Blog:Read

Mein kleiner Beitrag für die grossartige Idee des Blog:Read.
Man möge mir die paar Versprecher verzeihen und ich habe nicht eine schöne und deutliche Stimme wie Anneke oder Holger, aber es hat sehr viel Spass gemacht, und nach so vielem Verkabeln von Mikrophonen und rumschrauben an Softwareknöpfen und Schaltern, noise-removal hin und her, amplifying, compression und anderen Techniken an denen ich einfach mal rumprobiert habe, bin ich nun ganz fusselig geworden, und vor allem erstaunt, dass es eigentlich ganz hörbar ist.
Begeistert bin ich vor allem von den ungewollten fade-in-fade-outs am Ende der Texte, welch einen Effekt man doch so hinbekommt wenn man keine Ahnung hat.

Gelesen habe ich Lu, FrauFrank, Merlix, die Spreepiratin und den Herrn Fabe.
Alles untermalt mit verschiedenen Liedern der Albums “Histories (Soundtrack to the works of Edgar Poe)” von der Band Herr k.

mein Freund der Priester

Vor drei Monaten in Rom, habe ich neben singen und trinken, einen Priester kennengelernt, der trinken konnte wie ein Walfisch in süffiger Laune und fluchen wie ein sizilianischer Mafioso, bei dem jegliche Hoffnung auf ein Weiterleben im Himmel verschwunden war. Nun mag man sagen, dass wir Katholen ohnehin nicht vor Fluchwörtern zurückschrecken und dabei am liebsten mit Wörtern, die heilige Sakramente und allerheiligste Fäkalien enthalten, um uns schmeissen, aber doch bleibt es fragwürdig in meinen Augen, auch wenn man sich nicht weiter darüber den Kopf zerbrechen soll. Und das mit dem Saufen ist nun mal so, dass Mönche und Priester und andere Kuttenträger eben viel Zeit zwischen ora und labora totzuschlagen haben, dass oft nicht viel anderes übrigbleibt als den Wein und das Bier, das aus dem labora gewonnen wird, zu trinken.
Der Priester den ich kennenlernte war ein Südtiroler, was das ganze vielleicht noch um einige Grade verschlimmert. Er war ein Freund meiner Schwester. Als ich sie am Bahnhof Termini abholte, erzählte sie mir, dass wir von dem Priester in ihrer Bleibe ageholt werden würden. Er ginge mit uns essen, in einer Trattoria im Trastevere, auf der anderen Seite des Tibers.
In ihrer Bleibe, ein Kloster, oder bessergesagt, ein Schwesternhaus, das zum Hotel umgebaut wurde, erwartete er uns schon. Er war jung, etwa um die Dreissig. Die Freude war gross, er begrüsste uns mit einem kräftigen Handdruck und einer herzlichen Umarmung und zeigte uns schliesslich das Zimmer. Während ich meiner Schwester mit dem Auspacken des Gepäckes half ging er nach unten um mit einer der Nonnen weiterzuquatschen.
Danach gingen wir los, ach, es sei nicht weit, nur den Hügel hinunter, an der Tiberinsel vorbei, dann über den Fluss ins Viertel hinein. Er zeigte uns die kleinen Geheimnisse Roms, viele Steinhaufen an bedeutungslosen Ecken die Weltgeschichte zu schreiben schienen, verwildete Katzensiedlungen, er wies uns gute Kneipe an und Trattorie die furchtbaren Wein auftischten. Es musste Stunden gedauert haben, es war schon dunkel geworden, vonwegen den Hügel runter, ganze sieben solcher Hügel müssen wir gelaufen sein, als endlich der rettende Tiber hinter einer dunklen Gasse auftauchte, und tatsächlich, ab dem Tiber war es nicht mehr weit. Wir sassen uns hin, bestellten erstmal grosse Biere um den Schweisspegel wieder auf eine akzeptable Höhe zu bringen, und als wir wieder halbwegs schwitzen konnten, machten wir uns über die Menükarte her.
