Seit ich die Rechtschreibkorrektur im Blog verwende, mache ich generell auch weniger Rechtschreibfehler. Vermutlich strenge ich mich jetzt unbewusst mehr an, weil sich mein Anspruch erhöht hat. Andererseits bin ich dadurch auch zu faul geworden, um die korrekte Schreibweise von Wörtern wie „Algorhythmus“ nachzuschlagen. Ich weiß, dass das nichts mit Rhythmus zu tun hat, aber das sagt mir danach das LanguageTool.
Heute telefonierte ich den ganzen Abend mit einem Ex-Mitarbeiter. Wir haben da eine Geschäftsidee, die wir den ganzen Abend durchrechneten. Vielleicht etwas für die Zukunft. Währenddessen posteten die Leute der Immer.Bärbel-Lesebühne weitere Fotos und Fragmente der Lesung von neulich auf Insta. Das Foto von mir gefällt mir ausgesprochen gut. Die Fotografin hat eigentlich ausschließlich ausgesprochen gute Fotos von mir gemacht. Ich muss mich einmal direkt bei ihr bedanken (so. soeben getan.), kann man ja auch gut wiederverwenden als Autorinnenfoto oder als etwas seriöseres Profilfoto für die Profile, die man heute überall herumliegen hat.
Keine besondere Erkenntnis gewonnen heute.
Ich muss noch mein Tagespensum an dem langen Text durchziehen. Die Superheldengeschichte habe ich doch wieder beiseitegelegt. Der andere sogenannte lange Text ist mittlerweile dermaßen umfangreich geworden, dass ich ihn zuerst beenden möchte, bevor ich an etwas anderes Großes beginne. Zudem muss man an so einem Text auch dranbleiben, weil man sonst den Fokus verliert, die Figuren verwässern, der Plot driftet weg, der Sound auch. So ein langer Text ist ein wachsender, amorpher Organismus, dem man ständig neue Organe dranpflanzt.
Auf der Hundewiese stellte sich heraus, dass niemand den Geburtstag ihres Hundes feiert. Darauf reagierte ich einigermaßen entsetzt. Zuerst wollte ich es nicht glauben. Ich berichtete in der Runde, dass ich zum Geburtstag meiner Hündin keine anderen Termine wahrnehmen würde, dass sie einen Hundekuchen bekommt, also umgestülptes Nassfutter, das wir mit Lachscreme überziehen und mit kleinen, knackigen Leckerlis bespicken. Ich referierte sicher mehrere Minuten lang.
Ich muss wohl sehr emotional gewirkt haben, weil alle sagten: Jetzt fühle ich mich aber schlecht.
Am Abend fuhr ich zurück nach Hamburg. Diesmal konnte ich wieder Hörbuch hören. Aber ich werde es nicht schaffen, das ganze Buch bis Ende Dezember durchgehört zu haben.
Und sonst beschäftige ich mich gerade damit, mich von US-amerikanischen Softwareanbietern zu verabschieden. Ich will kein Gmail mehr, ich will kein Maps mehr, kein Chrome, kein Amazon. Office und Windows habe ich ohnehin nie benutzt. Aber meine Abhängigkeit von Google ist immens. Ich werde nicht alle ersetzen können, das meiste schon, aber nicht das Telefon. Auch Insta kann ich nicht ersetzen, Twitter nutze ich schon lange nicht mehr. Ich bin schockiert darüber, wie eiskalt die USA ihre Marktmacht in Technologie ausnutzen. Jüngstes Beispiel vom Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, dem die US-Regierung kurzerhand Email und Office abgeschaltet hat. Was ne Shitshow. Und wenn die Trump-Administration jetzt ganz offiziell die rechtsradikalen Kräfte in Europa stärken will, dann werden natürlich auch die Algorithmen bei Insta und Facebook (Twitter sowieso) entsprechend ausgesteuert. Wir stehen halt nicht mehr auf der gleichen Seite. Und die Firmen spielen das alles mit. Firmen waren noch nie moralisch. Firmen waren immer hervorragend darin, ihren moralischen Kompass immer neu zu kalibrieren.
