[Mi, 13.3.2024 – Nachbesprechungen]

Es gab viel mit meiner grösseren Schwester und meinem Vater zu besprechen. Tagsüber schrieb ich mit der Schwester auf Whatsapp und abends telefonierte ich mit meinem Vater. Ich versuchte zu verstehen, was in den letzten drei Wochen passiert war. Inhaltlich gab es keine Erkenntnisse. Ich werde irgendwann auch das Gespräch mit meiner Mutter aufnehmen müssen, aber dazu bin ich noch nicht bereit.
Die kleine Schwester schickt mir ab und zu Nachrichten aus der Psychiatrie. Sie klingt belustigt. Aber gleichzeitig betrübt. Ich antworte freundlich, gehe aber nicht tiefer in den Dialog.
Sie tut mir sehr leid. Sie ist in ihrem Schicksal gefangen.

Und sonstso: Die Lage auf Arbeit ist derzeit natürlich seltsam. Ich bin noch keine Lame Duck, aber eigentlich habe ich nicht mehr wirklich etwas zu tun. Meine Arbeit besteht vornehmlich aus längerfristigen Themen. Meine längerfristigen Planungen sind jetzt nicht mehr relevant. Ab April werde ich vermutlich nicht mehr in die Firma gehen.
Jetzt sitzen täglich Mitarbeiter bei mir im Büro und wollen reden. Die meisten sind entsetzt. Ich beschwichtige aber. Es wird sich für niemandem wirklich etwas ändern. Die Dinge gehen weiter. Es wird ein Neuer kommen und wird vielleicht andere Schwerpunkte legen. Aber letztendlich werden sich alle schnell daran gewöhnen. Sie tun gut daran, bereits jetzt eine positive Haltung zu der kommenden Person zu entwickeln.

Einige wenige haben sich aber noch nicht bei mir gemeldet. Ich hätte diese drei Personen lustigerweise schon vorher benennen können. Aber so ist das ja immer. Mit einigen Leuten kann man nicht. Bei Hunden ist das auch so. Manche Hunde mögen einander einfach nicht.

[Di, 12.3.2024 – Up and Down, Pizza]

Es kommt gerade viel zusammen. Nun ist meine kleine Schwester in die Psychiatrie gegangen. Ich hätte es früher schnallen sollen. Vorausgegangen waren drei Wochen von emotional geführten, verstörenden Diskussionen zwischen ihr und mir. Sie überhäufte mich über mehrere Tage hinweg mit persönlichen Attacken. Das ging so weit, dass ich irgendwann bat, keinen Kontakt mehr zu mir aufzunehmen. Zudem zog sie die Familie mit in den Streit hinein und ich weiss gerade nicht, wie ich jetzt wieder das Gespräch mit meiner Mutter aufgreifen soll.
Immerhin ist zwischen meiner grösseren Schwester und mir alles im Lot.

Wir kennen diese Attacken von ihren früheren manischen Phasen, in denen sie beispielsweise meine grössere Schwester oder auch meine Mutter persönlich fertigmachte. Aber wenn es dann wieder passiert, erkennt man die Situation immer zu spät. Und meine Mutter ist in diesen Momenten nie wirklich eine Hilfe. Eltern sind bei solchen Vorkommnissen vermutlich emotional ganz anders befangen.

Jetzt wird erneut eine lange, depressive Phase folgen. In der Vergangenheit dauerte es immer ein Jahr, bis sie wieder einigermassen stabil und eigenständig durchs Leben gehen konnte.

Es ist eine tragische Krankheit.

Ich sparte dieses Thema im Blog bisher immer aus. Aber es gab auch seit 6 Jahren keine Episoden mehr und wir waren auch alle sehr froh darüber, dass es damit nun vorbei sein schien. Nunja. Ist es eben nicht. Eine bipolare Störung geht ja nicht einfach weg.

