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enn ich Diktator von Berlin wäre, dann würde ich den Großen Bunkerberg im Volkspark Friedrichshain kahlschlagen. Alle Bäume weg und meinetwegen in die Gärten der Bäumeschützer verpflanzen und dann am Südwesthang des Berges mehrere breite, ineinander verschlungene Steintreppen bauen lassen, mit einzeln, von Künstlern entworfenen Laternen an vielen Ecken. Die Treppen wären immer wieder von kleinen Terrassen unterbrochen wo Liebespärchen knutschen, und dicke Italiener Eis verkaufen. Abends säßen auf den Treppen Leute beim Schachspiel oder die Dorfjugend beim Umwerben der angereisten Weltenbummler. Es säßen dort natürlich auch die unvermeidbaren Gitarrenspieler die sich bei Wein und Hanf in die Herzen der gutgläubigen Mädchen einspielen, und auch die Landschaftsmaler, die, die den Abendhimmel rosapinkorange malen. Und die älteren Ehepaare oder frisch Verliebten, den Blick gen Westen, man sähe die Abendsonne hinterm Brandenburger Tor verglühen, die breiten Alleen, die Spitzen der Türme und nachts die Lichter der Stadt die den Wein aus der Flasche versüßen. Und oben auf dem Gipfel auf der Plattform stünden natürlich Skulpturen. Jeden Monat neue.

Aber nein, Berlin hat diesen 78 Meter hohen Berg, mitten in der Stadt, eigentlich eine Sensation, dann kommt man außer Atem auf dem Gipfel an, und alles was man sieht: Bäume. Dichte, hohe, dunkelgrüne Bäume. Langweilige, weitsichttötende, bäh, Bäume.

Wenige Monate bräuchte ich nur. Als Berliner Diktator würde man mich natürlich bald stürzen, ich wäre grottenschlecht, ich würde die Stadt vermutlich in ein wirtschaftliches Desaster steuern, aber wenige Monate bräuchte ich nur um den Bunkerberg kahlzuschlagen, die Baumfreunde mundtot zu machen und diese Treppen zu bauen. Wenige Monate nur.

16 Kommentare

  1. Bitte geben Sie mir Bescheid, wenn es so weit ist, damit ich mich als Knutscherin bewerben kann. Ersatzweise auch als Eisverkäuferin. Laternen entwerfen kann ich leider nicht.

  2. Wirtschaftliches Desaster? Was wollen Sie da noch stürzen? Sie werden die Baumfäller nicht bezahlen können. Vielleicht sponsert ein Baumarkt.

  3. ach ja. wenn ich meine kindheit beim geißenhüten zwischen lauter echten bäumen verbracht hätte, dann fände ich bäume in der stadt auch unangebracht und bäh. weil ich ja wüsste, wie landschaft in richtig geht, und dass so eine blöde imitation nix taugt. erst recht, wenn ich immer wieder zu besuch in die alpen flüchten könnte und mir bäume und berge ansehen, bis es raucht.
    aber die berliner haben das nicht, die armen! die brauchen jeden einzelnen baum, damit ihre seelen nicht noch ranziger werden als sie eh schon sind.
    falls das mit der diktatur klappt, herr wito, seien sie also in diesem einen punkt nicht so hartherzig. bauen sie die terrassen doch zwischen die bäume. knutschende berliner sind nicht schön anzusehen.

  4. Mir sind das auch zuviele Bäume und Pinkelflächen dort. Mehr Stein, weniger Urin gilt in Berlin.

    Wie machste das mit dem großen W? Grafik?

  5. Der Wald gehört in den Wald, sagte meine Oma, so einfach ist das. Zur Not gibt es ja noch den kleinen Bunkerberg nebenan, der hat keine Aussicht, da stören die Bäume nicht.
    Aber ich wäre auch zu kompromissen bereit, nur eine Schneise zu schlagen zB, ich wäre als Diktator nämlich ein guter Diktator.

    Burnster:
    <div style=”font-size: 400%; line-height: 75%; float: left; font-family: serif”>W</div>

  6. Nein, auch nicht ein kleines bisschen bäh.* Was können denn die Bäume dafür, dass die Berliner alle zu kurz gewachsen sind und nicht darüber hinweg schauen können. Bauen Sie denen halt ein paar Aussichtsplattformen, damit haben die früher auch schon immer über die Mauer geguckt. Außerdem gibt’s für Aussicht doch diesen Fernsehturm.

    Für die ultimative Romantik gehen natürlich auch Baumhäuser.

    * Bäh sind die Leute, die überall hinpinkeln.

  7. na dann… ach wäre es nur endlich so weit mit der diktatur! ich bin jetzt schon ganz aufgeregt.

  8. Gut, ich würde sie umpflanzen. Ich würde Marzahn aufforsten. Ganz Marzahn abreissen und begrünen.

    (Himmel, macht ja kein Spass mehr Diktator zu sein wenn man dauernd Zugeständnisse machen muss)

  9. Und Hellersdorf bitte auch. Sie wären halt wirklich ein guter Diktator, und vielleicht würde es dann auch ein besseres Ende nehmen mit Ihnen als sonst so mit Diktatoren. Die enden bisweilen ja auch am Galgenbaum.

  10. “(Himmel, macht ja kein Spass mehr Diktator zu sein wenn man dauernd Zugeständnisse machen muss)”

    Da hast du a priori das Kernproblem jeder
    Diktatur erfasst.

  11. Ich würde so einen Aussichtsturm aus Metall errichten lassen, wie in den Mittelgebirgen. Am Fuße könnte man Limo und Postkarten kaufen. Die Idioten können woanders grillen.

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