[Do, 20.3.2025 – männliche Katze, Plänterwald, Fertigungsanlage]

Am Vorabend hatte ich ziemlich viel getrunken, heute plagte mich deswegen ein hartnäckiger Kater. Weil ich derzeit abnehme, ass ich gestern nichts, sondern trank nur Bier, um meinen Kalorienhaushalt auf einem niedrigen Niveau zu halten. Für das Gewicht funktioniert das gut. Für die männliche Katze in mit drin auch. Um das Bild zu vervollständigen: Die männliche Katze rumpelte den ganzen Tag lang und stank aus den Ohren wie eine alte Socke.

Mittags war ich mit einer Freundin auf einen langen Spaziergang im Plänterwald verabredet. Treptower Park, Plänterwald. Das ist eigentlich sehr nahe, aber ich war bisher nur einmal dort, und das ist schon 16 oder 17 Jahre her. Das liegt daran, dass ich kein Parkmensch bin. Ich suche nur selten grüne Gegenden auf, es sei denn, es handelt sich um Lappland. Aber Parks besuche ich erst, seit ich die Hündin habe und mittlerweile weiss ich es durchaus zu schätzen, zumindest in Begleitung meines Tieres. Mit meinem Hund-Tier meine ich. Nicht mit der männlichen Katze. Die war heute aber auch dabei, ich war daher ziemlich schlapp. Als ich zu Hause ankam, wollte ich mich nicht mehr bewegen.

Aber jetzt sind die Bücher da.

Ich begann also damit, die Bücher vorzubereiten, Adresssticker zu drucken, Empfängerinnensticker wie auch den Absendersticker, Kartons vorzufalten, Briefmarken vorzubereiten, um dann die Widmungen zu schreiben. Mein Arbeitszimmer gleicht derzeit einer kleinen Produktionsstätte mit verschiedenen Fertigungsbereichen, die aufeinander abgestimmt sind. Darin bin ich wirklich gut. Ich verbrachte früher viel Zeit in Industriestätten an Fliessbändern oder Arbeitsstrassen. Ich liebte dieses Abtragen von Arbeit, verlagern, von links nach rechts, Arbeitsschritte verkürzen, Routinen entwickeln. Das ist komplett geisttötend, man kann aber eine Obsession darin entwickeln. Ich erhalte ja sogar Lob von der Kassiererin bei Edeka, weil ich so schnell bin. Dummerweise waren die Jobs immer schlecht bezahlt und den ganzen Tag zu stehen, fand ich auf lange Sicht auch nicht gut. In jener Zeit hatte ich aber viele Ideen, weil man am Fliessband immer einen freien Kopf hat. Spätestens, wenn alle Arbeitsschritte sitzen und man alle beherrscht wie eine Maschine. Dann wird der Kopf frei wie ein blauer Himmel.

Jobs im Callcenter fand ich viel schlimmer. Dort muss man geistig anwesend sein. Da war ich abends immer gestresst.

Aber ich schweife ab. Überraschenderweise geht das Abarbeiten der Vorbestellungen nicht so schnell. Nach vier Stunden hatte ich gerade einmal ein Drittel der Pakete fertiggestellt. Kleben, Falten, Abreissen, das Handwerk geht gut. Aber Widmungen und Emails schreiben kostet dann doch ein bisschen Zeit. Macht allerdings grossen Spass. Die Vorbestellungen gehen also nicht so schnell raus wie geplant. Ich bitte um etwas Geduld. Ich versuche jeden Tag eine Charge auf die Post zu bringen.

[Mi, 19.3.2025 – Alte Frauen und Hunde, Vorbestellungen sind da]

Morgens war die Hündin super gelaunt. Wir gingen aus dem Haus und sie freute sich auf die Wiese. Dann sah sie ein Stück die Strasse runter, eine dicke, alte Frau. Was meine Hündin über alte, dicke Frauen gelernt hat: Die haben oft Leckerlis bei sich. Oder sie sind sehr nett zu ihr. Als sie diese Frau unten am Ende der Strasse sah, rannte sie plötzlich schwanzwedelnd und glücklich auf diese Frau zu. Ich dachte zuerst, sie kennt die Frau wahrscheinlich, Hunde haben ein gutes Geruchsorgan, die können es immer noch riechen, wenn jemand vor einigen Minuten durch die Strasse lief, also liess ich es geschehen, anstatt sie zurückzurufen. Üblicherweise freut es die alten Frauen.