Deswegen wollte ich heute Pizza und Bier. Ich freute mich den ganzen Nachmittag lang auf Pizza und Bier. Als ich dann bestellen wollte, fand ich auf Lieferando die Information, dass unsere Pizzeria heute geschlossen habe. Also entschieden wir, mit der Hündin zu spazieren und auf dem Rückweg wieder zu der neuen Napolitanischen Popup Pizzeria zu gehen. Als wir aber vor dem Laden standen, waren sie aufgrund von Umbauarbeiten gerade geschlossen. Das war schon sehr enttäuschend. Alternativ hätten wir zum Salami Social Club gehen können, aber das war mir zu weit und zu umständlich und andere Pizzerie in der Gegend sind mir zu fettig. Also ging ich zu Edeka und starrte in die Tiefkühlfächer. Es ist sicherlich 20 oder 30 Jahre her, dass ich das letzte Mal eine Tiefkühlpizza kaufte und ich habe keine Ahnung, welche die besten Tiefkühlpizze sind. Ich weiss nur so viel, dass mir Tiefkühlpizza nie sonderlich geschmeckt hat. Da kein Fachpersonal herumstand, griff ich zu den teuersten Pizze. Mit teuren Pizze kann man nicht viel falsch machen, ausser dass man zu viel Geld ausgibt. Aber was bedeutet bei 4,95€ schon der Begriff “viel”.

Sie schmeckte dann halt wie eine Pizza für 4,95€. Mache ich nicht wieder.

[Wochenende, 10.3.2024 – Minden, Porta Westfalica, unseriöse Musik]

Am Freitag gegen Mittag fuhren wir nach Minden. Es war Frauenkampftag. Wir hatten nicht bedacht, dass die Stadt aufgrund zahlreicher Demos ziemlich verstopft sein würde. Wir brauchten fast anderthalb Stunden, um Berlin zu verlassen. Und auf der Autobahn gab es auch den erwartbaren Stau. Ob das mit dem langen Wochenende zu tun hatte oder schlicht mit dem Freitagnachmittag, kann ich nicht sagen. Die dreieinhalbstündige Fahrt dauerte jedenfalls wesentlich länger.

Je länger die Fahrt dauerte, desto unseriöser wurde die Musik. Irgendwann landeten wir bei Europe und Opus. Wir hörten “The Final Countdown” und “Life is Live”. Meine Frau googelte alles, als bräuchten wir Sekundärliteratur. Joey Tempest wohnt mittlerweile in England und hat immer noch lange Haare. Allerdings keine Dauerwelle mehr. Ausserdem trägt er kein offenes Hemd auf einer blankrasierten Brust, sondern Rollkragen. Allerdings kleidet er sich noch in Lederjacken.
Opus hat nach “Life is Live” wirklich nicht mehr viel gerissen. In Österreich veröffentlichten sie immerhin noch ein mehr oder weniger erfolgreiches Album. Mir wurde erst klar, wie belanglos der Text dieses Songs eigentlich ist. Die Titel ihrer anderen Lieder versprechen auch nichts gutes. “Faster and Faster” “Up and Down” und ich meine mich an ein “Over and Over” zu erinnern, es taucht aber nicht in deren Wikipedia auf.

Auch U2 hörten wir. Als Jugendlicher hörte ich gerne “Where the streets have no name”. Das kann man sich immer noch gut anhören. Vor allem ist der Song wirklich schön orchestriert. Wie sich im Hintergrund die Instrumente phasenweise in den Vordergrund spielen und dann wieder Platz machen für ein anderes. Das ist ein schöner Effekt. Unerträglich finde ich nur Bonos Stimme. Dieses seltsame Rockerkrächzen. Der Song wäre so gut, würde er von einer sonoren Baritonstimme getragen. Ich frage mich, ob das seine Orgasmusstimme ist. Damals sangen viele Sänger so. Vielleicht machte man das damals so, um Stimme und Rocknroll zu sexualisieren. Dieses extatische Krächzen. Aber Bono war ja immer der unerträgliche Teil der Band. Wahrscheinlich war er allerdings auch derjenige, der massgeblich für die Bekanntheit der Band sorgte.