Dann meldete sich die allerkleinste Schwester auf dem Handy, dass der Zug aus Napoli ungefähr zwei Stunden Verspätung haben würde, es würde sehr spät bis sie in Rom sei, ob wir sie trotzdem abholen können. Ja natürlich Schwesterchen, melde dich eine halbe Stunde vor Rom, dann holen wir dich alle ab.
Der Priester war ein grosser Trinker. Das Wort bodenlose Fass will ich mir hier mal verkneifen. Allerdings war er auch ein weiser Denker. Aus hitzigen Diskussionen, in denen ich meine katholischen Kritikpunkte an einen Verteter der Kirche vor den Boden warf, kamen wir zum Ergebnis, dass wir das gleiche dachten, und je betrunkener ich wurde, desto mehr kam mir in den Sinn, mich zum Priester weihen zu lassen, immerhin ist ein Leben zwischen Weintrinken und dem Nachdenken über Gott und die Welt, gar kein schlechtes Leben, die Kutten sind auch schick, und an das frühe Aufstehen würde ich mich mit der Zeit schon gewöhnen. Nur mit dem Zölibat ist das halt so ne Sache, meinte ich. Achja, sagte er und zuckte mit den Schultern, das ist nicht so schwierig, man vögelt halt nicht. Ah genau, man vögelt halt nicht. Ich guckte in die Menge leichtbekleideter Römerinnen auf der Piazza, seufzte kurz und der Priester und ich hoben gleichzeitig das Bierglas.
Eine Viertelstunde später rief die kleinste Schwester wieder an, sie führe gerade am Bahnhof Termini ein, sie habe da was falsch verstanden mit der Verspätung, ob wir sie nicht abholen können. Nein, können wir nicht, das Essen käme jeden Moment, sie solle ein Taxi nehmen und ich würde es bezahlen. Eine halbe Stunde später hielt ein Taxi mit quietschenden Reifen neben unserem Tisch und meine kleine Schwester fiel mir beim Aussteigen fast in mein Teller hinein. Ein teurer Spass so ein Taxi in Rom, was der eine ganze halbe Stunde lang zwischen Termini und Trastevere gemacht hat und wieviele dutzende Hügel der umfahren hat, wollte ich gar nicht mehr wissen. Die Schwester war angekommen und das war das wichtigste. Wir wollten noch ein wenig weiterziehen nach dem Essen, ein paar Gläser Rotwein trinken in ein paar Cafes, aber das gestaltete sich nun etwas schwierig, da die kleine Schwester eine halbe Pferdekutsche voller Gepäck bei sich hatte. Zurückzukehren in das Schwesternhaus war keine Option, wenn wir da wären, war es schon wieder Zeit ins Bett zu kriechen. Aber der Priester wusste Rat, alles sei kein Problem, wir würden an einer Kneipe vorbeilaufen, bei der wir die Koffer und Rucksäcke liegenlassen können und auf dem Nachhauseweg wieder abholen.
Wir machten uns bald auf den Weg. Die Kneipe befand sich gleich um die Ecke. Eine laute, sehr laute Spelunke, aus der mir The Clash draussen schon die Ohren zudröhnten und mich trotz generellen Rauchverbots in Italien, beim ersten Schritt durch die Tür, eine giftige Haschischwolke einräucherte, bei der ich beim blossen hingucken schon stoned wurde. Der Priester trat in die Kneipe ein, grüsste hier ein paar Leute mit Dreadlocks, da ein paar Leute in Lederkleidung die ihm aus der Ferne zuprosteten und erreichte die Theke, wo er erstmal den Kellner, einen etwas verwegenen Punk, begrüsste und dann mit ihm die Sache mit dem Gepäck besprach. Nach kurzem Wortwechsel winkte der Punk uns heran, stellte vier Biere auf die Theke und nahm das Gepäck meiner Schwester an, das er in einem Hinterzimmer verstaute. Alles geregelt.

