[beautytipps für Herren]

Liebe Männer. Für einen gepflegten Body und einen strahlenden Teint um aus eurem Typen das Maximum herauszuholen. Unsere exklusiven Beautytipps. (Nein, ich verdiene nichts an Links)

Bartshampoo. Bartmanie. Bartshampoo braucht natürlich kein Mensch. Außer man will nicht mehr ohne. Ursprünglich war es nur ein Scherz, als mir K einmal Bartshampoo schenkte. Es ist natürlich wichtig, den Bart ordentlich zu waschen. Seit Hägar wissen wir, wie viele Geheimnisse Bärte mit sich herumtragen. Sabber im Schlaf, Bier, Kaffee, Saucen, Oralsex, Ausdünstungen die aus der Nase kommen. Ich muss zugeben es in meiner Prä-Bartshampoo-Ära nicht ganz so strikt genommen zu haben. Seit ich dieses nach Zedernholz riechende Bartshampoo geschenkt bekommen habe vergesse ich meinen Bart aber nicht mehr. Vor allem weil ich mich jedes mal freue, diesen Geruch genüsslich in meinen Bart zu massieren. Bartmanie ist eine Marke aus Bremen. Eigentlich vertraue ich meinen Bart nur Hipstermetropolen wie New York, Portland, Oslo oder Berlin an. Deshalb habe ich lange mit mir gerungen. Ich habe es mir jetzt so zurecht gebogen: wenn etwas von der See kommt ist es OK. Profi-Tipp: da wir uns neuerdings ständig die Hände waschen, kann man sich zur Abwechslung einfach mal tagsüber den Bart waschen. Die Hände waschen sich selbstständig mit.

Duschgel. Vulkanwasser. Das ist ein Duschgel und heißt mit vollem Namen „Vulkanwasser, Aktivkohle, Hanf, Oud, Tabak“. Es ist von Tetesept und kostet nur wenige Euro, also in der Preisklasse normaler Duschgels. Das Vulkanwasser unterscheidet sich aber sehr von allen anderen Duschgels die ich kenne. Zum Einen ist es tiefschwarz und lichtundurchlässig, insofern legt es bereits einen cineastischen Auftritt hin wenn man es in die Hand fließen lässt. Außerdem riecht es unfassbar gut nach weichem Samt und den Nebeln an Islands schwarzen Vulkanstränden. Während ich das so schreibe und danach google, lese ich soeben, dass das Produkt eingestellt wurde. Jetzt bin ich maßlos enttäuscht. Glücklicherweise habe ich noch eine Tube aus meiner letzten Massenbestellung. Es ist die Letzte. Bin jetzt schlecht gelaunt.

Pomade. Uppercut Deluxe. Für die alltägliche Frisur. Weil mir das Cover das Gefühl gibt den inneren Tiger in mir zu entfesseln. Außerdem ist die Pomade mit Wasser auswaschbar, anders als die fettbasierten Pomaden, die sich sogar nach mehrmaligem Waschen immer noch nicht ausgewascht anfühlen. Uppercut Deluxe riecht ganz leicht nach Kokos und Mandeln. Und hält die Frisur auch bei einer dreißigminütigen Fahrradfahrt schnittig wie eine französische Zwiebel. Sie härtet allerdings etwas aus und ist daher nicht so formbar und geschmeidig wie die originalen Pomaden.

Pomade. Sweet Georgia Brown. Für wenn die Nächte dunkel und lang sind. Sweet Georgia Brown wird seit 1934 in Chicago hergestellt. Und genau so fühlt sie sich an. Als führe man mit einem gepanzerten Cadillac durch Chicago, also weich und geschmeidig. Sie riecht nach Honig und süßen Orangen. Für längere Haare ist sie vielleicht nicht fest genug. Aber mit kürzeren Haaren entflammen sich die Zigarren dann ganz von alleine.

Pomade. Nordmann Donar. Für die Nächte unten am Hafen, wenn die Frisur eigentlich Schiffsdiesel braucht. Wenn ich morgens die Nordmann Donar ins Haar gebe und am Abend in die Bar gehe, kann ich mir mit der bloßen Hand den Scheitel auf die andere Seite legen und die Frisur bleibt weitere zwölf Stunden so bis zum Morgengrauen. Das ist der wesentliche Unterschied zu den Wachsen. Ein Wachs bleibt zwar auch weich und härtet nicht, Wachse bringen das Haar auch gut in Form. Aber die Frisur bleibt danach die Frisur die sie geworden ist. Und wenn sie im Laufe der Nacht zu hängen beginnt, dann ist das eben die Frisur die sie geworden ist. Eine gute, kräftige Pomade wie die Nordmann Donar, hält das Haar wo es sein soll und mitten am Tag kann man die ganze Frisur aber komplett auf 180 Grad drehen. Nur mit der Hand oder auch mit einem Kamm. Mich hat das sehr beeindruckt. Und weil ich eigentlich ja ein Seemann aus dem neunzehnten Jahrhundert bin und kein Tran von Walen mehr in mein Haar schmieren kann, bin ich bei der Marke Nordmann ganz gut aufgehoben.