Mir macht das unfassbar schlechte Laune. Der Ton wird hier sicher bald wieder besser. -> Go European.
Wir machten uns eine mexikanische Bowl und danach wollten wir „The Abandons“ schauen, diese neue Serie mit Gillian Anderson und Lena Headey, ein Neo-Western über zwei Frauen im Oregon der 1850er Jahre. Vor noch nicht so langer Zeit schaute ich noch ungemein gerne Neo-Western. Anfang dieses Jahres schrieb ich noch darüber, seit Anfang dieses Jahres hat sich aber vieles in der Welt verändert und meine Faszination für die Vereinigten Staaten hat einen merklichen Knick erfahren, um nicht zu sagen, dass mich mittlerweile sogar eine gewisse Abneigung gegen filmisch dargestellte historische US-Themen erfasst hat. Auch wenn oft durchaus kritische Themen aufgegriffen werden, so ist es unterschwellig trotzdem immer ein Feiern dieser Geschichte, dieser Legitimation, worauf dieses Land gebaut ist: Eroberung, Waffengewalt, Gott und die damit verbundene Freiheit. Seit Vance, Trump und die Gang kotzt mich das alles nur noch an.
Nach 15 unfassbar langweiligen Minuten konsultierten wir die Rotten-Tomatoes-Bewertungen und stellten fest, dass die Serie mit 22 % Zustimmung schlechter bewertet wurde als „Sharknado II„, und so beschlossen wir, abzubrechen. Ich hatte mich sehr gefreut, stundenlang Gillian Anderson und Lena Headey zuzusehen. Dafür würde ich sogar mittelmäßige Bewertungen in Kauf nehmen, aber 22 ist schon sehr mies. Als Grenze hatte ich mir einmal 70 % gesetzt. Wenn die Bewertungen unter 70% oder unter 3 Sternen auf anderen Plattformen liegen, dann ist der Film üblicherweise nicht gut. Manchmal nur in Details. Deswegen schauten wir „The Roses“ mit Olivia Colman und Benedict Cumberbatch, ein Remake der Tragikomödie aus den Achtzigern oder Neunzigern. Das Remake hat zwar nur 64 % Zustimmungswerte, aber das wussten wir erst später, als wir nachschauten, weil wir beide fanden: „Irgendwie OK, aber mit seltsamen Schwächen“. Nunja. Immerhin sind Colman und Cumberbatch super.
Was ist sonst noch passiert. Der lange erwartete Reifenwechsel fand heute statt. Jetzt bin ich gewappnet für Südtirol und die wöchentlichen Fahrten nach Hamburg. Auf den Winterreifen fehlen die Radkappen, ich fühle mich damit ein wenig schäbig, als wäre es ein Nutzauto auf dem Bauernhof. Ein erstaunlich gutes Gefühl. Weil mich meine Frau beim Abholen des Autos begleitet hatte, fuhren wir damit noch eine längere Runde. Es war so schön, zusammen im Auto zu sitzen und die Stadt an uns vorbeiziehen zu lassen. Auf der Rückbank lag die Hündin und kaute auf ihrem Knochen herum.
In meinen Notizen steht auch „Nikolaus“. Aber ich weiß wirklich nicht, was ich mir dabei gedacht hatte. Ich sah gelegentlich Nikolause, aber nichts davon lieferte mir eine Erkenntnis.
Auf der Rückfahrt hörte ich diesmal kein Hörbuch, ich hatte zu viele Gedanken im Kopf, die den ganzen Platz einnahmen. Input über den Hörkanal funktionierte nicht. Deswegen Musik. Streng genommen ist das auch Input, aber der schleicht sich irgendwie an den Gedanken vorbei und schüttelt sie von hinten auf, wie man das mit einem Bett macht, wenn man es lüftet.
