[tagebuchbloggend 11.2.]

Bei Anselm Nefts Premiere für sein Buch Die Lebern der Anderen gewesen. Rampensauerei. Und das meine ich positiv. Witzig, laut, aber reflektiert, Hilfe, ein paar Adjektive möchte ich mir noch für eine eventuelle Besprechung beim Common reader aufbewahren, aber achnein, ich rede hier ja vom Vortrag, von der Rampensauerei, also: witzig, laut, aber reflektiert, und nunja, ziemlich super, er ist ein Unterhalter, und jetzt war ich kurz davor, wieder zu schreiben “das meine ich aber positiv”, ah, diese ewigen Korrekturen im laufenden Text, ich mag sie.
Jedenfalls habe ich mich gut unterhalten gefühlt und sehr viel und gut gelacht.

[tagebuchbloggend 10.2.]

Gestern sind K und ich im Frau Mittenmang gewesen und haben auf Michaels Geburtstag angestossen. Ein paar Gläser Wein getrunken, ein bisschen gelacht und geredet, mich von einer Restaurateurin in interessantem Fachwissen unterrichten lassen.
Nachher, noch ziemlich früh eigentlich, sind wir dann die Schönhauser hinuntergelaufen, das mit den Straßenbahnen war uns gestern zu mühsam, wegen des BVG-Streikes fuhren sie ja nur bedingt, und in der Kälte herumzuklappern war auch mühselig, zudem hatte ich ja diese dünne Jacke an, die man erst ab dem ersten Plusgrad tragen soll, und so liefen wir eben über die Schönhauser Allee hinunter und redeten über die Sache mit Helene Hegemann, ein Thema bei dem K und ich uns nicht einig werden können, es hampelt in dieser Sache ja immer mit, dass man sagt, sie hätte es nicht so weit bringen können, wenn sie nicht die Tochter des Intendanten wäre, mag sein, das trübt die Sicht auf ein mögliches, tatsächliches Talent, andererseits ist das im Kulturbetrieb _immer_ so: der Traum vom Entdecktwerden ist ein naiver Jugendtraum. Wovon reden wir also. Also nicht K und ich, sondern die anderen. Den Airen wird es jetzt allerdings freuen. Das ist ja auch so ein klasse Nebeneffekt. Der sich freuende Dritte um den sich das eigentlich alles dreht.
Wir wurden dann von einem jungen Mann im Rollstuhl unterbrochen, ob wir ihn hinüber zur Sonnenburger Strasse fahren können, die Bürgersteige seien so miserabel und ihm sei kalt, er käme nicht weiter, und er wolle schalfen gehen, ich sagte, klardoch, packte die Griffe am Stuhl und wir fuhren ihn durch das Gleimviertel, zudem war das ja auch eine Art Nachhauseweg, K und ich führten dann noch schnell zweidrei Sätze des Gespräches zu ende, aber das starke Zittern der Beine des jungen Mannes im Rollstuhl war dann stärker, ich meine stärker im Sinne der Präsenz, da konnte ich mich nicht auf meine Gedanken konzentrieren, und fragte ihn, hey, alles gut mit Deinen Beinen?, und er sagte, ohja, alles bestens, das sei eine muskuläre Reaktion bei Minusgraden, das käme von seiner Krankheit, er könnte auch eines dieser muskelberuhigenden Mittelchen nehmen, aber das sei ihm zu gefährlich, ein Freund von ihm sei schließlich daran gestorben, weil, man darf nicht vergessen, auch das Herz ist ein Muskel, und bei dem Freund habe sich das Herz dann total beruhigt, zu Ende beruhigt sozusagen, boah bitter das, jo, bitter das. Zehn Minuten später erreichen wir sein Haus, er wohnt im Erdgeschoß, ich schiebe ihn rein ins Treppenhaus, er bedankt sich. K und ich gehen weiter durch das Eis, kommen dann zuhause an und gehen schlafen. So.

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Heute bei Saturn am Alex, ich wollte diese Sichtschutzfolien für mein Netbook kaufen, ich mag es nämlich nicht, wenn ich unterwegs bin, und mir Menschen in den Bildschirm schielen, da war im Saturn durch die CD Abteilung hindurch, durch die Computerabteilung hindurch, schlängelnd zwischen den Regalen, bis hinüber zu den Fernsehern, bis ins hinterste Eck und dann einmal an der ganzen Wand entlang, eine Schlange von mehreren hunderten Menschen. Ganz vorne war der Grund der Aufregung. Peter Maffay signierte seine neue CD. Er war braungebrannt. Wie ein Außerirdischer von einem sommerlichen Planeten, oder einem sonnigen Himmel der Stars heruntergeschwebt, oder aus einem weit entfernten Jahrzehnt herbeigebeamt, aus meinen Erinnerungen als kleiner Junge, als ich in den achtzigern über eine grüne Wiese lief und in die Sonne schielte.

[…]

Ich habe es vorgestern schon geahnt, als ich es bei der Gefühlskonserve las. Endlich werden sie sich auskotzen dürfen: die Neider, die Hasser, die, die gegen Hypes sind, die, die es immer schon gewusst haben, die, die schon seit Jahren an ihrem Buch schreiben wollen.

Ich habe Helene Hegemanns Axolotl Roadkill noch nicht gelesen, doch alles was ich schon darüber weiß, reicht aus, um zu wissen, dass das Buch verdammt geil ist, auch wenn es mir nicht gefallen sollte.
Und ich will jetzt gar nicht auf die Diskussion zu Urheberrecht eingehen, ist natürlich alles schön und gut, Helene hat das sicherlich nicht sehr geschickt gemacht mit den Danksagungen, mit den Verweisen, aber meine Güte, mit welchem Genuss die verkannten immerschonmalwollende-Buchschreiber die Siebzehnjährige mit dem Wort Abschreiben in die Schulbank verweisen.

[7.2.]

von der Beusselstraße bis nach Bellevue spaziert

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Schwere See

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Bei Element of Crime in der Arena die Hüften gewiegt. Die Band ist definitiv als allgemeines Kulturgut angekommen. Und das meine ich gar nicht negativ, nur ein bisschen verlassen fühle ich mich vielleicht, das war ja sehr intim damals, als wir rauchend auf dem Sofa saßen.