Diesmal war es aber eine fremde Frau. Zudem war es eine fremde Frau, die sich vor Hunden fürchtete. Als meine Hündin mit ausgestreckter Zunge bei ihr ankam und sie erwartungsvoll ansah, fing diese Frau an zu schreien und schwang dabei mit ihrer Tasche um sich. In diesem Moment verstand mein Tier natürlich, dass es da keine Leckerlis und erst recht keine Streicheleinheiten gab. Weil die Frau schrie, bellte sie natürlich zurück. Und je mehr sie bellte, desto lauter schrie die Frau.

Ich rannte los. Dabei rief ich den Namen meiner Hündin und befahl ihr zu mir zu kommen. Aber das hörte sie nicht und falls sie es hörte, wollte sie es nicht hören. In solchen Situationen sind die wenigsten Hunde abrufbar.

Nun macht sie wirklich nie Stress. Sie geht Konflikten aus dem Weg, sie geht auch Kindern aus dem Weg. Nur den grossen Rastaman zwei Häuser weiter, den findet sie unheimlich. Den bellt sie an. Sonst ist sie sehr gehorsam, sie macht eigentlich immer, was ich will. Aber wenn sich mal ihre innere Randaliererin nach aussen kehrt, dann hilft es nur noch, sie am Kragen zu packen.

Die Frau versah mich mit einem guten Dutzend Schimpfwörtern und rannte schliesslich davon. Gegenüber lachten die Bauarbeiter von der Baustelle herunter. Mein Tier schaute der weglaufenden Frau hinterher und schien stolz auf sich. Und ich stand ein bisschen doof da.

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Später kam ein schweres Paket an. Der Karton mit den Vorbestellungen. Jetzt bin ich aufgeregt. Die Bücher sehen toll aus. Und jetzt muss ich an die Arbeit.

Ich habe bereits blanko Sticker für den Drucker gekauft. A4-Blätter mit vorgestanzten Rechtecken zum rausnehmen. Der Verkäufer schrieb mir eine vierstellige Nummer auf die Packung. Diese Nummer sei die Word-Vorlage, die ich verwenden kann, um ein druckfertiges Dokument zu erstellen. Er kannte die Nummer auswendig. Ein Vollprofi.

[Di, 18.3.2025 – Fluss, schmerzverzerrt]

Es passiert die Tage gerade wenig. Noch vor einem Jahr hätte ich dennoch etwas gefunden, worüber zu schreiben. Jeden Tag einmal kurz aufs Podest stellen. Es finden sich immer interessante Details oder man hat interessante Gedanken, die man ausrollen kann. Das war Teil der Übung. Momentan übe ich nicht. Dafür habe ich einen riesigen Output beim Verfassen der Superheldengeschichte. Ich befinde mich in einem Fluss. Alles strömt mit in diesem Kanal.

Ausserdem nehme ich gerade ab. Es sind bereits 6 Kilo. Damit kommt auch wieder ein neues Körpergefühl auf. Die Jacke spannt nicht mehr, die Treppen gehen leichter, der Rücken schmerzt nicht mehr. Es sieht auf der Waage nach wenig aus, aber sechs Kilo sind sechs Wasserflaschen. Sechs Wasserflaschen trägt man nicht gerne den ganzen Tag mit sich herum.

Deswegen mache ich jetzt auch wieder Liegestützen und ich will mich im Fitnessstudio anmelden. Ich kenne Fitnessstudios nur durch die Fensterscheibe von aussen. Ich spaziere mit der Hündin oft an dem John Reed unweit der Landsberger Allee vorbei. Dort gibt es schöne, schwitzende Männer, die gerne nah an den grossen Fenstern ihre Körper drechseln. Sie verziehen ihre Gesichter vor Schmerz. Es sieht aus, als hätten sie Sex. Nur ohne den Spass.

Ich werde bald ein Teil dessen sein.

