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igentlich wollte ich ja wieder mehr tagebuchbloggen. Vor allem heute, denn gestern flanierte ich auf dem Fahrrad nach etlichen Getränken ziemlich wackelig über die Danziger, die Ampel schaltete rot, und ich fuhr natürlich weiter, ist ja nur rot, und rot bloß eine farbliche Abstufung von orange, oder von grün meinetwegen, und der Platz zwischen dem Kleintransporter und dem geparkten BMW nach den Flaschen Wein noch groß genug, jedenfalls war das in all den letzten Jahren immer genug, nur eben diesmal nicht, stiess erst mit dem Pedal den BMW, danach mit dem Lenker den Transporter, hielt dann an, weil das alles blöd war, ist ja Schaden immerhin, und ich darum mit dem Transporterpiloten gucken wollte was da passiert war, doch der Pilot sprang auf, hupte, stellte mir seinen Transporter in den Weg, quer über die Straße, stieg aufgeregt aus, bäumte sich auf, schien über irgendwas gesiegt zu haben, endlich endlich, wie er sagte, endlich habe er einen verfickten Fahrradfahrer geschnappt. Und dann die Polizei an seinem Aparat.
Und dann. Dann kam der BMW-Bursche mit über dem Kopf zusammengeschlagenen Händen. Und weinte. Er zeigte mir die drei Kratzer vorne links an seinem Wagen, drei Kratzer die ich auch nach dreimaligem Hinsehen nicht sehen konnte, aber mir hätte er auch eine Mücke zeigen können und ich hätte nur eine Elefantenherde gesehen, issjanding. Sein Problem war natürlich recht Mathematisch: 22 Jahre alt, Libanese, arbeitet 7 Tage pro Arbeitswoche als Koch. Für sein Auto.
Katastrophe also. Für ihn.
Ich hingegen hatte nur viele Kleine. Ich stand eingeklemmt zwischen einem an unheimlichkeit hin frustrierten Kleintransportermenschen und einem weinenden BMW-Besitzer dem ich soeben drei Kratzer in sein ganzes Leben geritzt hatte, dann hatte ich ziemlich einen im Tee, zudem weder Vorderlicht auf dem Fahrrad noch Rücklicht, meine Personendaten lagen zuhause irgendwo im Wäscheberg, meine Versicherung ist eine gesetzliche Krankenversicherung, und so wartete ich ohne zu wissen wie aus der ganzen Sache wieder heil herauszukommen, auf die Polizei.

(wird nur ein bisschen Geld kosten)

7 Kommentare

  1. Absolut der Hammer! Wie kann man nur! 7 Tage Arbeiten, 22 Jahre alt sein und einen BMW fahren – Hammer 🙂

  2. Wenn ganz viele unwahrscheinliche Dinge gleichzeitig geschehen, dann passiert sowas.Schöne Geschichte!(Natürlich nur, wenn es nicht zu teuer wird)

  3. Weia, hoffentlich lässt der sich nicht wegen der drei Kratzer das halbe Auto neu lackieren.

    Aber mal eine andere Frage: Wenn man betrunken Fahrrad fährt, kann man ja bekanntlich seinen Autoführerschein verlieren und Punkte bekommen. Aber was machen die eigentlich, wenn man gar keinen Führerschein hat?

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