Am Samstag frühstückten wir lange mit unseren Freunden. Sie haben zwei Kinder, die sich die ganze Zeit mit unserer Hündin beschäftigten. Ich glaube, sie war abends noch nie so müde wie an jenem Samstag. Danach wanderten wir durch das Hiller Moor und später fuhren wir zum Kaiser Wilhelm Denkmal an der Porta Westfalica. Unter dem Denkmal gibt es eine Ausstellung über die Geschichte und Geologie der Porta Westfalica. Die Porta Westfalica ist Teil der letzten Falte der geologischen Verwerfung, die man Alpen nennt. Natürlich ist sie nicht Teil der Alpen, aber es ist eben die letzte Falte, die entstand, weil Afrika an Europa heranrückte.

Wenn man auf den Terrassen des Kaiserdenkmals steht, sieht man im Süden das hügelige Land, das sich irgendwann hunderte Kilometer weiter in die Alpen aufstauen wird und im Norden sieht man die flache, Norddeutsche Tiefebene. Ab da bleibt es flach bis nach Norwegen. Das alles so zu sehen, beeindruckte mich sehr.

Abends gab es Königsberger Klopse. Um 22 Uhr ging ich ins Gästezimmer, wo eine übermüdete Hündin auf uns wartete. Sie geht höchst selten alleine in ihr Bettchen. Aber der Samstag war ein solcher Tag.

Am Sonntagmittag fuhren wir wieder zurück. Unterwegs begann das Spiel gegen den FC St.Pauli. Ich wollte nicht den Livestream hören. Das brachte bisher immer Unglück. Ich bat meine Frau, den Ticker vorzulesen. Aber sie las nur Quatsch vor, erfand Spieler oder sagte, dass Manuel Neuer ein Tor schoss und solche Sachen. Nach dem 1:0 für St.Pauli bat ich sie, das Vorlesen einzustellen.

[Do, 7.3.2024 – Lieferando oder Linkedin, True Detective, Winwinwinwin]

Wenn ich in meinem Browser “Li” eingebe, kommt nicht Linkedin, sondern Lieferando. Ich finde das gut. Es gibt immer wieder Zeiten, in denen sich das dreht. Das waren meist keine guten Zeiten.

Heute gaben wir den Mitarbeiterinnen in der Firma die Trennung bekannt. Ich werde die Firma verlassen. Auf gegenseitigem Wunsch. Nachdem zuerst der CPO gehen musste, danach der CEO, ist jetzt der CTO dran. Also ich. In meinem Browser wird das “Li” bald wieder Linkedin aufrufen.

Ich werde vorerst weiterarbeiten. Wir tauschen uns noch über die Bedingungen aus, ausserdem werde ich meinen Nachfolger einarbeiten. Aber es geht jetzt dem Ende entgegen.

Das war auch der Grund, warum es hier zwei Tage lang still war. Es ist aber keine Niedergeschlagenheit. Ich konnte nur noch nicht davon berichten. Und andere Dinge sind nicht passiert.
Obwohl. Das stimmt gar nicht. Ich habe viele Feierabendbierchens mit meiner Frau getrunken. Und wir sind wieder in diese Popup Pizzeria in die Eckertstrasse gegangen.

Ausserdem haben wir die vierte Staffel von True Detective geschaut. Sie hat mich nicht so mitgenommen wie erwartet. Meine Erwartungen waren aber auch ziemlich hoch. Zum einen, weil die erste Staffel so episch war und weil die vierte Staffel versprach, an die Qualität der ersten Staffel heranzukommen. Aber mit einer weiblichen Besetzung im arktischen Alaska. Meine Erwartung an der Serie war, dass sie meine Lieblingsserie dieser Dekade werden könnte. Das trat aber nicht ein.