Heute verließ ich die Firma eine halbe Stunde früher. Und war auch eine halbe Stunde früher da. Ja, wenig überraschend. Lustig wäre es gewesen, wenn ich trotzdem gleich spät ankomme. In diesem ewigen Geschiebe in der Zeit. Wie wenn man früher ins Büro geht, aber dann doch nicht früher herauskommt.
Die Hündin war mir heute im Treppenhaus entgegengerannt. Allerdings hatte meine Frau sie schon aus der Wohnung gelassen, bevor ich oben war. Also rannte sie aus dem dritten Stock die Treppe hinunter, ich kam aber mit dem Fahrstuhl nach oben. Als ich sie von oben rief, hörte ich das aufgeregte Tapsen auf der Treppe, wie sie den ganzen Weg wieder nach oben rannte. Sie freut sich immer so. Sie dreht dabei Pirouetten.
Während ich bei Fittix an der Trizepsmaschine saß, fand ich plötzlich den richtigen Sound für den Superheldentext. Ich berichtete vor mehreren Monaten, dass ich jenen Text nach 50 Seiten beiseitelegte. Weil irgendwas daran nicht funktionierte. Der Ton gefiel mir nicht, ich kam nicht richtig in die Figur hinein, der ganze Sound war etwas spröde. Ich fand das sehr schade, weil ich schon einen super Titel habe und der Plot fast bis zum Ende durchgedacht ist und ich mir vorstellen kann, dass das ein richtig guter Text werden könnte. Deshalb freute es mich heute so, als ich an der Trizepsmaschine saß und ausnahmsweise keinen Podcast im Ohr hatte, und ich an jenen Text dachte, ihn mir innerlich noch einmal erzählte und auf einmal der richtige Erzählsound in mich über ging. Die Figur. Wie sie die Geschichte erzählt. Die Haltung, aus der heraus die Figur spricht. Es sind nur feine Nuancen, die den Sound zu einem Sound machen. Und plötzlich rollt der Text an. Ich lief sofort nach Hause und setzte mich an meine schöne neue Tastatur.
Ich sollte vielleicht nicht immer Podcasts im Ohr haben.
Den Gesellschaftstext (früher: pornografischer Roman) lege ich vorerst für ein paar Tage beiseite. Muss schauen, ob sich der Sound des anderen Superheldentextes bewährt. Es dauert leider immer eine Zeit, bis man sich sicher ist.
Eigentlich wollte ich zum Sport. Stattdessen ging ich zu MediaMarkt. Klingt ein bisschen lustig. Es hat aber einen ernsten Hintergrund. Meine Kopfhörer sind nämlich kaputt. MediaMarkt liegt im Südwesten und Fittix im Nordosten. Es lässt sich nicht gut verbinden.
Heute war ich eine Stunde früher im Büro. Um auch eine Stunde früher wieder raus zu sein. Das hat auch gut funktioniert. Was ich davon hatte, weiß ich allerdings nicht.
# Laut dem Spotify-Jahresrückblick ist mein musikalisches Alter 87.
Den ganzen Tag freute ich mich schon auf den Feierabend, um zurück zu meiner Tastatur zu kehren und damit liebevoll den Text zu streicheln.
Zwei Stunden vor Feierabend wurde es dann in meinem Fanclubchat unruhig, weil heute ja das Pokalspiel gegen Kaiserslautern stattfand. Das hatte ich ganz vergessen. Hertha und der Pokal. Wir träumen jedes Jahr. Es gab heute ein unverhältnismäßig großes Polizeiaufgebot, vermutlich als Reaktion auf die Proteste gegen die geplanten Gesetze. Die Proteste waren durchgehend friedlich gewesen und fanden großteils zudem in den Medien statt. Ich beteilige mich ungerne an reflexhafter Polizeikritik, aber das war heute ein sehr seltsamer Move der Polizei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das von der Berliner Innensenatorin veranlasst wurde.