[So, 16.3.2025 – Aufspringen]

Es ist ja so, dass Hertha 5:1 gegen Braunschweig gewann. Ich war mit dem Lektor in der Bar11 in der Wiener Strasse. Die ganze Bar sprang 5 Mal aus Freude in die Luft. Ein lange verloren geglaubtes Gefühl. Es waren auch ein paar Braunschweiger da. Die sprangen nur einmal. Den Rest des Tages begegnete ich mehreren Menschen, die mich beglückwünschten. Die Sonne schien. In dieser Wintersonne kann man sich wärmen wie ein Steak in der Pfanne. Immer die kalte Seite in die Sonne halten. Wenn es auf der anderen Seite etwas runterkühlt, dreht man sich wieder. So fühlt sich also eine schöne Welt ohne Niederlagen an. Warm und wohlig. Immer auf der richtigen Seite. Ein Spatz setzte sich auf eine Telekomkasten. Dort hatte ein Unioner einen Sticker angebracht. Ich sagte: Danke für den Hinweis, lieber Spatz. Der Unioner hatte den Sticker nicht gut geklebt, er liess sich mit dem Fingernagel lösen.

[Sa, 15.3.2025 – Aperitiv, Blaue Saison, Holzbau, Romane, Juicy]

Mein Spruch vorgestern über das Eintätowieren der ISBN Nummer kommt nach dem vierten Gedankengang natürlich dämlich daher. Nummern auf die Haut zu tätowieren hat historisch fragwürdige Referenzen. Die Nazis machen auch immer alles kaputt.

Es ist wieder Aperitiv-Zeit. Deswegen gingen wir am Nachmittag zu Backaro in die Proskauer und bestellten uns einen (zwei) Aperolsprizz. Auch wenn es wieder kühler geworden ist. In Longyearbyen ging letzte Woche die Sonne zum ersten Mal wieder auf. Jetzt ist die blaue Jahreszeit in vollem Gange. Mein Insta ist voll von Gletschern und Fjorden in tausenden verschiedenen Blautönen. Das wird jetzt anderthalb Monate so gehen, bis die Sonne nicht mehr untergeht.

Heute Abend waren wir bei den Nachbarn von gegenüber eingeladen. Es war ein Arbeitsessen, bei dem wir den Bau der Komposttoilette in Schweden besprechen wollten. Der Sohn der Nachbarin ist sehr begabt im Umgang mit Holz und hat grosse Lust darauf, das Klo umzubauen. Auch sprachen wir über den Steg für den Fluss, den ich schon seit mehreren Jahren bauen will. Eines meiner Projekte, bei denen ich nie über das Ansehen von Youtube Tutorials hinausgekommen bin.

Und sonst kränkle ich gerade ein wenig. Ich verbrachte viel Zeit sitzend und liegend. Immerhin hält mich die Hündin in Bewegung. Die zehntausend Schritte pro Tag überschreite ich immer locker. Nebenher schrieb ich auch an beiden Romanprojekten weiter. Ich kann mich immer noch nicht entscheiden, welcher Geschichte ich mehr Aufmerksamkeit geben will. Der Superheldengeschichte oder der pornografisch angelegten Geschichte. Beide Texte haben in meinen Augen jeweils etwas Grossartiges, das der andere Text nicht hat. Wobei die pornografische Geschichte in Wirklichkeit eine Liebesgeschichte ist. Das wusste ich lange Zeit nicht. Meine ursprüngliche Idee war es, unter Pseudonym Pornos auf E-Bookplattformen zu schreiben. Ich habe gehört, dass man damit gut Geld verdienen kann. Das wollte ich einmal ausprobieren. Solche Texte müssen nicht unbedingt von künstlerischer Qualität sein, es reicht, wenn sie juicy sind. Jetzt wird es doch wieder eine Liebesgeschichte. Vielleicht kann ich das einfach nicht.

[Do, 13.3.2025 – ISBN, Hörbuch, Post, Dorf, Chor, Kompost]

Die Bücher sind jetzt in Produktion. Ich habe eine ISBN Nummer erhalten. Ich werde sie auswendig lernen. Oder sie mir tätowieren.

