebracht, wir bereiteten uns zum Abendessen eine kalte Platte mit Spargel zu.

Die zwanzig Kilos, die ich während Corona verloren habe, hängen beinah fünfzehn wieder an meinen Rippen. Mich deprimiert das. Gerade wenn ich an den letzten Sommer denke und wie agil ich mich damals mit den steigenden Temperaturen fühlte, dann werde ich noch deprimierter. Ich weiss nicht, wo ich falsch abgebogen bin. Ich werde einen erneuten Anlauf nehmen, vielleicht heute schon, vielleicht erst morgen, nein übermorgen gehe ich abends trinken, am Wochenende kommen Freunde zum Essen usw. Corona hatte da echt Vorteile, ich machte einfach nichts.

Jammerjammer.

[Montag, 9.5.2022 – WaldUbahnBüro, Mailabos kaputt]

Der Montag nach dem Urlaub. Wie Montage nach dem Urlaub eben so sind. Heute bin ich mit der Hündin im Büro. Samstag lebte sie noch im Wald, am Montag ist Ubahn und Büro angesagt. So schnell kann es gehen. Aber sie findet es nicht schlimm. Es liest sich nur lustig.

Gegen Mittag laufen wir durchs Brandenburger Tor. Aus der Ferne sehe ich Menschenaufläufe beim Denkmal mit den russischen Panzern. Achja, ist ja dieser russische Heldentag. Ich vergass dann aber den ganzen Tag nachzulesen, wie Russland den Feiertag am roten Platz zelebrierte.

Am Abend erfahre ich, dass die Abofunktion in diesem Blog nicht mehr funktioniert. Seit Donnerstag wird man nicht mehr per Email informiert. Ich finde den Fehler nicht und es ärgert mich sehr. Irgendwann lasse ich es sein und lege mich ins Bett.

[Sa/So, 7./8.5.2022 – Reisetage, Dusche, Frühling]

Das Haus abzuschliessen ist letztendlich aufwändiger als gedacht. Am Samstag gegen 11 morgens waren wir aber fertig und brachten den Müll zur Recyclingstation etwa 8km entfernt. Danach fuhren wir südwärts. Ich wählte die etwas längere, dafür geradere Route in Richtung Küste. Uns ist nämlich aufgefallen, dass die Hündin sich niemals auf der Autobahn übergibt, sondern immer nur auf den unruhigeren Landstrassen, auf denen man ständig bremsen und beschleunigen muss. Die Strasse, die ich wählte, ist zwar keine Autobahn, aber eine als Schnellstrasse gedachte Strasse, die selten durch Dörfer führt und auf der man meistens Vorfahrt hat. Es half nicht wirklich. Sie kotzte bald wieder. Wir beschlossen, dass wir ihr am morgigen Sonntag die Reisetabletten verabreichen werden. Es wäre schlecht, wenn sich die negativen Erfahrungen im Auto mit zu vielen negativen Erinnerungen vermengen.
Nachher auf der Autobahn wirkte sie ruhiger.

Wir hatten eine kleine Ferienwohnung an der Schonenschen Küste, unweit von Ystad gebucht. Damit wir am nächsten Tag gleich die Fähre nehmen können. Ich glaube, die schönen Zeiten der Hotels sind jetzt vorbei. Ich habe Hotels immer geliebt und habe Hotels immer diesen beschissenen Ferienwohnungen vorgezogen. Aber mit Hund sind Ferienwohnungen etwas entspannter, das sehe ich ein. Mit Kind möglicherweise auch. Unsere Ferienwohnung war sogar offiziell hundefreundlich, wie am Eingang des Geländes in Grossbuchstaben verkündet wurde.

Nach der langen Fahrt spazierten wir runter zum Wasser, zur Ostsee. An dieser Stelle der Küste befindet sich ein Kieselstrand, oberhalb davon gibt es einen schmalen Weg, auf dem man kilometerlang spazieren kann.

