Am Freitag trat ich von meinem Posten als Vorstand meines Hertha Fanclubs zurück. Seit der Sommerpause habe ich mir ein wenig Abstand von Hertha und dem Vereinsleben genommen. Mein Fanclub ist sehr aktiv und auch sehr groß. Die Halbherzigkeit, mit der ich seit einem halben Jahr an dem ganzen Biotop teilnehme, gibt mir das Gefühl, einen solchen Fanclub nicht mehr als Vorstand führen zu können.
Meine Frau ist erkältet und es geht ihr nicht gut. Wir konnten daher nicht viel gemeinsam machen. Aber sie schenkt sich immerhin einen Bubblewein, während ich Essen zubereite. Ich bin in diesen wöchentlichen 48 Berlinstunden einfach gerne zu Hause, ich muss auch nichts unternehmen. Wir schauen „Remnick“, diese Serie aus Alaska und danach „bay of Fires“ eine Serie, die in Tasmanien spielt. Wir wundern uns, dass Tasmanien nicht auf unserer gedanklichen Reiseliste stattfindet. Also googeln wir Tasmanien. Die Insel hat wirklich alle Zutaten, um unsere Begeisterung zu entfachen. Meine Frau hat irgendwann in 2027 oder 2028 oder 2029 einen Kongress in Sidney. Da könnte ich ja wieder als First Lady mitfliegen und wir nehmen uns zwei Wochen Urlaub für Tasmanien. Oder vielleicht 4 Wochen. Wenn man schon in Australien ist.
Draußen regnet es das ganze Wochenende lang. Meine Hündin und ich drehen lange Runden. Meine Regenjacke passt mir wieder besser. Ich hatte sie in einer relativ schlanken Phase gekauft und danach lange nicht tragen können. Jetzt sitzt sie wieder gut. Mit meinen schicken Gummischuhen sehe ich aber aus, als wäre ich im Fetischclub verabredet.
Im Regen treffe ich die S mit ihrer Hündin. Wir laufen eine ganze Weile zusammen. Sie überlegt, aus Berlin wegzuziehen. Zu ihren Eltern nach Dresden. Sie ist Berlinmüde und ihre Eltern sind alt. Sie hat noch Lust, etwas Zeit mit ihrer Mutter zu verbringen. Neulich war sie wieder im Berghain und hat gemerkt, dass Feiern nichts mehr bringt. Sie wird nächstes Jahr 50, sie ist dem Ganzen entwachsen. Und die Stadt ist schmutzig und niemand kümmert sich um nichts mehr. Bei dem Thema kann ich sie wirklich nicht aufmuntern. Ich versuche aber, sie nicht noch weiter runterzuziehen. Sie würde mir fehlen. Ich drehe immer gerne meine Runden mit ihr.
Sonntagabend steige ich ins Auto und fahre zurück nach Hamburg.