Jetzt kann ich erstmal nur warten. Um das zu kompensieren, arbeitete ich am E-Book Format. Ich finde digitale Gestaltung eine fürchterliche Tätigkeit, bei der ich in kurzer Zeit starken Frust empfinde. Diese Barriere, wenn man der Maschine sagt, wie etwas auszusehen hat, man sich aber an die Regeln der Maschine halten muss. Diese Barriere ist wie eine dicke Schmalzlage, durch die ich mich hindurchzuschaufeln versuche. Am Ende sieht es dann nie so aus, wie ich es mir wünsche. Schliesslich schraube ich im Kampf mit der Maschine meine Ansprüche herunter und gebe mich mit ganz wenig zufrieden. Ich rede mir ein, dass der Text im Vordergrund stehen soll. Das ist einfacher.

Auch überlegte ich, die Novelle als Hörbuch einzusprechen. Ich ahne aber, dass ich dafür nicht geeignet bin. Zum einen weil meine Aussprache undeutlich ist, aber auch, weil der Text schon sehr lang ist. Schon meine täglich eingesprochenen Blogtexte sind eher von mittelmässiger Qualität.

Es dauert vermutlich eine Woche, bis ich das Paket mit den Vorabbestellungen für die Widmungen erhalte. Ich war heute in der Postfiliale und liess mich beraten, wie ich das logistisch mit den Etiketten und Paketen am besten mache. Der Mann am Schalter war aber keine grosse Hilfe. Ich werde mir ein blanko A4 Etikettenblatt kaufen und diesen mit den Adressen ausdrucken. Wenn ich so viele Adressen und dann auch noch die Widmungen händisch schreibe, dann bekomme ich sicherlich einen Krampf. Die Widmungen sollen schön werden, bei den Adressen ist das wiederum nicht wichtig.

Ausserdem habe ich endlich einen Chor gefunden, der Barock und Frühklassik im Repertoire hält. Der Chor ist sogar in Friedrichshain, das war eine andere Voraussetzung. Ich liebe kurze Wege. Eigentlich bin ich ein Dorfmensch. In zwei Wochen gehen wir zu Josef Hader in die Wühlmäuse. Ich dachte, die Wühlmäuse befänden sich im Tiergarten, aber offenbar liegt dieses Theater tief im Westen, ausserhalb des Ringes an der Heerstrasse. Es verging mir sofort die Lust. So sehr bin ich Dorfmensch. Aber dann sah ich, dass dort das Olympiastadion um die Ecke liegt, also doch wieder meine Hood, meine Hood-of-hope. Und schon war es nicht mehr weit. Diese Perspektivwechsel.

Soll ich noch von den Komposttoiletten berichten? Ein andermal vielleicht ausführlicher, weil das wirklich ein spannendes Thema ist. Weil wir bei unserem Holzhäuschen in Schweden eine modernere Toilettenlösung haben möchten, entschieden wir uns letzten Sommer für eine Komposttoilette. Meine Frau und ich waren heute in einem entsprechenden Fachgeschäft. Wir wurden von einer sehr kompetenten Frau beraten, die alles über Kompost und Komposttoiletten wusste. Und wenn ich ALLES sage, dann meine ich alles in Grossbuchstaben.

[Mi, 12.3.2025 – Papier, EPUB, Iron Maiden]

Die Frist für die Vorbestellungen der Novelle ist heute abgelaufen. Da der finale Probedruck heute aber noch nicht in der Post lag, verlängert sich die Frist auf vermutlich morgen, vielleicht auch übermorgen. Es kann also weiterhin vorbestellt werden. Ich muss mich jetzt noch damit auseinandersetzen, wie ich das logistisch bewältigen will. Welche Umschläge bzw. Verpackungen sich dafür eignen und ob ich Etiketten besser vordrucke. Letztes Mal, als ich ein Paket verschickte, liess mich die Frau am Postschalter die Adresse auf ein gesondertes Etikett übertragen. Den Grund dafür kenne ich nicht, aber es klingt schon sinnvoll, die Adresse in ein bestimmtes Format zu setzen. Ausserdem könnte ich die Adressetiketten bereits vordrucken oder zur Not mit der Hand vorschreiben, dann brauche ich beim Versand nur noch die Kartons zu stickern. Mal sehen. Ich werde heute zur Postfiliale spazieren, die behandeln meine Hündin immer gut, da bin ich gerne, dann lass ich mich beraten.

