Ende März fing ich mit dem Bloggen an. Das war vor genau 10 Jahren, in 2003. Ich wohnte damals in Madrid und begann auf meinem Webspace mit einer simplen Seite namens tagebuch.shtml. Ich setzte das Datum oben dran und schrieb darunter, was an jenem Tag passiert war. Es war nichts besonderes geschehen, aber ich wollte es aufschreiben. Ich kannte damals antville und blogger nicht, und damit will ich jetzt nicht sagen, dass ich avantgardistisch unterwegs gewesen sei und an meinem eigenen finnischen Klub gezimmert hätte, damit will ich nur sagen, dass das Bloggen nicht erfunden zu werden brauchte, sondern es nichts weiter ist, als Dinge irgendwo hinzuschreiben. Leute, die eitel, extrovertiert oder verliebt sind, machen sowas, die schreiben ihre Sachen immer irgendwo hin. Als das Internet zu uns kam, schrieben wir es eben ins Internet. Ich fand die Bedeutungsschwere, die dem Bloggen eine zeitlang anhaftete, oft ein bisschen affig. Später verlief sich das glücklicherweise, es kamen ein paar Blogs, die als wichtig und gut und relevant angesehen wurden. Und der Rest tat weiter so, wie sie es gewohnt waren. Dadurch schlief es aber auch wieder ein wenig ein. Die Euphorie war raus. Oder die Leute waren weniger verliebt, ich weiß es nicht.
In diesen zehn Jahren ist natürlich unheimlich viel passiert. Ich bin jetzt 38 Jahre alt. Damals war ich 28. (Ahem). Ich zog nach Deutschland, Hamburg, dann nach Berlin. In Hamburg lernte ich über Blogs viele Menschen kennen, die mir wichtig wurden. Dann wurde ich zu Lesungen eingeladen, weil gewisse Leute gut fanden, was ich hier so schrieb. Als ich nach Berlin kam, landete ich in einen voll funktionierenden Freundeskreis, der sich gänzlich aus Blog-Bekanntschaften zusammensetzte. Menschen, die ich vorher drei oder vier mal gesehen hatte, kannte ich über das Internet bereits so gut, dass sie nach meinem Umzug sofort zu vollwertigen Freundschaften wurden. Das fand ich gut. Witzig auch. Andererseits ebbt diese Entwicklung aber auch wieder ab. Neuerdings lerne ich hauptsächlich Leute kennen, die mit Blogs überhaupt nichts anzufangen wissen. Vielleicht, weil die Euphorie der Blogs vorbei, schließlich verwenden sie Facebook und vermutlich sind sie nicht extrovertiert/eitel/verliebt genug. Vielleicht ist das der Erfolg von Facebook. Facebook ist vielleicht für Blogger, die nicht extrovertiert/eitel/verliebt genug sind.
Und dann meine Freundin. K habe ich in einem Restaurant kennengelernt. Na sowas. K konnte mit Blogs nichts anfangen und Facebook misstraut sie sowieso. K sagt aber ständig twitterwürdige Sätze. Da sie nicht twittern mag, habe ich einmal darüber nachgedacht in ihrem Namen ein Twitteraccount zu öffnen um ihre mündlichen Tweets ins Netz zu bringen. Damit ich beliebt werden würde. Habe ich aber sein lassen. Fand ich gleich blöd, als ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte.
Für Twitter bin ich nicht ungeniert genug. Ich verwerfe Tweets ständig, weil sie mir vor dem Posten immer albern vorkommen. Oder zu gewollt. Oder aufdrängend. Ich dränge mich damit in die Timeline anderer. Das ist mir unerträglich. Bloglesen ist eher ein Holen. Wobei das mit durch RSS-Feeds faktisch auch nicht stimmt. Aber es fühlt sich eben so an. Twitter ist ein Freundeskreis, das mag ich daran. Wenn man sich beispielsweise Abends auf dem Sofa mit dem Handy live über Serien austauscht oder wenn man sich einfach Gute Nacht wünscht. Mir liegen im Freundeskreis eher die eins-zu-eins Gespräche, oder die Gespräche am Esstisch, was sich wiederum in meinem Twitterverhalten wiederspiegelt. (Leider. Ich finde Twitter nämlich total genial.)
Aber zurück zu den zehn Jahren Weblog. Als ich irgendwann verstand, dass ich bloggte, fiel mir auf, dass ich mir nicht mehr vorstellen konnte, es NICHT zu tun. Vermutlich werde ich in zehn Jahren also wieder einen ähnlichen Eintrag schreiben.
(Okay, dem Ende fehlt jetzt irgendwie der Schwung.)
Herzlichen Glückwunsch. Eines der allerersten Blogs, die ich gelesen habe.
Denke ich an früher, denke ich an den Autausch unserer Pilze und unser tatsächlich denkwürdiges Wort, welches uns niemals ohne ausschweifende Erklärungen und Gestiken diese Geschichte erzählen lässt. 🙂
2004 sass ich in meinem Büro am Potsdamer Platz und hab mich gelangweilt. Deshalb hab ich was gegoogelt und bin dabei auf die Vorspeisenplatte gestossen. Und über die Blogroll und die Kommentare auf die anderen. Und dann hab ich immer mehr Blogs gelesen und gedacht, Mensch, die kennen sich alle. Wie lange ich Euch schon kenne! Wie schön!
Herzlichen Glückwunsch!
Glückwunsch! Freue mich,dass es weitergeht mit dem Bloggen unter dieser Adresse.
HACH!
Dein Blog war eine der ganz großen Türen, die beim Lesen auf einmal aufgingen. In Zeiten, Orte, Leben, Gefühle von deren Existenz ich entweder überhaupt nichts wusste oder nur Blödsinn. Danke.
auch von mir alles liebe und auf viele weitere jahre!
Bei euch allen dürfte sich das Zehnte aber auch bald jähren. Oder irre ich? Außer bei Fr. Montez natürlich.
Maximilian: und dein Blog war eines der ersten, das ich laut vorgelesen habe 🙂
Lu: das Wort das so ähnlich endet wie Keks 🙂
(ich komme aus dem Smilen gar nicht mehr heraus)
🙂
Dein Blog lese ich schon so lange, ich kann mir auch rein gar nicht vorstellen, Du wärst nicht mehr im Netz.
schön geschrieben.
Ich glaube, ab zehn zählt man nicht mehr. Da läuft das schon selbstständig und muß nur ab und zu zum Fußball gefahren werden. Glückwunsch – und warten wir die Volljährigkeit ab! (Ich freue mich insgeheim schon auf die Zeit, wenn mein Blog mal aus dem Haus ist. Endlich wieder Zeit zum Lesen, Schreiben, Sachen machen…)