Überhaupt: hier in Südschweden hat bereits der Frühling begonnen. Die Bäume tragen grün, die Wiesen sind schon das, was man saftig nennt. Auf Höhe Göteborg, landeinwärts, da wo wir unter der Woche wohnten, herrscht noch eine andere Jahreszeit. Finde ich sehr interessant. Es gibt in Schweden ja 5 Klimazonen. Die Südspitze Schwedens ist im Winter wärmer als Berlin. Vermutlich wegen der Seeluft. Da wo wir wohnen ist das Klima bereits kontinentaler. Im Frühjahr also noch eine Kategorie kühler.

Duschen. Das is ein ganz besonderes Gefühl. Im Sommer baden wir meist im Fluss. Dafür war es diese Tage noch zu kalt. Wir haben warmes Wasser und so etwas wie eine Nasszelle, man kann sich also Tits-Pits-Slits waschen. Wie oft ich in dieser Woche davon Gebrauch gemacht habe, sage ich jetzt nicht. Als wir in der Ferienwohnung ankamen und mit der Zivilisation in Berührung kamen, hatte ich schon Bedenken wegen meines Körpergeruches. Im Wald verliert man jegliches Gespür dafür.

Danach sind wir müde. Das Essen wird uns in die Wohnung serviert. Aufgrund der Reise und des möglichen Abendprogramms, hatte ich das Spiel von Hertha gegen Mainz eigentlich nicht mehr auf der Agenda. Aber plötzlich ist es 18 Uhr und wir probieren den Skystream ans Laufen zu bekommen.
Dann schauen wir das Spiel. Wenn wir heute gewinnen, sind wir rechnerisch vor dem Abstieg gerettet. Aber weil Hertha immer so gute Geschicht schreibt, verlieren wir genau heute. Das bedeutet, dass wir auf den FC Bayern hoffen müssen, dass der morgen gegen Stutgart gewinnt. Durch einen Sieg der Bayern wären wir auch rechnerisch gerettet.

Spoiler: die Bayern werden am Sonntag nicht gewinnen. Es wird also auf den letzten Spieltag ankommen. Ein Unentschieden würde uns reichen. Aber wir spielen gegen Borussia Dortmund in deren Stadion.

Sonntag:
Wir versuchen der Hündin die 4 Reisetabletten zu verabreichen. Sie ist ein verfressenes Tier und steckt alles in den Mund, was man ihr gibt. Ausser die Reisetabletten, wie sich herausstellt. Ich stopfe die Tabletten in die weichen Hundeköttbullar, aber sie schafft es geschickt, das Fleisch drumrum zu entfernen. Danach liegen 4 Tabletten auf dem Boden. Wir wenden auch Gewalt an, also öffnen ihren Mund und stecken die Tabletten ins hintereste Ende ihres Rachens. Die Tablette landet aber wieder auf dem Boden.
So beschliessen wir, uns erstmal so zu verhalten, als wollten wir ihr die Medikamente nicht mehr aufzwingen, frühstückten selber, packten die Sachen, und dann gaben wir ihr noch einmal Trockenfutter. Mit darin den vier Tabletten. Im Trockenfutter konnte sie die Tabletten nicht mehr identifizieren und so gelangte die Medizin in das Tier.

Es tat ihr gut. Den ganzen Rest der Reise übergab sie sich nicht mehr. Sie schien sogar ein wenig entspannt. Bei einer Pause in Vorpommern stieg sie freiwillig ins Auto.

In Berlin ist es frühsommerlich. Wir kommen an.

[Freitag, 6.5.2022 – der letzte Tag, Espen, Relegationsspiele]

Der letzte Tag. Wir fuhren zum Elektriker um ihm Schlüssel zu übergeben. Der Elektriker wohnt am Dorfrand des übernächsten Dorfes. Das Dorf hat selber keine eigene Versorgung mehr, ist faktisch nur noch eine Wohnsiedlung. In diesen dünn besiedelten Gegenden haben sich sogenannte Marktdörfer etabliert. Also größere Dörfer oder kleine Städte, die als Versorgungszentren für den Umkreis gelten. In diesen Dörfern gibt es verschiedene Supermärkte, Ärzte, Kneipen, der Alkoholshop, Restorangs usw. Das Dorf des Elektrikers ist kein Marktdorf. Dafür muss er 18 Kilometer fahren.

