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Es passiert so wenig in meinem Leben, dass ich ständig die gleichen Sachen erzähle. Zum einen ist das die gebrochene Rippe meines Friseures, die es mir unmöglich machte, einen Termin bei ihm zu bekommen, und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem das Haar auf meinem Haupt der Form des Helmes von Darth Vader Anleihe nimmt. Als ich neulich Frau Fragmente traf sagte sie: dein Haarschnitt war auch mal vorteilhafter. Der Kontext war harmlos, die Essenz des Satzes aber unmissverständlich. Als der erste Termin mit dem Friseur stand, musste ich am Stichtag aus beruflichen Gründen absagen, als der zweite Termin stand, sagte er mir wegen der gebrochenen Rippe ab. Inzwischen lag die Begegnung mit Frau Fragmente mehrere Wochen zurück. Aus dem Gefühl heraus, mich für meinen wenig vorteilhaften Haarschnitt und der damit verbundenen Verteilung von schlechtem Geschmack, erklären zu müssen, erzählte ich allen Menschen von der Rippe meines Friseures. Ständig. Meine Mitarbeiter begrüßten mich am Morgen mit der Frage, wie es der Rippe meines Friseures ginge.
Gestern war es dann so weit, ich hatte einen Termin und er schnitt mir eine vorteilhafte Frisur. Ab Morgen weiß ich dann vermutlich nicht mehr, wovon ich reden soll.
Wäre da nicht noch das Thema Balkone. Am Mittwoch werden nach vierjähriger Vorbereitungszeit die Balkone an das Haus gebaut und bei den Ausgrabungen für die Fundamente stieß man auf das defekte Abflussrohr der Regenrinne. Das Rohr war kaputt, vermutlich im letzten Krieg beschädigt, damit nämlich von oben keine Erde in das Rohr eindringen konnte, hatte man über das Loch einen Wehrmachtshelm gelegt und mit Erde verschüttet. Letzte Woche wurde also dieser Wehrmachtshelm ausgegraben und seitdem habe ich das allen erzählt. Vermutlich würde ich noch weiter darüber reden, wenn ich es nicht totgeredet hätte.

4 Kommentare

  1. Ich muß das noch mal in Ruhe lesen, wie der Helm von Darth Vader über das Loch der Regenrinne geraten ist. Vor Jahrzehnten bereits, obnwohl ihr Friseur doch diese Kriegsverletzung… Hm. Ich nehme erst einmal einen Kaffee.

  2. Diese Zeiten, in denen nichts passiert, sind doch eigentlich die schönsten. Man fällt in den Gemüsemodus und lebt so vor sich hin.Daran kann dann so ein Wehrmachtshelm wenig ändern, längerfristig meine ich.

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