Hertha spielte jedenfalls einen rauschhaften Fußball und besiegte Kaiserslautern mit 6:1. Solche Ergebnisse kenne ich eigentlich nur aus Geschichtsbüchern. Ich hatte mir das Telefon auf dem Schreibtisch aufgestellt und schaute darauf das Spiel.
Nach Abpfiff war mein Insta voll von Bildern des Spielergebnisses. Überall prangte das 6:1. Ich kenne nur einen einzigen Lautern-Fan, das ist Christian Baron, mit dem saß ich Anfang des Jahres auf der Bühne, als wir Fußballtexte vorlasen. Er im Lautern-Trikot und ich im Hertha-Leibchen. Zwischen uns Klaus Ungerer in grün als Lübeck-Fan. Christian Baron lasse ich heute besser in Ruhe. Ich mag den.
Mit dem Freund von der Hundewiese geriet ich wieder in Streit. Wir besprechen immer die politische Weltlage. Weil wir immer schnell in einen Streit geraten, haben wir mittlerweile eine Liste an Themen, denen wir auf unseren Spaziergängen ausweichen wollen. Sogar die Hündinnen halten uns schon für peinlich, wenn wir wieder zunehmend lauter zueinander werden. Es kommen bei jedem Spaziergang neue Themen auf diese Liste. Er wirft mir vor, zu negativ zu sein, und ich werfe ihm vor, zu blauäugig zu sein. Ich komme mit dem Vorwurf, zu negativ zu sein, wirklich nicht gut klar. Der Rest der Welt wirft mir vor, zu optimistisch zu sein, da kann er nicht einfach daherkommen und mir ständig Negativismus vorwerfen. Meine Frau, die unsere fortwährenden Streits mittlerweile kennt, sagt, ich täte mich nur schwer, seine Meinung zu akzeptieren. Das mag sein. Ich bin aber überzeugt, dass er seine Meinung nicht zu Ende gedacht hat und er anders darüber denken würde, wenn er das Problem richtig verstünde.
Es ist vielleicht ganz gut, dass ich mich gerade in Hamburg aufhalte. Wir brauchen ein bisschen Abstand. Oder ich brauche ihn.
Immerhin habe ich jetzt eine neue mechanische Tastatur. Wieder eine Royal Kludge. Sie wurde in einer Discord-Gruppe als die beste Tastatur für Vieltipper 2025 gepriesen. Sie hat eine noch bessere Haptik als meine alte Royal Kludge R75 in Berlin. Diese neue habe ich mir für Hamburg angeschafft, weil ich hier wesentlich mehr tippen werde als in Berlin. Für Hamburg hatte ich ursprünglich meine alte mechanische Redragon mit roten Schaltern mitgenommen. Die Redragon nehme ich oft auf Reisen mit, vor allem nach Schweden, sie hat aber rote Schalter, also ohne taktilen Klickpunkt, außerdem gab sie mir ein merkwürdiges, hohles Tippgefühl, mit dem ich mich nie anfreunden konnte. Das Tippgefühl dieser neuen Royal Kludge C87 ist hingegen dermaßen warm, dass ich den Text wie mit einem feinen Fingerspiel liebkose.
Dumm ist nur, dass es die C87 nur im US-QWERTY-Layout gibt. Das hatte ich in der Eile übersehen. Bevor ich nach Deutschland kam, tippte ich ausschließlich auf QWERTY-Tastaturen, aber damals tippte ich auch keine Umlaute. In Deutschland gewöhnte ich mich dann schnell an das deutsche QWERTZ-Layout. Mit der C87 habe ich jetzt QWERTY-Tasten, aber darunter wird ein QWERTZ wiedergegeben. Das ist weniger schlimm als gedacht, schließlich weiß ich, wo die Tasten liegen, aber die ENTER-Taste macht mir zu schaffen. Die ist im amerikanischen Layout wesentlich schmaler und ich greife deswegen noch ziemlich oft daneben. Da ich sie aber wegen der anderen Vorzüge behalten will, will ich mich aber daran gewöhnen, gewöhnen müssen, und ich bin mir sehr sicher, dass ich mich daran gewöhnen werde.
