[tagebuchbloggen: 13.11.]

Fehlplanungen. Im Stadtbad Wedding läuft gerade diese Save Berlin-Veranstaltung, ein Wochenende im Zeichen der Urbanistik, organisiert von Expats, absichtlich und in englisch gehalten, weil man der Überzeugung ist, dass die Berliner und ihr Senat, die Stadt kaputtmachen, kaputtmachen lassen, weil sie schon zu lange hier leben und oft gar nicht wissen was ihre Stadt da draußen in der Welt so faszinierend macht. Das ist natürlich ein witziger Ansatz, und relativ harmlos, wenn man weiß, dass die Veranstalter aus einem eher subversiven Milieu (Milliö) entstammen, also harmlos im Sinne, dass man bei diesem Thema sofort an westeuropäische Yuppies und Investoren denkt, die in Hippness zu investieren gedenken und beim Anblick der Großen Grauen immer nur phantasieren, wie sie Brandmauern und Baulücken zubetonieren können um darin eine eigenartig cleane Ästhetik zu zelebrieren, die mit diesem Berlin, das immer ein bisschen verraucht und schaurig war, so gar nichts mehr zu tun hat.
Ich bin dann nicht mehr hingegangen, weil meine Schwester und ich noch zu Kaisers gegangen sind, Obst zu kaufen, Kaisers, das ist so irre, man stelle sich vor, wir müssten die Welt vorantreiben und dann gehen wir alle zu Kaisers und kaufen Obst. Immerhin gibt es Bio da, aber mittlerweile macht sich ja eh die halbe Welt in einem eigenartigen Zynismus lustig darüber, dass die andere Hälfte der Welt nur noch Bio kauft, dabei fällt mir gerade auf, dass diese Biosache gar nichts mit dieser cleanen Ästhetik gemein hat, sondern in Wirklichkeit ja eine Grauswurzelsache ist, die fronten verhärten sich also, oder sie addieren sich. Darüber muss ich jetzt nachdenken.

Ks Mutter ist jedenfalls in Berlin zu Besuch und wir bewohnen jetzt diese kleine 63 Quadratmeterwohnung zu viert und wenn ich nachts auf dem Sofa liege und gegen die Decke starre, dann denke ich mir, dass man zur Kaiserzeit hier in diesen Arbeiterlöchern ja zu zehnt oder zwanzigt wohnte und dann gefällt es mir plötzlich, wenn ich mich nicht umdrehen kann ohne irgendwas hinunterzuschmeißen oder jemanden in den Hintern zu dingsen, und alles fühlt sich plötzlich weniger gentrifiziert an, also als wäre ich weniger ein Teil dieser jungen, urbanen Leute die gerne in den jungen urbanen Vierteln wohnen und eigentlich alles kaputt machen was es kaputt zu machen gibt, weil frühen haben wir ja nur das kaputt gemacht was uns kaputt macht, aber jetzt machen wir ja uns selber kaputt und bevor ich jetzt den Satz kaputtrede und im Schwung gar nicht mehr den richtigen Schluß finden kann, mache ich einfach einen Punkt.
Ahso. Jedenfalls ist Ks Mutter zu Besuch und nach dem kaiserlichen Obstkauf sind wir dann ins Lemongrass in der Anklamer Strasse gegangen, ein neuer Vietnamese der uns empfohlen wurde, und dort haben wir alle tolle Sachen gegessen für einen tollen Preis. Nachher sind wir dann in diese neue, etwas versteckte Weinerei in der Griebenowstrasse gegangen und haben uns dort noch durch das Weinangebot getrunken. Ks Mutter und ich tranken uns an einem spanischen Crianza fest, K trank Weißwein und meine Schwester hatte Pech (Kork).
So.

2 Kommentare

  1. Ein schöner Tag……
    aber ist das Hippsein nicht out? Oder zumindest anstrengend?
    Hier lebt man einfach so vor sich hin,liest im Herbst die Äpfel auf und schippt im Winter den Schnee weg. Das ist auch anstrengend, aber man muss sich nicht definieren. Das machen dann die anderen, nämlich darüber, ob man nun schippt oder nicht.
    Manchmal bin ich froh, nicht in der Stadt zu wohnen.

    (Weinerei ist übrigens schön…..dass etwas, bei dem man lachen muss, Wein! heißt, will mir nicht in den Kopf)

  2. Ich weiß nicht ob Hippsein out ist. Ich glaube Outsein ist ist gerade In.

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