Am Wochenende ist nicht viel passiert. Wir chillten hauptsächlich und lasen. Heute räumten wir die Wohnung auf, weil am Abend wieder meine Schwiegereltern kamen. Immer ein willkommener Anlass, zu putzen.
Spät am Abend fuhr ich dann zum Flughafen. Der Flug aus Göteborg hatte sich sehr verspätet. Derzeit höre ich beim Autofahren immer Hörbücher. Seit der letzten Schwedenreise (ich berichtete) fühle ich mich durch Hörbücher besser unterhalten als durch Podcasts. Nachrichten und Diskussionen nehme ich neuerdings lieber als geschriebenen Text auf, weil ich politische Podcasts häufig als zu hysterisch empfinde, vor allem wenn Männer (und es sind meist Männer) sich am Mikro aufgeregt unterhalten. Hörbücher funktionieren im Auto hingegen ganz wunderbar. Sie generieren einen Flow. Und ich kann da Bücher konsumieren, die ich zwar interessant finde, aber nicht interessant genug, um ihnen zu viel Lebenszeit widmen zu wollen. Das ist ja immer so mit Büchern: Man kauft mehr Bücher, als man lesen kann. Mit Hörbüchern kann ich jetzt selektieren. Bücher, denen ich meine volle Aufmerksamkeit widmen will, kaufe ich als Buch und Bücher, die mich nur interessieren, die ich irgendwann lesen werde, höre ich jetzt auf Autofahrten. So kann ich in dieser geisttötenden Zeit im Auto mein Bücherbacklog abbauen.
Zurzeit höre ich TC Boyle. Das ist so ein Fall. Interessiert mich zwar, aber (noch) nicht genug, um mich damit mit viel Vorfreude auf das Sofa zu verschanzen. Fürs Auto ist das aber perfekt. Auf dem Weg zum Flughafen war mir heute aber nicht nach TC Boyle. Ich überlege ja wieder, erotische oder pornographische Texte zu schreiben und sie unter Pseudonym als E-Book rauszuhauen. Das Thema lässt mich nicht los. Der letzte Versuch, eine pornographische Geschichte zu schreiben, ist leider zu einer Geschichte über die Liebe und über Freundschaft geworden. Was natürlich witzig ist und sich sicherlich psychologische Fragen aufruft. Aber das Thema lässt mich weiterhin nicht los. Dummerweise habe ich keine Erfahrung mit erotischer Literatur, deswegen lud ich mir heute ein Hörbuch herunter, das hunderte erotische Kurzgeschichten enthält. Als ich am Flughafen ankam, war ich der quirligen Mädchen im Internat und den kurzen Röckchen und den ausladenden Brüsten und kichernden Frauen ziemlich überdrüssig. Die Autorinnen sind laut Buchdeckel weiblich. Irgendwie kann ich mir aber nicht vorstellen, dass Frauen so über Sex schreiben.
Empfehlungen nehme ich gerne an.

Meine Empfehlung ist Rücksprache mit Maximilian Buddenbohm, der ein Experte in schlechter Erotik-Literatur ist – oder zumindest war: Vor 15-20 Jahren kürte er nicht nur einmal zusammen mit Lyssa die schlechteste erotische Literatur des Jahres. Er müsst ziemlich gut wissen, welche Fehler es zu vermeiden gilt.
Guter Hinweis! Ich erinnere mich noch an deren Sammlung von Begriffen. Im Kopf geblieben ist: Lustschwert!
Ich habe mich mal an Homoerotik versucht, es kam sogar ein dünnes Büchlein bei Amazon raus. Aus guten Gründen habe ich dieses Genre inzwischen verlassen.
Welche guten Gründe?
Sehr erotisch war es dann doch nicht, glaube ich.
Immerhin eine lustige Erkenntnis.
Na ja, es gab schon lustigere Erkenntnisse.
literotica.com hab ich als die große Textpornhalde schlechthin in Erinnerung, mit recht großer deutschsprachige Abteilung. Sprei, Weizen, klar, aber wenn ich bei meinen Ebookwarez mal einschlägige Texte aufmachte: besser wars nicht.
Außerdem natürlich: Fanfiction, insb. Archive of our Own, aber halt überwiegend en.
Diese Halde kannte ich gar nicht. Interessant. Thx.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/trieb-feder-100.html
„Trieb & Feder“ ~ Feature, angeregt vom Bad Sex in Fiction Award, über die Fehler und Fallen, die sich vermeiden ließen.