Und sonst so.
Ich war shoppen. Weil es mich letzte Woche nervte, dass eine Krawatte zu meinen Hemden sehr onkelig aussah, beschloss ich, mich nach engeren Slim-Fit-Hemden umzusehen. Dafür fuhr ich mit der Bahn zum Jungfernstieg. Ich war wirklich lange nicht mehr da. Vor zwanzig Jahren ging ich immer vom Jungfernstieg bis zum Hauptbahnhof, wenn ich ein Hemd brauchte. So machte ich das heute wieder. Allerdings verlief ich mich heute und plötzlich stand ich vorm Alsterhaus. Das ist das KaDeWe des Nordens! fiel mir ein. Also ging ich hinein, fand es aber außergewöhnlich klein, verglichen mit dem KaDeWe. Deswegen fragte ich die KI, ob das auch wirklich das KaDeWe Hamburgs ist. Die KI sagte: „Ja.“
Hemd fand ich da trotzdem keines. Ich mag diese prominent ausgestellten Marken nicht so. Dafür wurde ich später bei Uniqlo fündig. Die sind so smart mit ihren unprätentiösen, aber ausgeklügelten Kleidungslinien. Ich war das erste Mal in einem Uniqlo in London, als es das in Deutschland noch gar nicht gab. Ich fühle mich sehr avantgardistisch, dort einzukaufen. Zwei Wochen später öffnete das erste Uniqlo in Deutschland am Berliner Tauentzien. Ging ich natürlich sofort hin und rümpfte die Nase. Hatte ich alles schon einmal gesehen. Alter Hut.
Die Autobahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg kenne ich eigentlich nur im Dunkeln. Ich steige ins Auto, fahre die Prenzlauer hinaus, danach beginnt eine 300 Kilometer lange Asphaltpiste durch die Dunkelheit. Letztens fiel mir auf, dass ich mich in meiner Vorstellung nicht durch eine ebene Landschaft bewege. In Wirklichkeit fahre ich ja durch die norddeutsche Tiefebene, ich wähne mich aber ständig von Bergen umgeben. Sie sind weit entfernt. Es ist, als würde ich durch ein breites Tal fahren. So breit wie das Adventdalen bei Longyearbyen, eine mehrere Kilometer breite Talsohle, die von dramatischen Erhebungen flankiert wird, solche Täler, wie man sie auch aus Filmen, die in Montana oder Wyoming spielen, kennt. Mein Gehirn will sich offenbar etwas Schönes vorstellen, während ich anderen Gedanken nachhänge.
Heute kochten meine Frau und ich erneut das vegane Kohlgericht nach, bei dem wir uns neulich so verstritten. Diesmal kochten wir es so, dass wir die Streitpunkte unserer letzten Kochaktion zuerst in Ruhe ausdiskutierten und erst dann zur Tat schritten. Funktionierte prima. Wir sind ja gar nicht streitsüchtig. Der Erkenntnisgewinn war allerdings gering. Das Essen schmeckte auch nicht besser.
Das Blog war den halben Tag kaputt und ich habe es nicht bemerkt. Ein Plugin meldete, dass es ein Update braucht, also schmiss ich das Update an und verließ das Pensèezimmer. Erst später am Abend sah ich, dass es kaum Zugriffe auf das Blog gegeben hatte, also rief ich die Seite auf und alles war weiß. Das Plugin hatte alles zerschossen. Ich konnte es aber schnell fixen.