Gestern erreichten mich bezüglich der Novelle überraschend gute Nachrichten. Es gibt nun zwei Anfragen von Printmedien, die einen Vorabdruck aus dem Buch publizieren wollen. Eine der Zeitungen möchte sogar ein kurzes Interview mit mir führen. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Die Anfragen sind über Beziehungen zustande gekommen bzw. weil ich auf Social Media damit geworben habe und die richtigen Leute es weitergeleitet haben. Allerdings glaube ich auch, dass das Interesse nicht bestünde, wenn ich die Geschichte nur als E-Book publiziert hätte, wie ursprünglich geplant. Jetzt ist es ein Buch aus Papier geworden. Das hat ein anderes Gewicht. Damit meine ich nicht nur die 90 g/m².

Jetzt bin ich schon etwas aufgeregt. Deswegen arbeitete ich an den Auszügen. Es werden zwei unterschiedliche Passagen sein.

Nachdem ich nun die Werbetrommel gerührt habe, fiel mir auf, dass ich das Buch nirgendwo als autobiografischen Text erwähnte. Sollte ich vielleicht tun, sonst klingen einige Passagen womöglich an den Haaren herbeigezogen und die Authentizität an der Geschichte könnte ja auch ein Pluspunkt sein. Der Lektor findet es eine annehmbare Idee. Die Grafikerin sagt: unbedingt. Ich kenne mich in dem Thema nicht so aus, ich frage die beiden immer alles. Sie haben immer gute Gedanken dazu.

Und dann kommt noch das E-Book Thema. Sobald der erste Schwung an Buchverkäufen durch ist (vermutlich nach einem Monat), möchte ich die Geschichte immer noch als E-Book veröffentlichen. Ich beschäftigte mich bereits in der Vergangenheit mit der technischen Umsetzung von E-Books. Texte ins EPUB-Format zu konvertieren geht mit wenigen Klicks und auf den verschiedenen Readern sieht das immer annehmbar aus. Jetzt, wo es aber konkreter wird, sind auch meine Ansprüche gestiegen und da merke ich, dass es mit höheren Ansprüchen doch nicht mehr so einfach ist. So sind beispielsweise die Fonts nicht überall einheitlich, und die Titelseite verrutscht, bzw der Buchanfang rutscht mit und man muss die Datei mit Tags vollstopfen. Die geschriebenen Dokumentationen sind nur mässig gut, es gibt allerdings Hunderte Youtube-Tutorials. Ich werde mich in den nächsten Tagen damit beschäftigen.

So. Was noch mehr?

Da ich gestern über das Schloss Dammsmühle schrieb, stiess ich auf einen zwei Jahre alten Blogeintrag, in dem ich auch schon über die Dammsmühle berichtete. Dort schrieb ich über meinen ersten Besuch der Ruine, als ich alleine aus dem Wald kam: „das Schloss beobachtete mich mit seinen entglasten Fenstern, als ich mich langsam näherte.“ Ich mag dieses Bild. Und ich kann mich noch an dieses gruselige Gefühl erinnern.

Warum ich das Schloss noch einmal erwähne: Dort spielten in den Neunzigern auch Iron Maiden. Kann man sich gar nicht mehr vorstellen. Das gehört eigentlich ins Allgemeinwissen verankert. Werde ich im gestrigen Eintrag nachtragen.

[Di, 11.3.2025 – Schlossruine Dammsmühle]

Einen schönen, langen Ausflug im Brandenburg nördlich von Berlin gemacht. Mit meiner Fussballfreundin und ihrem Welpen. Wir fuhren zur Schlossruine Dammsmühle südlich von Wandlitz. Ich war bereits vor einigen Jahren mehrmals da. Das Schloss hat eine beeindruckende Geschichte, aber keine von den Berlinnerinnen, denen ich von diesem Schloss erzählte, kannte es. Dabei steht es nur kurz hinter der Stadtgrenze. Die Gegend ist dermassen verlassen und vergessen und unerschlossen, dass es schwer vorstellbar ist, wie Napoleon oder Zar Niklaus II dort logierten oder F.J. Strauss dort Geheimverhandlungen mit der DDR-Staatsregierung führte. Oder dass es um der Jahrhundertwende herum eine Partylocation war, mit einem schwimmenden, orientalischen Tanzpalast auf dem See.

Berlin, wie immer, die Stadt der vergessenen Traditionen.

