Es ist wieder Zeit, Tagebuch zu bloggen. Auch Madame Modeste macht es wieder und mir fiel neulich auf, dass es mir in einigen Jahren möglicherweise schwer fallen wird, mich an diesen Corona Alltag zurückzuerinnern. Ich will einfach wieder ganz banal die Tage dokumentieren, das hat mir bereits früher erstaunliche Einblicke in meine Vergangenheit gegeben.
Bis Ende des Monats vielleicht. Vielleicht länger. Mal sehen, wie lange es sich trägt. Die Qualität der Rechtschreibung wird sich wohl noch ein bisschen verschlechtern und mal schauen, ob ich es immer schaffe, die Texte auch einzusprechen.
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Gestern war Montag und ich hatte schon das ganze Wochenende lang eine gewisse Vorfreude auf die angekündigten minus elf Grad am Montagmorgen. Ich kann mir das gar nicht mehr vorstellen. Als Kind in meinem Alpendorf war es ja drei Monate lang zwischen minus fünf und minus dreissig. Gestern war es dann nur minus neun. Es ist ja gar nicht so kalt wie man sich das immer vorstellt.
Mein Fahrradschloss war dann verfroren. Ich musste meine warmen Hände auf das Metall des Schlosses legen und lange hauchen um es geöffnet zu bekommen. Dadurch kühlten meine Hände aus und als ich losfuhr hielt ich die Lenkstange mit zwei Eisgriffen fest. Ich erwärmte mich aber schnell. Zwei Straßen weiter war ich schon auf Temperatur. Dennoch ist das keine Lösung, ich muss mir kurzfristig etwas anderes einfallen lassen.
Eine halbe Stunde später vorm Büro konnte ich das Schloss wieder nicht öffnen um das Fahrrad abzuschließen. Also nahm ich das Schloss einfach mit hoch zu meinem Schreibtisch und ließ das Rad solange unangeschlossen bis sich das Schloss wieder bedienen ließ. Ich hatte keine Lust mir wieder die Hände einzufrieren.
Oben am Schreibtisch vergaß ich das Fahrrad natürlich. Und das blieb den ganzen Tag so. Als ich es am Abend aufsperren wollte, war ich nur kurz über die Abwesenheit des Schlosses überrascht.
Für das Archiv: wenn es schneit, ist Radfahren eher unpraktisch. Wenn man Pech hat rutscht man aus. Es ist nicht so sehr die Glätte auf den Straßen, weil das Streusel eigentlich recht gut gegen das Rutschen hilft, aber es sind die gröberen Schneelagen, wenn sie zu dick sind oder darunter zu härteren Schichten vereist sind.
Es verlief dann doch recht harmlos. An Stellen wo mir die Radwege nicht gefielen, wich ich einfach auf die Straßen aus. Bei diesem Wetter sind ja weniger Autos unterwegs, außerdem fahren sie alle ängstlich und langsam.
Mein Vater schimpfte früher immer über die deutschen Touristen in unserem Alpendorf. Sobald es ein wenig schneite, würden sie alle langsam fahren und mit ihren großen Autos die Straßen blockieren. Die Deutschen hatten schon vor 40 Jahren die größeren Autos.
Dieses langsame Fahren der Deutschen bei Schnee. Daran muss ich immer denken, wenn ich es in Deutschland schneit. Nur mit dem Unterschied, dass ich in Berlin ausschließlich von deutschen Touristen umgeben bin.
Der Abend war wieder einer dieser typischen Corona Abende. Lustig, wie das „Corona“ als Adjektiv im Sprachgebrauch Einzug gehalten hat. Wir sollten es klein schreiben. Wir müssen uns ohnehin daran gewöhnen. „Wir hatten einen corona Abend.“
Ich hatte jedenfalls einen corona Abend. K schaute eine Serie, aber ich hatte nicht so viel Lust darauf, deshalb hing ich am Schreibtisch im Netz ab und räumte in der Küche etwas auf. Ich hatte noch einen Hertha-Podcast nachzuholen, das passte also ganz gut.