Ich kann gar nicht genau sagen was mir daran nicht gefiel. Zwar mochte ich die Figuren, vor allem die Profiboxerin Kali Reis, die in der Serie den State Trooper Navarro spielt. Und ich mochte diese von Frauen getragene Geschichte und auch die erwartbaren Konflikte mit Männern in diesem arktischen Alaska. Aber die Backgroundstories interessierten mich nicht genug. Ich fand sie zu belanglos und auch unglaubwürdig. Und ich konnte den Antrieb der Handlungen nie ganz nachvollziehen. Kann sein, dass mir durch die Geschehnisse auf der Arbeit vielleicht etwas die Hingabe an der Geschichte fehlte, aber ich fand sie nicht besser als beispielsweise “Fortitude”. Dafür war Fortitude stringenter und sie hatte den entscheidenden Vorteil, dass sie in Longyearbyen spielt. Spielen soll.
Aber ich kenne einige Menschen, die von der vierten True Detective schwärmen. Also was solls.

Heute Mittag nutzten der verbliebene CEO und ich die To Good to Go-App. Für 4,70€ konnten wir damit am Buffet im Scandic Hotel am Potsdamer Platz bedienen. An der App gewinnen alle: 1) Scandic kriegt noch etwas Geld für die Buffetreste anstatt sie wegwerfen zu müssen, 2) ich kriege für wenig Geld eine grosse Portion guten Essens, 3) kein Essen muss weggeworfen werden 4) und die App-Betreiber verdienen zudem an der Provision. Winwinwinwin.

Heute ging in Longyearbyen übrigens wieder die Sonne auf. Zum ersten Mal seit 4 Monaten.

Und morgen fahren wir nach Minden. Wir werden alte Berliner Freunde besuchen. Ich weiss nicht, ob ich von da aus berichten kann. Eventuell ist es hier wieder zwei Tage ruhig.

[Mo, 4.3.2024 – negative Gefühle, napolitanische Pizza]

Viele negative Gefühle. Ich hatte den ganzen Tag über negative Gefühle. Gegen meine Arbeit, gegen meine Familie, auch gegen Freunde. Ich warnte meine Frau. Sie schlug vor, dass sie mir mit der Hündin auf dem Nachhauseweg entgegenkommt. Ich hatte nämlich einmal erwähnt, dass es positive Gefühle in mir auslöst, wenn ich sie aus der Ferne mit der Hündin sehe. Wenn die Hündin mit ihren pelzigen Pfoten watschelnd, scheinbar unbeobachtet mit einem Teil ihres Rudels in der Stadt unterwegs ist. Eine Art unbeschwertes Glück.

Also fuhr ich nach Hause. Als ich die beiden in der Karl-Marx-Allee sah, bekam ich tatsächlich positive Gefühle. Wir gingen zu dieser neuen Popup-Pizzeria in der Eckertstrasse und holten uns eine napolitanische Pizza. Danach schauten wir 3 Folgen von der neuen True Detective und dann war ich müde.

[So, 3.3.2024 – Brunch, Pizzabote]

Ein Freund hatte Geburtstag, deswegen lud er heute auf ein Brunch bei sich zu Hause ein. Die Anwesenden kannte ich alle. Ich kenne sie bereits seit fast zwanzig Jahren. Wir sehen uns jedes Jahr auf den Feiern meines Freundes oder auf den Feiern seiner Frau. Sonst eigentlich nie. Eines der Paare wohnt in unserem Kiez. Wir sehen uns manchmal bei Edeka oder auf Spaziergängen am Sonntag. Wir begrüssen uns immer. Sie sind nett. Sie haben ein oder zwei Kinder, ich vergesse das immer. Wir haben aber keine Beziehung zueinander.
Ein anderer ist Herthafan. Er ist ganz anders Fan als ich. Er ist sympathisch. Manchmal treffen wir uns im Olympiastadion, da quatschen wir kurz. Auf den Geburtstagsfeiern meines Freundes tauschen wir uns immer kurz über die Lage unseres Vereines aus.
Die andere Freundin hat jetzt einen Sohn, der ist sieben oder acht oder neun oder zehn. Es ist eine schöne Frau, die ich immer als Single wahrnahm. Sie ist natürlich schon lange nicht mehr Single. Aber ich sehe sie immer in diesen jährlichen Entwicklungsschritten und manchmal bleibt man doch in älteren Bildern verfangen. Jetzt ist ihr Sohn aber schon ein richtiger Jüngling, kein Baby mehr. Ich finde es erstaunlich, wie die Zeitschichten sich stapeln.

