[11.4.]

Liebes Tagebuchblog. Heute muss ich schwindeln. Heute ist es schon nach Mitternacht und ich werde einfach das Datum fälschen.

Heute hat sich alles ein bisschen in die Länge gezogen. Erst ein opulentes Frühstück um zwölf Uhr bei Madame Modeste mit phantastischen Pasten vom Markt am Kollwitzplatz. Nach den herzhaften Dingen wollte ich am Ende noch die Weinmarmelade kosten, weil ich mir dachte, Marmelade aus Trauben, das kennen Sie nicht, das müssen Sie mal probieren, woraufhin mir erst auffiel, dass ich mich gesiezt hatte, was ich ziemlich eigenartig fand, mir dann aber dachte, egal, jetzt erstmal die Weinmarmelade probieren. Und diese Weinmarmelade, von der ich erwartete es sei Marmeladisierter Traubensaft, wie ja auch Pfirsichmarmelade schlicht nach marmeladisiertem Pfirsichsaft schmeckt, aber ganz anders ist das bei Weinmarmelade: Weinmarmelade riecht nicht nach Trauben sondern nach Wein.
Das war sehr toll.
Und hat sehr toll geschmeckt.
Drei Stunden später spazierte ich ich zur Verdauung mit K die Schönhauser Allee runter bis zur Torstraße, dann weiter die Alte Schönhauser Straße rein, bis zur Münzstraße, dann nach links, weil rechts wäre Hakescher Markt gewesen und Hackescher Markt an einem Samstag ist wirklich totale Marmelade. Deshalb also links die Memhardstraße rein und über die Karl-Liebknecht-Straße rüber durch diesen 60er-Jahre-Durchgang zwischen dem Kaufhof und dem Park Inn auf den Alexanderplatz gelangt und mich gefragt warum man neuerdings den Brunnen der Freundschaft (oder wars der Brunnen der Völkerverständigung?) immer mit so bayrischen Holzbuden einbaut. Es gab auch eine Holzbude mit (Süd)Tiroler Wurst, was mich sehr freute […] und wir liefen weiter und standen irgendwann in diesem Alexa und ich finde das Alexa wirklich totale superklasse, diese ungeschickte Architektur mit vollkommen hilflosen Referenzen ins Altertum, ins Disneyland, es zitiert sogar den Historismus und zu guter Letzt darf man nicht vergessen: Das Ding ist riesig, steht mitten in der Stadt und ist grell Altrosa.
Die Menschen lieben es und das ist phantastisch.

Dann setzten wir uns in einen dieser neu ausgebauten S-Bahnbögen in der Dircksenstraße und tranken einen Prosecco, danach liefen wir irgendwie zurück, und mir war der Prosecco zu süß gewesen, ich hatte diese klebrige Zunge die ich auch nach dem Glühwein nicht ertrage, weshalb wir noch irgendwo auf einen weiteren Prosecco einkehrten, und danach war alles schon ein bisschen viel: der Nachmittag, die Sonne und der Sprudelwein, wir tranken also noch einen und irgendwie war dann einfach Proseccozeit, so halt, die Sonne und die freien Tage

7 Kommentare

  1. Das inspiriert mich zu einer prima Romanidee. “Blogger die Prosecco trinken”. Könnte ein Hit werden.

  2. Ja: aufschreiben die Tage. Auch die schönen. Sonst vergesse ich sie.

    Frohe Ostern zurück und überhaupt.

  3. Ich lese Dein Blog täglich, kennen tu’ ich Dich nicht. Gestern bin ich fast genau die gleiche Strecke mit dem Fahrrad abgeklappert, wieviel mal habe ich wohl Deinen Weg gekreuzt?
    Ich mag’ das Internet …

Kommentare sind geschlossen.