Hmm. Ich zweifle. Zwei Dinge: „gute“ Erotik ist ziemlich schwierig. Ganz persönlich lege ich jetzt auch nicht so großen Wert drauf. Lem hatte irgendwann mal länglich drüber geschrieben, dass das Vokabular alleine schon schlicht problematisch sei, wobei man sich über Lem als Kronzeugen in der Diskussion trefflich streiten kann. Das andere ist dein Gegenpol „Sex“ bzw. das Problem mit demselben. Erotik ist die Andeutung, und wie gesagt, das ist literarisch schwierig und, ich fürchte, in vielen Genres wärs ausreichend, einfach ne Ansage zu machen, dass es nun halt zum Sex kommt und gut. Bei allem anderen ist da die slippery slope zur Pornografie, und die ist nun eben nicht literarisch anspruchsvoll, sondern eben Wunsch- und Fantasieerfüllung, sie soll nicht erotische Atmosphären verbreiten, sondern geil sein und geil machen, thats it.
Diesbezüglich seh ich interessanterweise weniger Tabuisierung, ich halte diese Funktion der Pornografie für legitim und offenkundig. „Erotik“ ist begründungsbedürftig, man steht in der Nachweispflicht, dass sie künstlerischen-literarischen Wert hat *und* dazu noch eben die entsprechenden sexuellen Themen/Motive ansprechend ausbreitet, das ist a) schwierig und b) bestreitbar, und c) sehe ich da keinen Diskussionsbedarf. Um noch Goldt zu zitieren: „Wenn da mit vor Geilheit vibrierenden Fingern die Genusswurzeln aus ihren Jeans-Gefängnissen befreit werden, dann ist das doch prima“, und ich sag einfach mal, ja, der Mann hat recht. Mag man anders sehen, aber ehrlich? Mir vollkommen egal.