Gegen Mittag habe ich einen Call mit meiner Arbeit. Den Rest des Tages verbringen wir in einer Mischung aus lockerem Aufräumen und chillen. Ich putze auch die Innenseite des Autos, weil noch Spuren vom Erbrechen der Hündin herumliegen. Dabei höre ich die restlichen Herthapodcasts.
Später lasse ich wieder die Drohne fliegen, ich mache ein paar spektakuläre Videos von der Umgebung. Heute liess ich sie auf 100m hochsteigen. Dann bekam ich die Warnung, dass die Winde da oben zu stark seien, deshalb fuhr ich sie ein bisschen tiefer. Später schwebte ich mit ihr einmal den Waldweg in Richtung Norden. Sie hatte sich etwa 1km entfernt und ich bekam die Meldung, dass das Signal schlecht sei, ich solle mit der Drohne umkehren. Ein Kilometer nur. Das fand ich etwas enttäuschend. Laut Beschreibung kann sie 6km. Aber wie ich jetzt weiss, brauche ich dafür Sichtkontakt. Nun. Das wird im Wald etwas schwierig.

Diesmal hatte ich ungünstige Windverhältnisse. Der Wind war immer zu stark für das Fluggerät. Im Sommer werde ich weitere Flugmanöver probieren. Vielleicht kann ich mich da auf einem Hügel oder einem offenen Feld platzieren und weiter fliegen.

Ah, gestern haben wir auch die Espen auf der kleinen Wiese südlich des Hauses entfernt. Die Wiese ist eher eine Waldlichtung, ich finde die aber sehr schön. Man findet dort oft sogenannte Elchbetten, das ist bettartig niedergetrampeltes Gras, in dem sich Elche zum Schlafen kegen. Die Wiese wurde in den letzten Jahren nicht mehr gemäht, deswegen spriessen jetzt überall kleine Espenbäume. Espen sind sehr invasiv und wachsen schnell. Ehe man es sich versieht, stehen da Bäume und die kriegste nur mit schwerem Gerät wieder weg. Innerhalb einer Stunde schafften wir es, alle Espen mit einer Heckenschere zu entfernen. Davon habe ich heute Handmuskelkater.

Heute spielt auch Bielefeld gegen Bochum. Wenn Bielefeld heute verliert oder nur Ausgleich spielt, dann können wir diese Saison rechnerisch nicht mehr auf einem direkten Abstiegsplatz landen. Als ich ins Bett gehe, läuft das Spiel noch, es steht 1:1. Aber da ich hier mit den Hühnern ins Bett gehe, schlafe ich ein.

Da ich diesen Absatz am nächsten Morgen schreibe, ein Spoiler: Bielefeld hat verloren. Jetzt kann uns nur noch der Sturz auf den Platz für die Relegationsspiele drohen. Sollten wir am Samstag jedoch gewinnen, sind wir gerettet. Aber nichts ist so ungewiss wie der Erfolg meiner Mannschaft Herthabsc. Spielen wir Ausgleich oder verlieren wir, sind wir Abhängig vom Ergebnis in Stuttgart am Sonntag. Den anderen das Unglück wünschen. Ich würde an dieser Stelle gerne etwas Kluges über das Ungüpck der anderen schreiben, aber es fällt mir nichts dazu ein.

[Donnerstag, 5.5.2022 – Vorräte, Baumfällen, Verwildern der Hunde]

ir fuhren heute früh zum letzten Mal ins Dorf, um die Vorräte für die verbleibenden zwei Tage aufzufüllen. Am Samstag fahren wir wieder zurück. Wir werden die Reise wieder in zwei Abschnitte aufteilen, da wir das Haus wieder runterfahren. Zwar werden wir es nicht mehr winterfest machen, da in den nächsten ein bis zwei Monaten aber niemand hier wohnen wird, muss es dennoch etwas eingemümmelt werden.

Im Systembolaget des Dorfes schaue ich mich nach ein paar Bieren um. Von Stigbergets und Opigards habe ich alle durchprobiert. Opigards hat für die Saison ein phantastisches Frühlings-Ale gebraut. Zwischen den ganzen Neuerscheinungen sehe ich auch eine Flasche der Berliner BRLO. Ich finde das erstaunlich, wie sie es schaffen, sich mit mediokrem Bier auf dem internationalen Markt zu platzieren. Stünde auf deren Flaschen nicht “From Berlin with Love” würde sich wahrscheinlich niemand dafür interessieren.