Es ist eine schöne Konstante, sich über fast zwanzig Jahre hinweg immer auf den Geburtstagsfeiern zu treffen. Wir sind alle zusammen gealtert.

Und es waren noch andere da. Das englischsprache Paar. Die wirken immer sehr nett, aber über ein freundliches Grüssen und drei Sätze sind wir in den vielen Jahren nie hinausgekommen. Aber das ist gut so, es muss nicht geändert werden. Die Zusammensetzung funktioniert ja genau so.
Und natürlich waren unsere Nachbarn da und auch die Travelinglady. Wir werden demnächst wieder mit Hund spaziergehen und wir stellten mit einiger Freude fest, dass die Kajak-Saison bald wieder beginnt.

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Heute bestellten wir seit Ewigkeiten wieder Pizza. Als der junge Spanier von Lieferando die Treppe hochkam, schien er sich zu freuen.
Ich sagte: hey, long time no see.
Er sagte: ja, ich dachte schon, ihr seid auf Diät.
Ich antwortete: sind wir auch.
Er fand das lustig. Ich auch.

[Sa, 2.3.2024 – Zehnminutenkuchen, Vivamexico, Pannbiff]

Meine Frau schickte mir gestern spät am Abend dieses 10 Minuten Kuchenrezept aus Spiegel Online. Sie wusste wahrscheinlich, dass mich das triggert. Kuchen in zehn Minuten. Noch am Vormittag buk ich den Zehnminuten-Karottenkuchen. Ich benötigte dafür 30 Minuten, aber mit etwas Übung schafft man das locker in einem Drittel der Zeit.

Heute ist Vivamexicotag. Heute vor 16 Jahren lernte ich meine Frau kennen. 16 Jahre. Ohne Scheiss. Nur das Blog hat eine noch längere Kontinuität.

Weil wir an dem Tag immer mexikanisch essen, wollten wir ins Bariton in die Friedrichshainer Weserstrasse. Aber da sie aufgrund einer geschlossenen Gesellschaft keine Reservierungen annahmen, entschieden wir uns kurzerhand zu Hause zu bleiben und schwedisches Pannbiff zu kochen. Ab 16Uhr sassen wir in der Küche. Anstatt aber mit der Zubereitung der Speisen zu beginnen, öffneten wir uns Drinks, naschten Oliven und Dinkelbrot mit Butter und hingen ewig an der Kücheninsel herum. Wir redeten über Sandra Hüller und ihrem neuen Film, über Ilker Çatak, über die RAF, über meine Familie und über the Cure. Ich weiss sehr wenig über the Cure. Ich fand Robert Smith auf den Bildern immer sehr sympathisch und es gibt viele gute Zitate von ihm. Aber meine musikalische Entwicklung ging direkt von Metal in den Punk über und weiter zu den Bad Seeds und Einstuerzende Neubauten, bevor sich die Hörgewohnheiten etwas diversifizierten. The Cure kamen da nicht vor. Ich sagte, ich kenne nur “Cold”, weil ich das Lied zufällig vor einigen Monaten entdeckt hatte. Meine Frau meinte aber, dass ich bestimmt andere Songs von the Cure kenne. Deswegen spielte sie mir das eine oder andere vor und sie hatte Recht, ich kannte sie alle, ich wusste nur nicht, dass sie von the Cure waren. Danach hörten wir Joy Division und The Smiths. Auch das sind Bands, die ich eigentlich zu meinem Jugendrepertoire zählen müsste, an denen aber meine musikalische Entwicklung vorbeigeschrammt ist. Ich glaube, ich bin jetzt zu alt, um innige Gefühle zu deren Musik zu entwickeln.

