Am Abend war ich bei einer Freundin auf ihrer Geburtstagsfeier eingeladen. Sie ist sechzig geworden. Ihre Wohnung liegt am anderen Ende der Stadt in Wilmersdorf. So fuhr ich mit der Ringbahn und hatte eine Geschenktüte dabei, auf der geschrieben stand „Happy Birthday“. Alle in der Bahn schauten auf diese Tasche. Auch Leute, die dazukamen. Sie schauten zuerst auf die Tasche, dann schauten sie mich an, dann wieder auf die Tasche und wieder auf mich. Undsoweiter. Alles Sherlocks. Ja, ich fahre auf eine Geburtstagsparty.
Es war eine warme Sommernacht bei 24 Grad. Wir sassen die meiste Zeit auf dem Balkon. Für den Rückweg nahm ich mir einen dieser Tretroller, damit ich schneller zum S-Bahnhof komme. Der Tretroller wollte von mir aber wissen: „Bist du nüchtern?“ Ich log den Roller an, indem ich das in der App bejahte. Die App forderte mich aber zu einem Spielchen auf. Sie zeigte den Kopf eines Mannes und verlangte von mir, auf den Bildschirm zu tippen, sobald ein Helm erscheint. Ich scheiterte beim ersten Versuch. Auch beim zweiten Versuch sowie beim dritten.
Deswegen ging ich zu dem E-Bike nebenan. Das spielte keine Spielchen mit mir.
Nachts in der Ringbahn mit Musik in den Ohren. Müde und irgendwie glücklich. Das ist total der Flow dieser Stadt.
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Mit den Vögeln geht es um etwa 5:20 Uhr los. Das ist die Zeit, in der ich neuerdings wegen des Kraches wach werde. Es ist gar nicht die Nachtigall, die mich weckt, sondern ein ganzer Schwarm einer krachmachenden Vogelsorte. Vermutlich Spatzen. Dabei geht die Sonne erst um 6:02 auf, es ist noch Dämmerung, sie wachen also schon vor der Sonne auf. Nach einer Stunde hört der Lärm schliesslich auf, aber da kann ich bereits nicht mehr schlafen. Ich muss dafür eine Lösung finden, ich kann nicht bis zum Winter nur halbe Nächte lang schlafen. Das Problem des frühen Aufwachens in der hellen Jahreszeit habe ich eigentlich schon lange. Nur hasse ich es, mit Verdunkelungsrollos zu schlafen, das ist noch schlimmer, als Kleidung im Bett zu tragen.
Übrigens pflege ich in meiner Wetter-App eine ganze Liste an Orten, von denen ich das ganze Jahr über die Wetterbedingungen kennen will. Das sind: Longyearbyen in der Arktis. Dann ein kleiner Ort östlich von Göteborg, wo unser Waldhäuschen steht. Dann Corvara, das Dolomitendorf, in dem ich aufgewachsen bin. Bozen, wo ich geboren bin. Meran, wo der Grossteil der Familie jetzt wohnt. Rovaniemi, weil mich Lapland nicht ganz loslässt. Und Rom als eine mir sehr bekannte Referenz am Mittelmeer. Dann gibt es noch Städte, an denen ich es mir theoretisch vorstellen könnte zu leben. Das sind Tromsö, Seattle, London, Amsterdam, Oslo.
Schon seit ein paar Tagen oder gar Wochen sieht diese Liste zusammengefasst etwa so aus:
Longyearbyen: -14
Berlin: 25
Rovaniemi: 15
Bozen: 13
Rom: 15
Verkehrte Welt.
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Zu betrunken, um diesen simplen Test zu bestehen, aber dann trotzdem mit was anderem fahren. Wohl auch zu betrunken, um sich vorstellen zu können, dass etwa ein Auto ausweichen muss und dann einen Fußgänger oder anderen Radfahrer erwischt. Es kann so schnell was passieren, das man hinterher bereut.
