[tagebuchbloggend 1.1.]

Neujahr. Gut reingerutscht irgendwie. Nach Mitternacht, gegen zwei oder drei, wurde, in der soundsovielten Rückblende, die soundsovielte Uhr eingeblendet, wie der Zeiger in den letzten Sekunden auf das neue Jahr zugeht. Um 00:00 geschah dann gar nichts, der Zeiger der Zeit ging einfach weiter, ohne inne zu halten und zu reflektieren, ohne jemanden zu küssen, oder den Sekt aufzumachen, nach der nullten Sekunde des neuen Jahres, kam einfach die erste Sekunde des neuen Jahres, und die Zweite, und weiter in seiner unendlichen Schleife. K und ich sahen das geschehen und waren total gerührt. Heute war das mit dem Aufstehen dann doch wieder schwierig. Warum auch immer. Am Nachmittag wollten wir spazieren gehen, auch mit meiner Schwester, die Silvester alleine in ihrer Wohnung verbracht hatte, verbringen wollte, es muss in der Familie liegen. Aber unsere Aufbruchstimmung war für sie dann ein wenig zu hektisch. K und ich fuhren also mit der u8 bis zur Heinrich-Heine-Straße, weil ich von dort durch die Luisenstadt zur Friedrichstadt in Mitte laufen wollte, das Quartier Schützenstraße von Aldo Rossi, genauer anzusehen. Bisher war ich ja immer nur daran vorbeigefahren, und in jene Ecke von Mitte kommt man sonst nicht so schnell, ist ja eine dieser Ex-Mauer-Gegenden, die so eigenartig unerreicht bleiben, für das Berlin, das man so im Kopf hat wenn man Berlin im Kopf hat, was vielleicht auch nur an mir liegt, und meinem Lebensumfeld, das so geprägt ist von diesem Aufbruchberlin, das das Berlin seit 1968 geworden ist. Wir sind dann um den ganzen Block herumgelaufen, ahh, die Körperlichkeit, und sehr angetan gewesen von dieser Architektur die sich so verliebt in Szene setzt. Wir sind dann noch weiter durch die Friedrichstadt gelaufen, durch das rechtwinklige Straßenraster der Quarrees, wie es Ende Sechzehnhundert angelegt wurde, und haben uns im Zickzack bewegt, ein bisschen als wäre es ein Abenteuerurlaub, wegen der Schluchten und des historischen Kontextes, was zwar nur zur Hälfte Abenteurlich ist, aber unsere Generation ist ja geprägt vom aufgezwungenen pädagogischen Wert unserer Kindheit. Sag ich jetzt mal so.

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