Oh thx. Kommt mir gleich auf die Ohren.
also, hab ich mir durchgelesen, aber die regeln finde ich eher hinderlich. denke, wenn man die alle einhalten will, dann kann man sowieso nichts mehr dazu schreiben. geatmet darf nicht werden, weil das atmen ist ein klischee, es darf nicht darum gehen, dass man gerne zusammen ist, man darf an nichts denken etc etc. na klar kann man da beispiele finden, wo es schlecht gelöst ist, andererseits wäre es doch vielleicht viel hilfreicher gute beispiele zu besprechen, denn wenn man so einen text schlecht findet, weiss man es sowieso. andererseits finde ich zb die zitierte stelle von karen duve wenig überzeugend als schlechtes beispiel, es irritiert schon auch immer der fehlende kontext. es darf also kein knopf aufgemacht und kein reissverschluss geöffnet werden? es darf auch niemand aufgespiesst werden? weil das nicht passt, aber warum passt es nicht, ich würde nicht ausschliessen, dass es je nach buch auch mal sinn macht. in atonement gibt es zb diverse stellen, die sicher nach den kriterien nicht gut wegkämen (glaub mich zu erinnern dass es da auch schmetterlingsmässig zugeht), trotzdem wäre es aus meiner sicht kein schlechtes buch- man will ja vielleicht auch einfliessen lassen, dass die leute da mit einiger hysterie und verklemmtheit agieren, wenn es um sex geht. da finde ich ist das buch sehr erfolgreich. und bei karen duve gibt es dazu bücher, die ich bzgl. sex schon ziemlich ungelenk finde, aber taxi ist es aus meiner sicht nicht, ich liebe taxi. es geht so um eine frau die mehr reagiert als agiert, das passt schon alles.
ja mir kam auch fanfiction in den sinn, da bekommt man ein ziemlich breites spektrum zu sehen, allerdings gibts da ja auch gerade klischees en masse und ich denke es ist oft der pornographische outlet für pubertierende mädchen, die evtl. auch noch wenig erfahrung hatten, sich das aber irgendwie vorstellen.
Je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr merke ich auch, dass alle wissen, wie schlechte Erotik geht, aber sich niemand richtig festlegen will, was gut ist. Das ist vielleicht einfach das alte Problem mit Sex. Dass wir entweder darüber lachen (kichern), oder abfällig darüber reden, oder eben gar nicht darüber reden. Niemand will öffentlich in den Verdacht kommen, sich zu erregen. „Wir“ jetzt als Pluralis Gesellschaftatis.
Hmm. Ich zweifle. Zwei Dinge: „gute“ Erotik ist ziemlich schwierig. Ganz persönlich lege ich jetzt auch nicht so großen Wert drauf. Lem hatte irgendwann mal länglich drüber geschrieben, dass das Vokabular alleine schon schlicht problematisch sei, wobei man sich über Lem als Kronzeugen in der Diskussion trefflich streiten kann. Das andere ist dein Gegenpol „Sex“ bzw. das Problem mit demselben. Erotik ist die Andeutung, und wie gesagt, das ist literarisch schwierig und, ich fürchte, in vielen Genres wärs ausreichend, einfach ne Ansage zu machen, dass es nun halt zum Sex kommt und gut. Bei allem anderen ist da die slippery slope zur Pornografie, und die ist nun eben nicht literarisch anspruchsvoll, sondern eben Wunsch- und Fantasieerfüllung, sie soll nicht erotische Atmosphären verbreiten, sondern geil sein und geil machen, thats it.
Diesbezüglich seh ich interessanterweise weniger Tabuisierung, ich halte diese Funktion der Pornografie für legitim und offenkundig. „Erotik“ ist begründungsbedürftig, man steht in der Nachweispflicht, dass sie künstlerischen-literarischen Wert hat *und* dazu noch eben die entsprechenden sexuellen Themen/Motive ansprechend ausbreitet, das ist a) schwierig und b) bestreitbar, und c) sehe ich da keinen Diskussionsbedarf. Um noch Goldt zu zitieren: „Wenn da mit vor Geilheit vibrierenden Fingern die Genusswurzeln aus ihren Jeans-Gefängnissen befreit werden, dann ist das doch prima“, und ich sag einfach mal, ja, der Mann hat recht. Mag man anders sehen, aber ehrlich? Mir vollkommen egal.