Ja total. Ich hoffe, es lesen hier keine beeinflussbaren Menschen mit
ich glaub, ich würde den gedankengang des älteren durchschnittsberliners so rekonstruieren: „ah ja naja, wieder so einer, der sich nicht die mühe macht, ein geschenk einzupacken, aber dann so ne tüte für 3 euro kauft. na, dem muss es ja gut gehen. obwohl, weiss nicht, sieht schon komisch aus. was da wohl das geschenk ist? vielleicht ist es ja auch so ne scherztüte, vielleicht gehts auf nen hundegeburtstag oder so. zieht man sich so für nen geburtstag an? ich mein ja nur, wenn man mir so ne tüte geben würde, wo ich eh gleich sehe was drin ist, dann hätte der lieber mal 3 euro mehr fürs geschenk ausgegeben und das inne bz eingewickelt. bräuchte er gar nicht zukleben, nur einwickeln. natürlich kann man ja die tüte aufheben, aber verschenken kann ich ja nix damit, mach ich ja nicht, und für was anderes kann man es nicht mehr nehmen, denn es steht ja happy birthday drauf. er hätte ja zumindest mal ne tüte nehmen können, wo einfach so blumen drauf sind, die könnte man für alles mögliche verwenden, aber geht ja nicht mit happy birthday. wieso überhaupt schon wieder englisch? kann man da nicht herzlichen glückwunsch drauf schreiben. aber dem gehts ja gut. vielleicht spricht er auch gar kein deutsch, sondern das ist so einer der hier irgendwas programmiert und gar keine steuern zahlt, und wir haben schon wieder die höhere miete, aber gut, dass der sich so ne tüte leisten kann.“ bei den jüngeren berlinern vermute ich eher. „boah so ne tüte, ist ja voll uncool, sieht aber doch eigentlich cool aus, der mann, aber echt so ne tüte, ist halt so bei alten menschen, da ist es eh schon egal mit coolsein, aber vielleicht mach ich das auch für den geburtstag vom kumpel, da nehme ich so ne tüte, und backe nen kuchen rein und alle denken, das hat die mama für mich gemacht, und in den kuchen backe ich aber so mini schnapsflasche und kondom, und vielleicht ne grille .“
Der Inhalt war natürlich extra und festlich verpackt.
gut dass wir das geklärt haben, sehen die leute in der s-bahn aber nicht.
Ich glaube ja nicht, dass die Leute so genau beobachten und urteilen. Zum Glück. Sonst müsste ich mich beobachtet und beurteilt fühlen. Horror.
Naja, weiss nicht, manchmal schaue ich mir schon den EInkauf auf dem Band hinter mir am Supermarkt an und überlege, was das wohl werden soll. habe auch schon gelacht (zumindest innerlich), weil das ein absurdes bild ergab. Und bei Chuck palahniuk gibt es so eine Kurzgeschichte wo sich der Erzähler eine Karotte zu bestimmten Zwecken kaufen will, und dann aber noch Butter und Eier dazukauft DAMIT DIE LEUTE DENKEN DAS WIRD EIN KAROTTENKUCHEN. Denke gerade sehr gelangweilte Leute oder sehr fantasievolle Leute beobachten sehr viel und das mit dem urteilen ist sehr unterschielich.
Meine eigenen Einkäufe sind manchmal sehr gesund und manchmal sehr ungesund erscheinend. Gestern abend fuhr ich mit dem Kind von den Gärten der Welt zurück und wir stiegen am Elsternwerdaer Platz um, da erschien mir ein Netto am Horizont. Ich fragte das Kind ob es essen wolle, denn es war bereits 8 Uhr durch und sie hatte seit Mittag nichts gegessen, fiel mir angesichts des Nettos ein, und ich befürchtete einen Zusammenbruch während der Heimfahrt. Wir kauften: 4 Vanillequarks (weil sie die immer und überall isst) reiscracker mit schoko bestäubt (weil ich irgendwie auch hunger hatte aber zuhause essen wollte). Dann eine riesige Tüte mit Monster Munch, weil ich mal wissen wollte wie die schmecken. Dann zwei desserts mit zimt und kaffeegeschmack in zwei gläsernen espressotassen (ich war wirklich hungrig, so schien es mir, eine war aber für meinen Mann, dem wir ja auch gleich etwas gutes tun könnten). Dann ein goldenes Besteckset weil kein anderer Löffel zu finden war. Ich zahlte und wir sassen in der Ubahn; ich reichte meinem Kind einen Quark und einen goldenen Löffel aus der soeben geöffneten Packung und hoffte, dass wir nicht gleich unmittelbar auf menschliches Elend stossen würden, denn gerade der goldene Löffel erschien mir etwas übertrieben, die Alternative wäre aber schwarzes Besteck gewesen, das keiner von uns gefiel, und ich beschloss, dass wir, wenn ich hier und jetzt schon frivole Einkäufe tätigen müsste, uns dabei nicht auch noch selbst bestrafen würden.