[wenn dann noch der Schnee kommt]

Nach dem Spiel essen wir eine Wurst unweit der Brennerautobahn. Dann holt mich meine Schwester ab, die mich auf den Berg, ins Dorf meiner Eltern bringt. Es ist bereits dunkel, im Eggental beginnt es zu schneien, meine Schwester erwähnt, dass sie noch auf Sommerreifen fährt, wir lachen, haha. Ungefähr auf tausend Meter Höhe erwischt uns dann der Schneesturm, wir geraten ein paarmal ins Schleudern, die Reifen bekommen keinen festen Griff mehr auf die Straße. Wir fahren noch etwa einen Kilometer, bei der Weggabelung, wo früher die alte Mühle stand, halten wir an und suchen nach den Ketten. Im Wagen befinden sich aber keine Ketten. Mein Vater ist in Brixen, meine Mutter im Pustertal. Sie kommen erst spät in der Nacht nach hause. Wir wagen einen weiteren Versuch. Meine Schwester schafft es, mit schleifenden Reifen ungemein stabil zu fahren, wir kriechen mit schleifenden Rädern das finstere Tal hoch, vor uns die dicken Flocken und eine fünfzehn Zentiometer dicke Schneeschicht auf der Straße, ich klebe faktisch von Innen an der Frontscheibe, damit sich mehr Gewicht auf der Vorderachse befindet. Ein paar Kilometer geht es gut, aber in der großen Kurve oberhalb von Schwarzenbach ist die Steigung zu steil, meine Schwester dreht das Auto ab, auf einem kleinen Schotterplatz neben der Straße stehen wir still. Wir beschließen ein Stück die Straße hinauf zu laufen, und eventuelle Autos anzuhalten. Es ist finster im Eggental, aber das habe ich schon gesagt. Meine Schwester trägt ein Leibchen und darüber Wickeltuch. Ich habe immerhin eine dünne Jacke und darunter ein Hemd mit Pollunder. Drei Autos fahren an uns vorbei, erst ein Bauer mit seinem Jeep hält an und lässt uns einsteigen. Zuhause kocht sich meine Schwester einen Tee. Ich esse eine Mortadella im Brot.

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Vorher war ich mit Haimo für das Spiel des FC Südtirol gegen Calcio Como verabredet. Dritte italienische Liga im denkmalgeschützten Drususstadion. Da die teuersten Karten lediglich zwanzig Euro kosteten, was im Vergleich zu Karten fürs Olympiastadion ein Witz ist, kauften wir die besten Plätze (Haupttribüne, Mitte, halbe Höhe, aber nahe am Rasen). Zu unserer Überraschung waren unsere Sitze (Schalensitze aus Hartplastik) mit roten Kissen bezogen. Total Royal. Das nahmen wir bei den mittlerweile abgestürzten Temperaturen dankend an. Anpfiff. Viel Kampf im Mittelfeld, aber nur eine einzige Torchance in der ganzen ersten Halbzeit, als der FCS einen ziemlich gut kombinierten Angriff an der Latte der Comaner abschloss. Wir redeten über Faschisten in Como und internationale Ligasysteme. Zudem reden wir über die fehlende Fußballkultur in Südtirol. In der zweiten Hälfte gibt es einige sehr gute Szenen, am Ende trennt man sich 0:0.

3 Kommentare

  1. Das betrifft aber nur Österreich. In Italien kennt man (solche) Gesetze nicht 🙂

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