Irgendwann waren wir betrunken und hungrig, also fingen wir an, den Pannbiff zuzubereiten. Es gibt keine vernünftigen deutschsprachigen Rezepte für Pannbiff, ich muss mal eines aufschreiben. Vielleicht gibt es keine vernünftige deutsche Pannbiff Rezepte, weil Panbiff einfach nur eine schwedische Frikadelle ist. Aber warum sind dann schwedische Fleischbällchen so berühmt? Für schwedische Fleischbällchen gibt es tausende deutschsprachige Rezepte. Kaum haben die Bällchen eine andere Form, interessiert sich niemand dafür. Die gastronomische Abteilung von Ikea sollte sich der Sache annehmen.
Aber eigentlich ist das ja auch egal.

[Do/Fr, 29.2./1.3.2024 – Parkverbot, Schaltjahr, Hündin mag keinen Fussball]

Es ist ja nicht so, dass nichts passieren würde, aber alles, was passiert, ist arbeitsbezogen und es kostet mich viel Kraft. Vielleicht kann ich aber nächste Woche schon mehr darüber berichten.

Heute wäre fast mein Auto abgeschleppt worden. Ich war gerade im Hundepark, als meine Frau mich panisch anrief. Die Polizei stünde in der Strasse und unser Auto befände im Parkverbot. Diese temporären Parkverbote wegen umziehenden Haushalten. Sie sind die Pest. In einer dicht besiedelten Strasse wie unserer zieht natürlich ständig jemand um. Wenn man dann das Auto nur einmal alle paar Wochen bewegt, hat man die temporären Verbotschilder, die um das eigene Auto herum aufgestellt werden, nicht immer im Blick. Vor allem, wenn ich das Blech, ein Stück die Strasse hinauf auf der anderen Seite geparkt habe. Vorzugsweise geschieht es im Urlaub. Die temporären Schilder dürfen drei Tage vor einem Umzug aufgestellt werden. Wenn ich aber zwei Wochen im Urlaub bin, sind drei Tage sehr kurz.

Deswegen habe ich die Bankverbindung der Landeshauptkasse der Polizei als Vorlage in meinem Onlinebanking angelegt.

Heute geschah es also wieder. Das Auto stand auf der anderen Strassenseite, etwa 4 Häuser in jene Richtung, in die ich nie laufe. Neu war mir aber, dass die Polizei offenbar zuerst die Fahrzeughalterinnen zu kontaktieren scheint. Natürlich kann die Polizei die Adresse der Halterin herausfinden, dass sie das aber auch tun, überraschte mich dennoch. Ich weiss nicht, ob sie immer auf diese Weise vorgehen oder ob nur die heutigen Beamten besonders nachsichtig waren. Heute früh stand ich also im Hundepark und die Polizei klingelte meine Frau aus dem Bett.
Ich hastete sofort zurück nach Hause. Als ich den Polizisten in der Strasse stehen sah, sprach ich ihn sofort an, dass mir der Citroen gehört und ihn gleich wegfahren würde. Ich fragte ihn, ob jetzt schon eine Busse fällig werden würde. Das verneinte er, dann bedankte ich mich für die Warnung, das freute ihn und mich freute es, dass es ihn freute und er freute sich, dass mich das freute und als ich wegfuhr, um einen anderen Parkplatz zu finden, winkten wir einander zu.

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Schaltjahr

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Am Abend war meine Frau verabredet. Eigentlich wollte ich zum Heimspiel gegen Kiel, aber dann wäre die Hündin sehr lange alleine zu Hause gewesen. Also blieb ich zu Hause. Ich habe ja noch Whisky, der ausgetrunken werden muss. Da Klaus keine Dauerkarte mehr hat und er womöglich nicht im Stadion war und wir uns sowieso schon lange nicht mehr gesehen hatten, lud ich ihn ein, mit mir zu schauen. Er ist jetzt aber ein berühmter Schreiber aus Lübeck und war daher auf dem Weg nach, genau, Lübeck. Also lud ich zwei Mitarbeiter ein, die aber auch nicht konnten, also schaute ich alleine mit meiner Hündin. Meine Hündin hasst aber Fussball und schaut mich weite Teile des Spieles mit einem vorwurfsvollen Blick an.