Was ist sonst noch passiert? Wir liefen mittags eine lange Runde mit der Hündin. Danach schaute ich Hertha gegen Kiel, was Hertha im fünften Spiel hintereinander gewann. Unfassbar. So muss es sich anfühlen, Bayernfan zu sein. Gerade jetzt kann ich nicht ins Stadion gehen, aber vermutlich ändert es sich bei mir beruflich ab Januar wieder ein wenig, dann bin ich wieder etwas mehr in Berlin. Dann war ich auch beim Friseur. Die Chefin war heute nicht zugegen, deswegen schnitt mir ein junger Mann aus Spanien die Haare. Am Telefon sprach er einwandfreies Deutsch mit Akzent. Als ich bei ihm ankam, fragte er mich, ob ich auch Englisch könne. Ich bejahte. Und dann redete er schlechtes Englisch mit mir. Nach einer Weile wollte ich ihm vorschlagen, Deutsch zu sprechen, aber ich wollte ihn nicht auf sein schlechtes Englisch hinweisen.
Am Abend aktivierten wir wieder die Winterbeleuchtung:
Heute traf ich meine Freundin Amelie. Es war das erste Mal, dass ich abends wegging, seit ich in Hamburg bin. Das sollte ich auf alle Fälle öfter machen, ich hänge nämlich wirklich ein wenig fest in dieser unwirtlichen Gewerbegegend im Norden der Stadt, und mein Hamburg-Bild verengt sich gerade zu einem verregneten und dunklen halben Quadratkilometer, dessen Ausweg immer der Freitagabend und die Autobahn nach Berlin ist. Ich könnte mich hier auch einfach auf dem Mond befinden, so wenig Hamburg ist das. Dummerweise komme ich von hier auch nicht besonders gut weg. Die nächste U-Bahn ist ein fast halbstündiger Fußmarsch entfernt, und dann muss ich noch hunderttausendmal umsteigen, wenn ich nach St. Pauli oder in die Innenstadt will. Deshalb nahm ich heute einfach ein Taxi.
Wir waren im Hummel & Quiddje verabredet, also ließ ich mich gleich vorn an der Ecke zur Stresemannstraße rauswerfen, das Stück die Bernstorffstraße wollte ich laufen, damit ich an der 166 vorbeikomme, wo ich 4 Jahre lang wohnte. Im Erdgeschoss wohnt jetzt eine andere Künstlerin. Auch sie hat dort ihr Wohnatelier, es ist aber nicht die gleiche Frau. Die ganze Straße ist etwas belebter als vor zwanzig Jahren. Ich kann mich auch nicht an das Hummel & Quiddje erinnern. Es sieht von innen so aus, als wäre sie immer schon da gewesen.
Amelie sagte sehr schöne Sachen über meine Novelle. Allerdings brachte sie einen Punkt auf, der mich vermutlich noch eine Weile beschäftigen wird. Sie sagte nämlich, sie würde den Erzähler der Geschichte nicht mit mir in Verbindung bringen. Sie konnte die Erzählfigur nicht richtig erfassen. Ich tat es zuerst scherzhaft ab, aber in dem Moment hatte mich der Kern ihrer Aussage bereits getroffen und ich verstand sofort, was sie meinte. Für einen autobiografischen Text ist das durchaus seltsam. Das traf mich, weil die Erzählfigur so nah an mir dran ist. Andererseits bietet eine Erzählfigur, die man schlecht erfassen kann, natürlich auch viel Raum, um sich in deren Cockpit zu setzen und die Geschichte zu erleben.
Nach drei Stunden, in denen wir über ihr Piano, das Klavierspielen, das Chorsingen, Komposttoiletten und das veränderte Hamburg sprachen, verabschiedeten wir uns und ich ging wieder einmal die Bernstorffstraße hoch bis zur Stresemannstraße. Ich bin mir sicher, dass es früher unbelebter war, aber früher war ja auch die ganze Welt unbelebter. Ich erinnere mich an die Welt immer in Lagen zurück, Lagen von Zeit, graue Erinnerungen, die alle paar Jahre mit einer neuen Lage Firnis aufgefrischt werden. In meiner Erinnerung ist aber immer noch die Blässe da.