Im Laufe der Nacht stiegen wir auf Wein um und stiegen anschliessend in das düsterste Rom ab. Als ich mitten in der Nacht, ganz alleine auf dem Fusse einer Säule sitzend, auf den Nachtbus wartete, da ich in einem anderen Hotel übernachtete, fühlte ich mich wie ein Spiesser, der zwar vögelte, aber sonst nicht viel vom Leben vor dem Tod verstand.
Die restlichen Tage war ich zu sehr beschäftigt, um mich nochmal mit ihm treffen zu können, aber bei meinem nächsten Rombesuch lasse ich mich gerne wieder, und dann am liebsten noch viel ausführlicher, von der katholischen LebensTrinkweise belehren.

bitte zu Frühstück

Nachdem der werte Herr Paulsen mich nun zum Frühstück eingeladen hat, sehe ich mich gezwungen von meinen morgendlichen Vorlieben zu berichten. Es hat gedauert, ewig, ich war ja so beschäftigt in den letzten Tagen, mit meiner neuen Berufung und die Aussicht auf ein hartzvierbefreites Leben bis zu meinem fünfundsechzigsten, dass ich nichtmal Zeit fand auf die Kommentare meiner werten Leserschaft einzugehen. Und dann soll ich jetzt über Frühstück sprechen, meine nahezu peinliche Vorliebe, zumal ich morgens am liebsten Pizza ässe, damit ich mich mit einem guten Fundus im Bauche, hinaus in die weite Welt begeben kann.
Ich sehe aber ein, dass ich es nicht machen kann, jeden Morgen Pizza zu essen. Weil es peinlich ist, weil es danach aussieht als sei ich völlig verfressen. Deshalb freue ich mich immer wie ein kleines Kind, wenn ich morgens mit einem Kater der meinen Kopf zehn Meter in die Länge zieht, auwache, weil dann kann ich hocherfreut und ohne schlechten Gewissens eine Pizza in den Ofen schieben. Schliesslich habe ich der Dame bei mir zuhause lange genug weisgemacht, dass Pizza magische Kräfte besässe und eben das einzige sei, das wirklich gegen den Kater hülfe. Mittlerweile glaubt sie es mir. Ich will nun nicht sagen, dass ich mich jetzt absichtlich besaufe, damit ich am nächsten Morgen einen guten Grund für ein italienisches Abendmahl habe, jedoch freue ich mich jedesmal wieder, wenn ich mit Seifenblasen im Kopf und singend nachhause torkle, weil ich dabei schon an die Pizza am nächsten Morgen denke. Da freut man sich aufs Bett.

1. Was frühstückst Du an einem normalen Tag?
Nun, das ist schwierig. Eigentlich alles was im Kühlschrank gerade gut zur Farbe meiner Unterhose passt. Und zu schwarz passt das meiste. Ausser gelb. Bananen kommen mir erst am Nachmittag auf den Tisch.

3. Wann frühstückst Du?
Um halb sieben. Oder später. Ich und mein Laptop. Bei abgedunkeltem Licht. Und die Zigarette danach. (nach der Zigarette davor).

4. Bist Du mit bestimmten familiären Glaubenssätzen oder Traditionen zum Frühstück aufgewachsen?
Nein. Ausser, dass es immer hiess ich solle gut essen. Was mich charakterlich und körperlich geformt hat.

5. Welche Erinnerungen verbindest Du mit Pausenbroten oder Lunchboxen?
Ich hatte nie Pausenbrote oder Lunchboxen. Ich bekam immer eine Tüte Caprisonne, was komischerweise in krassem Gegensatz zum “guten Essen” steht – fällt mir gerade ein.

6. Was wäre für Dich ein luxuriöses Frühstück?
Boah, auf diese Frage könnte ich jetzt loslegen. Aber ich bin bescheiden: irgendwas das sich wie Pizza anfühlt, wie Pizza schmeckt, genausogut den Leib beflügelt, aber eben anders ist. Meinetwegen auch mit Kerzen undso.

7. Wie, wo und wann würdest Du am liebsten frühstücken?
Ich bin jeglicher Art von optischen Reizen am Morgen sehr angetan. Ein Ausblick über die Stadt, oder einen Wasserfall, eine schöne Landschaft oder gar eine Einkaufsstrasse. Irgendwas zum gucken. Auch eine verschlafene Frau zu Tisch ist durchaus charmant. Aber angezogen bitte. Wenigstens Unterhose und etwas am Oberkörper.

8. Kannst Du Dich an ein ganz besonderes Frühstück in Deinem Leben erinnern? Was war daran bemerkenswert?
Die selbstgemachte Pizza neulich in Südtirol, in der WG meiner kleinsten Schwester. Am Abend hatte eine Mitbewohnerin Pizza für eine ganze Meute russischer Krieger gebacken, weil wir aber nur zu viert waren und ich alleine noch lange keine rote Armee bin, blieb natürlich haufenweise davon übrig, also schlich ich mich am nächsten Morgen ganz früh in die Küche und habe heimlich drei Stücke davon verschlungen. Keiner hat es bemerkt. Später als die anderen wach wurden habe ich gestrahlt und gesagt wie toll es doch wäre, dass es Pizza gäbe und ob ich doch ein Stück davon nehmen könne, weil Pizza magisch sei und das einzige was einen an einem verkaterten Morgen zu neuem Leben verhelfe. Weil den anderen beim Gedanken an Teig mit Tomaten, Mozarella und Thunfisch übel wurde, habe ich kurzerhand auch deren Portionen aufgegessen.

9. Was darf auf einem Frühstückstisch auf keinen Fall fehlen?
Bier Frühstücksgrappa Jägermeister hm. Käse.

10. Was möchtest Du uns noch zum Thema Frühstück sagen?

Zu Bette geh ich bald
und träume von grossen Tieren
wenn ich dann morgen aufstehe und es ist bitterkalt
nehm ich Pizza gegens erfrieren
(Bald werde ich ein grosser Dichter sein)