[Tagebuchbloggen. Sonntag, 28.3.2021]

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Am Morgen ass ich dann Svens Fastlagsbullar und als ich das letzte Stück schmatzend verschlungen hatte, googelte ich, was es jetzt mit dem Namen auf sich hat. Wie erwartet, aber erfolgreich verdrängt, ist es natürlich keine Fastenspeise, sondern eine richtige Bombe, keine Ballaststoff-und-Wasser-Bombe, sondern ein richtiges Fett-und-Zucker-Explosiv.

Der Name kommt laut Wikipedia aus der Faschingstradition, die ja den Beginn der Fastenzeit markiert, Fastlag ist etwas ähnliches wie Fastnacht, Fastlagsbullar müsste daher in die europäische Tradition der Faschingskrapfen oder Oliebollen fallen, bzw Berliner Pfannkuchen und Bomboloni. Auch wenn die skandinavische Variante mit Sahne und Mandelmus bzw Marzipan zubereitet wird. Sie werden aber auch zum Fastenbrechen konsumiert. Und sicherlich auch zwischendurch. Und zwischen Ostern und Fasching. Fasching. Wusste gar nicht, dass das ein Ding sei in Schweden.

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Ich bekam einige Zuschriften, mit der Frage, was es mit dieser Diät auf sich hat, was ich genau machen würde um 16 Kilo in nunmehr 5 Monaten abzunehmen. Ich antwortete, dass ich das demnächst mal aufschreiben werde. Als Tagebucheintrag. Als ich damit begann, merkte ich ziemlich schnell, dass mir beim Aufschreiben dieses Themas, die Ideen ziemlich aus den Fingern prasselten. Meist ist das der Anfang eines längeren, guten Textes. Diese Idee, von der man noch nichts wusste, die man in sich trug. Wenn der Ideeenregen plötzlich losprasselt.

Da der Text anwuchs, beschloss ich, mir etwas Zeit zu geben und daraus einen eigenen Blogbeitrag zu verfassen, für einen Tagebucheintrag würde es dann doch zu umfassend und gewichtig werden. Während ich den Blogeintrag schrieb, merkte ich aber auch, dass ich mich ständig kurz fassen musste und ich eigentlich noch weiter ausholen wollte, jetzt denke ich, hey, vielleicht sollte ich einen lustigen Lebensratgeber schreiben, übers Abnehmen, lustige Sachbücher wollen heutzutage doch alle, die dominieren die Bestsellerlisten, ich könnte damit reich werden und mir ein Häuschen in der Arktis kaufen.

Später verwerfe ich den Gedanken wieder. Ich bin lieber cool als reich.

Neulich im Herthabase Podcast lobte man meine Stimme und verortete meine Sprachaufnahme bereits im ASMR-Bereich. Das liegt mir eher. Reich werden indem ich Menschen errege.

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Am Abend spricht dann die Bundeskanzlerin im Fernsehen, bei Anne Will. Ich sehe eine seltsam unentschlossene Politikerin. Auch wenn ich ihre Ausgeglichenheit in diesem Puppentheater von narzisstischen Alphacharakteren immer sehr geschätzt habe, merke ich, dass sie auch viele Facetten verkörpert, die ich an diesem Land seit nunmehr zehn Jahren nicht mehr ausstehen kann. Diese seltsame Starre, diese Verharrtheit im Erreichten, diese Angst vor Veränderung, diese Visionslosigkeit, diese fehlende Lust etwas zu tun, dieses zwischen den Stühlen sitzen und es allen recht machen zu wollen.

Ich muss den Bildschirm verlassen. Ich halte es nicht aus.