[tagebuchbloggend. die letzten Tage]

Was ist jetzt eigentlich alles passiert? Ich weiss es auch nicht mehr genau. In der Nacht zum neunungzwanzigsten hatte ich mich mit einer Falsche Wein am Rechner amüsiert und ein paar Seiten Text geschrieben die jetzt ein bisschen lala sind, komische Euphorie manchmal. Der nächste Tag war ein Handwerkstag, ich habe den großen Spiegel im Flur und eine Ablage für die Kräuter in der Küche montiert. Danach haben K und ich das Bett im Schlafzimmer umgestellt und das Zimmer war dann plötzlich doppelt so groß geworden. Was ziemlich gut war.
Am Abend dann zu Modeste auf ihre jährliche Feuerzangenbowlenparty gegangen. Und dann ziemlich spät und ziemlich trunken und seelig über einen weiten Umweg nachhause spaziert.

Am nächsten Tag mit meiner Schwester und ihrem Besuch aus den Niederlanden ins jüdische Museum gegangen. Wieder ein bisschen neerlands gesprochen, nach wenigen Minuten ächzendem Knarzen, ging das wieder wie geölt, einer verrosteten Maschine gleich, ich meine: man kann die Sprachmaschine direkt hören, wie sie sich hochfährt und die Gelenke entrostet, oder eben ölt. Selftest-selftest.
Danach waren K und ich mit F und R beim Buchstabenballet– nein Scherz, wir waren bei „The Bird“, dem berühmten Burgerrestaurant am Falkplatz, verabredet. Da haben wir Burger mit Pommes gegessen und Bier getrunken und versucht uns zu unterhalten, über AC/DC hinweg, die über uns aus den Lautsprecherboxen schepperten. Draußen schneite es. wie aus Schneemaschinen. Nachher haben wir die beiden, die ja noch bis nach Charlottenburg fahren mussten, fast zur Ringbahn begleitet und sind vorher noch in der Kopenhagenerstrasse, auf einen Absacker in eine Bar gegangen. Wir haben dort komische Sachen getrunken wie: Ricard, Sex On The Beach, Jack Daniels und Absinth.
Auf dem Heimweg sind K und ich lange durch den verlassenen, nächtlichen Gleimkiez, über den Mauerpark und Bernauer Straße, nachhause spaziert. Der Schnee kam von oben und alles war ausgeglichen und eine Art Seelenfrieden hing über der ganzen Stadt und uns beiden und dem ganzen Rest.

Silvester. Um Punkt zwölf Uhr mittags fiel mir die Deadline zu jenem Literaturpreis, für den ich etwas einsenden wollte, ein. K bearbeitete mir noch schnell den Text und dann sind wir zur Friedrichsstrasse spaziert, damit der Brief noch den Poststempel für 2009 bekommt. Und dann war es 15Uhr, uns fiel gleichzeitig der Appetit ein, also sind wir in das „12 Apostel“ in den S-Bahnbögen, Pizza essen gegangen. K aß eine Lukas und ich eine Thaddeus. Ich wollte erst eine Judas essen, aber die hatte Anchovis und das mag ich nicht immer, jedenfalls nicht um 15Uhr, was aber egal war, weil mir Judas ziemlich wurscht ist und ich jetzt weiß, dass es einen Apostel namens Thaddeus gibt.
Um 17Uhr waren wir wieder zuhause. Dort habe ich über jenen Literaturpreis nachgelesen, und gesehen, dass auch Maxim Biller ihn schon gewonnen hat, und jetzt weiss ich auch, wieviel ich von dem Preis gewinnen werde. Hätte ich vorher lesen sollen.

Silvester. Wir wollten in Rewe|Netto|Kaisers|Plus im Bahnhof Friedrichsstraße einkaufen, alles andere hatten ja schon (wieder) geschlossen. Wir sahen dann aber die Schlange vor dem Supermarkt, uns wurde anders zumute, und so kauften wir beim Spätkauf eine Packung Nudeln und kochten am Abend eine Pasta mit Tomatensauce.

Silvester. Wir hatten zwei lose Einladungen für den Abend abgesagt. Silvester immer wieder. Ich bin damit überfordert. Der Zwang. Er verdirbt mir auf eigenartige Weise die Laune, überall diese hibbeligen Menschen, meist in Partyhopping-Laune, man kann nichtmal ganz normal Freunde einladen, weil die dann sowieso nur hibbelig herumsitzen und warten bis alles losgeht und meistens warten sie hibbelend die Zeit ab bis sie noch bei einer anderen Party vorbeischauen. Mehrmehrmehr.

Silvester. Wir aßen also zu zweit Pasta mit Tomatensauce und schauten The fifth Element. Als das fertig war, schauten wir auf RBB „die 50 besten Partyhits“ und zappten ab und zu zum ARD und dem ZDF um die feiernden Menschen am Brandenburger Tor zu sehen und froh zu sein, nicht da zu sein.
Um zwölf Uhr dann Gonggong, Küsse und wir tranken statt des ekligen lieblichen Sekts, den ich fälschlicherweise gekauft hatte, ein großes Glas 18 jährigen Auchentoshan, schließlich zogen wir uns warm an und gingen hinunter auf die Brunnenstraße und schauten den Raketen und Feuerwerken nach. Der Nachbar von ganz oben stand draußen, mit Freunden und seiner Tochter auf den Schultern und zündete Knallfrösche. Er gab K und mir zwei Solidaritätsknallfrösche.
Drei Häuser weiter fiel beim Abfackeln eine Rakete um, sie ging los, knallte gegen eine gegenüberliegende Hausfassade und explodierte dort am Fenster. Zwei Jungens die aus dem Wedding herübergekommen waren, hatten eine Pistole und schüchterten Menschentrauben ein, die mit Wunderkerzen beieinanderstanden, indem sie auf sie schossen, Platzpatronen nur, aber sie machte helle Funken.

Silvester. Wir gingen wieder hoch ins Haus und schauten die Fortsetzung von „die 50 besten Partyhits“. DJ Ötzi war auch dabei.

4 Kommentare

  1. Na toll, das gibt es natürlich nur beim RBB! Mist, und dann noch der Ötzi. Und, stimmt, dieses hibbelige Hoppen nervt, dagegen hilft nur das gemeinsme Entern einer kleinen Insel oder so eine „Last Christmas“-Berghütte.

    Hab(t) ein tolles Jahr!

  2. Danke, und auch von hier: ein gutes neues Jahr. Wird sicher super.

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