[Mi, 28.2.2024 – wie das mit dem Whisky so ist]

Weil sich gestern durch das Austrinken der Whiskys so viel Platz auf der Whiskybar zurückgewinnen liess, fuhr ich heute mit dieser Tätigkeit fort. Während ich die Pegelstände der Flaschen inventarisierte, stiess ich auf ein Muster. Offenbar hatten wir in den letzten Jahren die torfigen Whiskys aus Islay stehen gelassen und bedienten uns stattdessen lieber an den ungetorften Malzbränden. Denen aus Orkney und den Highlands zum Beispiel. Die verbliebenen Flaschen waren zudem halb voll, die konnten wir natürlich nicht mal eben an einem Abend leeren. Vom Platz her gewannen wir heute lediglich eine einzige Flasche, das war ein torfiger Laphroaig, in dem noch ein halber Schluck Whisky gluckerte.

Ich habe jetzt einen losen Plan entwickelt, um den Vorrat zurückzubauen. Die Reihenfolge, in der welche Whiskys zuerst wegmüssen. Zuallererst muss eine Flasche der beiden guten, aber vielleicht etwas langweiligen Caol Ilas geleert werden. Wir haben zwei fast identische davon. Caol Ila behandeln wir immer etwas stiefmütterlich, da es die einzige Brennerei ist, die wir damals bei unserem Islay-Besuch nicht besichtigt hatten. Beide Flaschen sind noch zu zwei Dritteln gefüllt. Für die Caol Ilas wird es genug Anlässe geben. Caol Ila ist gut genug, um ihn Freunden anzubieten. Vielleicht lade ich öfter wieder mal Menschen zum Fussballgucken ein oder sonst lasse ich mir etwas anderes einfallen.

Sorgen bereitet mir eher dieser junge, aggressive Ardbeg. Ich mag den zehnjährigen Ardbeg wirklich sehr gerne. Der sogenannte “Ardbeg ten” war jener Whisky, durch den sich mir die Welt des Torfrauchs öffnete.
Vor ein paar Jahren gaben sie allerdings ein paar unraffinierte Abfüllungen heraus, die ich nahezu untrinkbar finde. Die Flasche, die ich damals kaufte, war ein 3-jähriger, sehr unreifer und harter Whisky mit einer hohen Torfdichte, der zudem in Cask-strength, also Fassstärke von 60%, abgefüllt wurde.
Selbst wenn man ihn in einem Verhältnis von 1:3 mit Wasser ausdünnt, kommt er immer noch untrinkbar daher. Es gibt sicherlich einen Grund, warum Ardbeg diesen Whisky nicht mehr anbietet.

Weil man Whisky aber nicht einfach wegkippt, versuchte ich ihn als Longdrink aufzubereiten. Ich nahm zwei Drittel Grapefruit Limonade und ein Drittel Torfmonster. Aber das Getränk blieb untrinkbar. Es roch nach alten Männersocken in einer Apotheke. Ich liess das Getränk stehen.
Ich werde in nächster Zeit nach Longdrinks mit Whisky googlen müssen.

Ein anderer Fehlgriff ist der Connemara aus Irland. Ein Billig-Whiskey, den wir 2019 am Dubliner Flughafen erwarben. Es war ein emotionaler Kauf, da unser Hormonhaushalt noch etwas aufgewühlt war. Die drei Tage vorher hatten wir nämlich im zauberhaften Connemara verbracht und wir fuhren dabei regelmässig an kleinen Stapeln gestochenen Torfs vorbei, der dort einfach in dieser wunderbaren Landschaft herumstand. Als wir uns am Flughafen von Irland verabschieden mussten, hatten wir vermutlich Trennungsschmerz.
Der Connemara Whisky ist nicht ganz so hart wie der junge Ardbeg, aber neben den guten Torfwhiskys wie Lagavulin oder Caol Ila, fällt er deutlich ab. Und so blieb er all die Jahre ziemlich verwaist stehen.