Um auch den Holzvorrat aufzustocken, verarbeite ich einen kleinen Baum zu Kleinholz. Es gibt in unmittlebarer Nähe drei umgefallene Bäume. Einer hängt mir zu gefährlich über den Wegesrand, ein anderer hat sich ungünstig im Wald zwischen den Jungbäumen verkeilt, aber ein Dritter Baum ist unkompliziert auf die Wiese gestürzt. Ich ziehe diesen hoch bis zur Scheune, wo ich ihn mit der elektrischen Motorsäge zerkleinern kann.
Um die anderen beiden Bäume wird sich der Pächter Lasse kümmern. Er wird sie mit seinem Pickup zur Scheune bringen. Ab da werde ich sie im Sommer zu Kleinholz verarbeiten. Was Büroarbeiter wie ich im Urlaub halt so machen.

Ich frage mich, wie unsere Hündin sich wieder an die Stadt gewöhnen wird. Sie hat hier einen größeren und vermutlich spannenderen Bewegungsradius. Allerdings bleibt sie immer in unserer Umgebung. Wenn wir vor dem Haus sitzen ist sie zwar beschäftigt, aber sie entfernt sich nie von uns. Es gibt so etwas wie eine unsichtbare Grenze. Sie geht nicht alleine zum FLuss hinunter und sie geht nicht alleine in den Wald. Ich hatte ein wenig Angst, wie sie sich hier verhalten würde. Die Geschichte von Alex und seinem Hund, bei dem der Jagdtrieb erweckt wurde und sich damit der Alltag mit dem Hund verändert hat, beunruhigte mich doch ein wenig. Andererseits können wir sie hier nicht ständig angeleint lassen. Die Hunde der Schwiegereltern liefen hier auch jahrzehntelang immer ungleint ums Haus herum. Bei den Spaziergängen nahm man sie jedoch immer an der Leine. So wollten wir es mit ihr auch handhaben. Bisher geht es gut. Sie schnüffelt den ganzen Tag den Boden ab oder starrt den Gänsen und Rabenvögeln hinterher. Ich habe vor dem Haus schon mehrmals Rehe und Hasen gesehen. Vor allem morgens, wenn man aus dem Haus kommt, sieht man Tiere auf der Wiese weglaufen. Die Hündin kriegt das aber alles nicht mit. Sie schnüffelt nur den Boden ab.

Dafür hat sie heute bei der großen Waldrunde ein Froschkadaver gefunden. Hunde und Kadaver, eine gewöhnungsbdürftige Liebe.

Etwa drei Kilometer entfernt wird Wald gerodet. Das ist in Schweden ja nicht unüblich, schliesslich gibt es hier unfassbar viel Wald und es folgt alles einem nachhaltigen Konzept, was bedeutet, dass nach der Rodung wieder systematisch aufgeforstet wird. Der Lärm der Rodung ist allerdings beeindruckend und schallt kilometerweit. Es klingt erschreckend aggressiv, als würde jemand Wald rausreissen. Ich dachte immer, da würden junge Burschen mit Bärten und Holzfällerhemden mit Motorsägen hantieren. Aber die sitzen jetzt wohl alle in Berlin und trinken handwerklich gebrautes Bier.

Ah, noch eine Sache über unser Haustier: sie entwickelt hier einen Beschützerinstinkt. Sie steht vor dem Haus und knurrt oder bellt, weil sie glaubt etwas gesehen zu haben. Das kannte ich von ihr bisher nicht. Ob das gut ist, vermag ich noch nicht zu sagen. Generell finde ich bellende Hunde nervig. Ich glaube aber, das ist einfach in diesen Tieren drin, wie bei uns Menschen das Handygucken.
Heute bellte sie unter anderem meine Hose an. Ich hatte die Hose zum Trocknen auf die Wäshceleine neben der Scheune aufgehängt. Eine Stunde später sah auch die Hündin die Hose aus der Ferne und fing an, sie anzubellen.