Für einen Spaziergang ist so eine Gegend natürlich zauberhaft. Die Ruine, der verzweigte See, um den man herumlaufen kann, ein verfallenes Pavillon aus den Zwanzigerjahren, verlassene Holzbänke auf kleinen Landzungen am See, ein Moor, unzertrampelte Pfade durch den Wald, eine kleine Insel, auf die man über eine morsche Holzbrücke gelangt.

Das Schloss wird nun renoviert. Zwar stocken die Bauarbeiten wieder seit einem Jahr, aber die Fassaden sind verputzt, sie bröckeln nicht mehr so romantisch wie vor einigen Jahren und in Zukunft werden dort sicherlich wieder die Lichter angehen. Ich freue mich natürlich, wenn da künftig etwas los ist, auch wenn ich fürchte, dass man da eher Premium-Preise zahlen wird.

Bis dahin muss ich schnell noch ein paar Mal hinfahren.

[Mo, 10.3.2025 – fünfzig, Verpeiltheit, Libonade]

Nachtrag zum gestrigen Eintrag: Demi Moore ist übrigens 62 und spielt eine 50-Jährige. Vermutlich fanden sich keine fünfzigjährigen Frauen, die alt aussehen. Vielleicht ist fünfzig auch einfach nicht alt. Auch wieder so ein Klischee. Im echten Leben erhalten fünfzigjährige Schauspielerinnen keine tragenden Rollen mehr, wenn aber eine Fünfzigjährige dargestellt werden soll, dann nimmt man eine wesentlich ältere Frau, weil sie glaubwürdig älter aussieht. Und jetzt glauben alle, menno, fünfzigjährige Frauen sehen ja echt alt aus. Denen kann man doch keine tragenden Rollen mehr geben.
Das ist doch zum Kotzen. Nix gegen Demi Moore aber.

Am Nachmittag traf ich den Lektor, um über die nächsten Schritte der Buchveröffentlichung zu quatschen. Wir setzten uns ins Café des Neuen Deutschland, an der Strasse der Pariser Kommune. Das ist ein seltsam schöner und aus der Zeit gefallener Ort. Am Nebentisch sassen zwei junge Frauen und redeten über gesellschaftliche Klassenunterschiede auf Englisch. Die Barista war auch sehr jung, diese war aber verstrahlt und verpeilt. Sie brauchte ewig, um unsere Kaffees zuzubereiten. Dann vergass sie den Kuchen. Sie entschuldigte sich und sagte, es sei ihr erster Tag. Sie schien sich ihrer Verpeiltheit bewusst und lachte darüber. Der Kaffee schmeckte vorzüglich.

Nachher war ich mit Exkollegen verabredet. Wir gingen in ein libanesisches Hummusrestaurant namens „Hana’s Craft“ an der Reichenberger Strasse und assen fantastisches Baba Ganoush. Die Köchin servierte mir auch eine libanesische Limonade. Die war so gut, dass man sie als Libonade vermarkten müsste. Das sagte ich der Frau auch. Aber ich glaube, sie hat nicht den Nerv dazu, eine Limonade zu vermarkten.

[9.3.2025 – Gegentore, Snapchat, Demi Moore]

Am Samstag fuhr ich gleich nach der morgendlichen Hunderunde mit der S-Bahn zum Olympiastadion. Gegen Schalke würde es sehr voll werden. Ich holte mir ein kleines Bier, weil ich mir vorgenommen hatte, keine Grossen mehr zu bestellen. Seit ich die Einliterbecher trinke, trinke ich einfach doppelt so viel und das ist keine gute Sache. Mit dem Halbliterbecher ging ich gleich runter in den Block.

Seit zwei Wochen bin ich auf Snapchat, weil mein Freund Benny mich dazu eingeladen hat. Er erklärte mir, dass man sich jeden Tag Fotos schicken kann und wenn man das tut, dann bekommt man Flammen, je mehr Fotos man sich am Tag schickt, desto mehr Flammen erhält man. Wenn man aber an einem Tag kein Foto schickt, dann ist man wieder auf Null. Er schickte mir vor zwei Wochen ein Foto auf Snapchat, das ich mit einem Foto beantwortete. Jetzt haben wir einen Streak von 18 Flammen und ich habe Angst, diese alle zu verlieren. Vor einigen Tagen ist auch seine Frau mit mir in einen Chat eingestiegen. Mit ihr habe ich erst sechs Flammen.