Die anderen 6 Whiskys haben einen hohen Durchlauf, das sind diejenigen, die wir in der Regel einschenken, wenn wir Gäste haben und auch selber bevorzugen. Die werden sich von alleine leeren. Das sind zB Scapa aus Orkney, den ich mittlerweile als meinen Hauswhisky bezeichnen würde, oder Highland Parks “Einar” und der Aberfeldy, sowie Finnlagan, der mysteriöse Blend aus Islay oder der türkise Laddie von Bruichladdich. Von den Torfwhiskys behalte ich nur den 16 jährigen Lagavulin. Den kaufe ich allerdings immer wieder. Einfach, weil der sechzehnjährige Lagavulin so ein verdammt solider und eleganter Torfwhisky ist.

Dann gibt es noch zwei exzentrische Whiskys, die qualitativ nichts Besonderes sind, zu denen ich aber persönliche Gefühle hege. Das sind zum einen der Puni aus Glurns in Südtirol. Schlichtweg, weil er aus meiner Heimat kommt und ich vor einem Jahr die Destillerie besucht hatte. Und ein MacMyra aus Schweden. Das Besondere an dem MacMyra ist die Herstellung. Während viele schottische Whiskys mit Torf gemälzt werden, versuchte man bei MacMyra den Torfrauch durch etwas schwedisches zu ersetzen und nahm dafür Wacholderrauch. Diese leichte Wacholdernote im Rauch dieses Whiskys fasziniert mich ungemein. Leider ist der Whisky noch jung und entsprechend hart. Aber ich habe eben Gefühle.

[Di, 27.2.2024 – Seelenheil, Whiskyreste, Körperteil]

Gerade gibt es harte Zeiten im Büro. Ich bin mental etwas aufgeraut und kann es Abend nicht so gut loslassen. Dafür war ich gestern mit meiner Frau bei Obi und wir haben uns nach Armaturen für die Küche umgesehen. Es ist erstaunlich, wie gut sich Shoppen auf das allgemeine Seelenheil auswirkt. Auch nachhaltig. Leider kann ich gerade keine Kleider kaufen, da ich derzeit abnehme. Durch die momentanen Gewichtsschwankungen ist es nicht sinnvoll, neue Textilien zu anzuschaffen. Sonst würde ich jeden Tag für das Seelenheil shoppen. Aber heute halfen Küchenarmaturen.

Zuhause kochten wir uns eine Kleinigkeit und wir leerten zwei Whiskyflaschen. Die Flaschen waren natürlich nicht voll, sondern fast leer. Aber es sind diese fast leeren Whiskyflaschen, die dann ewig herumstehen. Heute killten wir die letzten Schlucke eines zwölfjährigen Bowmore, der schon leichte Staubnoten hatte und einen sehr guten, aber nur zehnjährigen Highland Park aus Orkney. Jetzt ist wieder ein bisschen Platz auf der Whiskybar. Aber wir müssten mal den Vorrat inventarisieren. Möglicherweise gibt es noch Potenzial für Platzeinsparung bzw. neuer Investitionen nach dem wiedergewonnen Platz.

Heute machte in meinen verschiedenen Hundekanälen auch eine Polizeiaktion im Trümmerberg, also dem Volkspark Prenzlauer Berg, die Runde. Die Polizei hatte wegen Ermittlungen den gesamten Park abgesperrt. Am Abend stellte sich heraus, dass Hunde den Oberschenkel eines Menschen gefunden hatten. Ohne den dazugehörigen Menschen.
Wir waren ja neulich da, aber zum Glück zwei Wochen vorher. Ich ahne nämlich, wie stolz meine Hündin auf diese Beute gewesen wäre.