topografie

Und dann der Dingsda. Fernsehturm. In Berlin stehe ich immer so, dass er mir direkt auf den Kopf fallen könnte. Man kann ihm nicht ausweichen, und das macht mich verrückt. Ich bin ja mehr die einfache Seele, eine Seele für Paris beispielsweise. Dort weiß man wo man sicher ist. Der Eiffelturm hat einen viereckigen Grundriss und fällt nur nach vorne oder nach hinten. Auch nach seitwärts kann er fallen, sowohl nach links als auch nach rechts. Aber in Paris brauche ich mich nur schräg zum Turm zu positionieren und schon weiss ich gewiss, auf sicherem Boden zu stehen.
Ganz anders ist das in Berlin, der Turm ist rund und fällt überallhin, wenn er fällt. Und wenn er auf den Kreuzberg niederkracht, dann rollt er er in Längsrichtung zurück ins Spreetal. Und walzt alles dazwischen platt. Straßen, Häuser, Eisdielen, Museumsinseln, Starbuchs, alles. Fällt er nach Norden, zur Schönhauser hin, gilt dasselbe. Nun kann man natürlich denken ein recht Kluger zu sein und vorsichtigen Schrittes auf Distanz gehen, schätzungsweise 386,03 Meter, oder sich sagen, ha, ich ziehe ganz oben hinauf, auf den Prenzlauer Berg, oder ich bau mir eine Baumhütte im Tiergarten, oder flußaufwärts am Friedrichshain oder Stralau, rollen tut alles immer nach unten. An die große Kugel denkt man aber natürlich nicht. Womöglich will man die Kugel nicht an die große Glocke hängen. Denn wenn der Ball ins Rollen. Ich aber habe die Topografie studiert, und alle Rollbahnen berechnet. Öftermals.

10 Kommentare

  1. Interessanter Gedankengang. Habe mich dieser Tage in Berlin auch paarmal gefragt: Wenn er jetzt umfallen würde, der Turm, wäre ich noch im im unmittelbaren Gefahrenbereich oder eher nicht?

    Ich neige indes zur Annahme, dass der eigentliche Gefahrenbereich kleiner ist als man denkt/fühlt. So imposant die 300irgendwas Meter in der Vertikalen auch aussehen mögen, das relativiert sich am Boden dann doch schnell, selbst wenn wir den Gefahrenbereich aufgrund potentiell herumfliegender Trümmerteile eventuell mit 500 Metern veranschlagen müssten.

    Aber trotzdem: Natürlich bin ich auch froh, diesem Monstrum nochmal entronnen zu sein. 😉

  2. Seien Sie bloß vorsichtig! Das ist eine gefährliche Stadt! Besser, man bleibt, wo man ist.

  3. Da kommt doch jetzt die Tage auch so ein Fernsehfilm mit einem Fernsehturm-Inferno auf den Privaten. Die lassen die Kugel wohl auch rollen, was man so hört. Oder zumindest explodieren. Mir bleibt sie eh vom Hals, ich wohne am Berg, am Prenzlauer.

  4. Lieber mek, also mir wäre das ja ziemlich egal, wenn der Turm umfiele, aber dass Sie da Stunden sitzen, laufen, stehen und Rollbahnen berechnen, das gibt mir zu denken.

  5. Soso, es wäre Ihnen also egal wenn er mir auf den Kopf fiele? (Jemand muß diese schwere Aufgabe ja übernehmen)

  6. Der Turm darf fallen, natürlich nicht auf Ihren Kopf. Die Idee mit Paris fand ich im Übrigen gar nicht so verkehrt. Sie fahren nach Paris, wir schmeißen das Dingsda um, Sie kommen zurück und brauchen nicht mehr verrückt werden/sein. Oder noch besser: Wir fahren nach Paris, die anderen schmeißen das Dings um, wir kommen nicht mehr zurück, und die anderen werden verrückt.

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