Unten im Block waren zu dieser Uhrzeit fast nur die jungen Leute aus meinem Fanclub. Mein Freund Benny steht nicht unten bei uns in Q3 sondern weiter oben und etwas südlich in T2. Natürlich schickten wir uns Snaps aus dem Olympiastadion zu. Die jungen Leute neben mir fanden es witzig, dass ich Snapchatte. Ich sagte, ich finde das auch witzig. Dann begannen sie mir Features zu erklären. Ich sagte: hey, ich bin kein Boomer, ich bin Gen-X.

Während des Spiels wollte die Stimmung nicht so recht aufkommen. Die Ultras machten zwar ordentlichen Lärm, aber in meinem Bereich der Kurve liess die Lust nach jeder Strophe immer wieder nach. Unser Verein läuft gerade durch ein tiefes Tal. Wir stehen unweit der Abstiegsplätze in die dritte Liga. Ein Abstieg in die dritte Liga wird den Verein in die Insolvenz führen und damit folgt der Abstieg in die Regionalliga. Die junge, freche Niedersächsin, die neuerdings immer neben mir steht, war heute weniger frech. Sie hatte unfassbar schlechte Laune. Sie liess diese Laune während des ganzen Spiels aus sich heraus. Nur als das Tor für uns fiel, muss sie kurz glücklich gewesen sein. Aber das bekam ich nicht mit, weil ich draussen war, um einen Freund zu treffen. Noch während ich draussen war, fiel ein weiteres Tor, aber an der Geräuschkulisse konnte ich erkennen, dass es gegen uns gefallen war. Als ich wieder runter in den Block kam (mit einer Cola Zero), traf ich sie weinend vor. Sie wurde von einer Freundin hinter uns getröstet. Sie wollte aber nicht sagen, warum sie weinte.

Trotz eines guten Spiels unserer Mannschaft verloren wir wieder. Nach Abpfiff hatte ich keine Lust darauf zu warten, dass die Mannschaft in der Kurve kommt und begab mich deswegen derweil hoch in Block 1.1, um die beiden Fanclubbanner abzunehmen. Während ich mich im Umlauf befand, hörte ich laute Pfiffe aus dem Inneren. Sie galten der Mannschaft. Es ist sehr lange her, dass die Mannschaft ausgepfiffen wurde. Als ich oben ankam, begaben sich die Spieler bereits auf den Weg in die Kabinen.

Später am Rondell war die Stimmung nicht besser. Als nach einer Stunde die Bahnsteige etwas weniger voll waren, nahm ich einfach die Bahn zurück nach Hause. Es schien noch die Sonne, also setzten meine Frau und ich uns auf den Balkon. Diese spätwinterlichen Frühlingstemperaturen sind wirklich schön.

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Am Sonntag. Was ist eigentlich am Sonntag passiert. Weil der Besuch der Schwiegerelter kurzfristig abgesagt wurde, hatten wir tagsüber nichts vor. Deswegen schauten wir „The Substance“ mit Demi Moore. Diesen preisgekrönten Film, in dem eine alternde Schauspielerin eine Substanz nimmt, um ein Doppelleben als junge Frau zu führen.

Weiss nicht. Also ich finde Demi Moore ja deutlich attraktiver als diese junge Margaret Qualley. Ja, die Szene, in der sie ihren jungen Körper entdeckt, ist schon sehr erotisch, aber dennoch. Ihre Mutter Andie MacDowell wäre eher mein Fall. Der Film ist sehr ästhetisch, die Bilder gut komponiert, sogar der Bodyhorror, der etwa zur Mitte des Films zunehmend einsetzt, ist in seinem gesamten Ekel ästhetisch.

Mir kam vor, dass der Film irgendwo als wichtig, bzw als feministischer Film besprochen wurde. Uns erschloss das aber nicht. Die Geschichte und die Message sind beide sehr eindimensional. Was der Film aussagt: kaufe keine zwielichtige Medikamente, um jung auszusehen.

Das hätte ich Demi Moore aber auch vorher sagen können.

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Bis Mittwoch kann noch die Novelle mit persönlicher Widmung vorbestellt werden. Alle Infos hier.