Parföng. Russian Leather von Molton Brown. Ich habe ja lange nur Düfte von Korres verwendet, weil Korres eine ziemlich korrekte Marke ist, die kaum Syntetik verwendet. Nachdem aber mein Lieblingsparfum von Korres eingestellt wurde, habe ich mir ziemlich miesgelaunt einfach andere Gerüche angelächelt. Als ich meiner Nase das Fläschchen von dem Russian Leather vorführte, war mein erster Gedanke: Whisky. Der Gedanke herumzulaufen und bei Leuten die Assozation zu Whisky zu wecken, gefiel mir ungemein, außerdem wollte ich immer schon Mal riechen wie ein torfiger Whisky von der schottischen Westküste. Und so kaufte ich die Flasche. Anfangs war ich mir aber unsicher ob es schlau ist, mit einem kantigen Geruch daherzukommen, ich meine, wenn mich der Geruch eines Menschen abstößt, dann habe ich eine nachhaltige Abneigung gegen diese Person. Das betrifft zwar nur Körpergeruch, also der Geruch der Ausdünstungen oder wasweißich. Ob ich Menschen auch aufgrund eines gewählten Geruches nicht mag, weiß ich nicht. Andererseits: wer nicht gerne seine Nase in eine Whiskyflasche steckt, sollte vielleicht nicht mit mir befreundet sein. Mittlerweile habe ich aber festgestellt: das ist der beste Parfumgeruch den ich je gerochen habe. Und ich habe bisher fast alle Menschen zu Whiskyfreundinnen gemacht. Das Russian Leather gibt es in zwei ziemlich unterschiedlichen Varianten. Es gibt das Eau de Toilette, das viel rauchiger riecht und als Männerduft konzipiert ist. Das Eau de Parfum ist ein Unisex-Duft und hat weniger Kanten, ist allerdings filigraner und riecht komplexer. Das Eau De Toilette finde ich aber auch für Frauen wesentlich spannender. Viel geradliniger. Total toll.

Dass mein geliebtes Vulkanwasser abgeschafft wurde macht mich jetzt aber wirklich schlecht gelaunt.

[NCE]

Wir tragen unsere Termine immer in den Kalender am Kühlschrank ein. Terminname und Kürzel. K ist der Kürzel für meine Frau und M ist der Kürzel für mich. Vor einigen Wochen wollte ich für dieses Wochenende den Termin „Nizza M“ in den Kalender eintragen. Da stand bereits ein Termin. Das ist durchaus gewöhnlich.
Diesmal aber stand „Nizza K“. Gleiche Stadt, gleiches Wochenende, unterschiedliche Termine. Wir arbeiten in ganz unterschiedlichen Branchen, haben andere Hotels, haben nicht kompatible Termine, ganz andere Abendgestaltung. Wir sind in der gleichen Stadt 1000km von zuhause entfernt und werden einander nicht sehen.

Gestern Nacht beim Einschlafen, jeder in seinem Hotelzimmer in seinem eigenen Einpersonenbette. Es gibt ja diese Apps wo man den jeweils anderen auf einer Karte anzeigen lassen kann. So sind wir dann eingeschlafen. Mit dem Blick auf die Geokoordinaten des jeweils anderen. Weit weg von zuhause.

Ich finde das bringt Romantik auf eine ganz neue Ebene.

[was schön war, KW13]

Nach Tegel um 5:00 Uhr früh, wenn Berlins Straßen leer sind, alle Ampeln auf grün stehen und man kilometerlang einfach durch die Stadt fährt, schwebt, dieses Gefühl ein Raumfschiff durch das berliner Straßensystem zu steuern.

Schwiegermutter war zu Besuch. Wir kochten Pasta und tranken dabei Bier. In jungen Jahren sind sowohl K und ich mit einem ähnlichen Musikgeschmack sozialisiert gewesen. Unter anderen hörten wir beide The Pogues. Eines der Lieder von denen wir beide immer noch den Text auswendig kennen ist and the band played Waltzing Matilda. Wir kochten Pasta und tranken dabei Bier. Währenddessen hörten wir dieses Lied und lasen den Text mit. Von einem australischen Landstreicher, der 1915 in den Krieg gerufen wird. Der davon erzählt wie er in einen türkischen Kugelhagel gerät, wie sein Arse over tits geblowd wird, wie er beinlos zurück nach Australien gebracht wird, wie froh er darüber war, dass niemand auf ihn wartete um ihn zu bemitleiden und wie Jahre später die Veteranen marschierend an einen Krieg erinnern wollen, wo die jungen Leute am Straßenrand fragten, wofür die alten Leute eigentlich genau marschierten. And I ask myself the same question.

Danach war uns fast nach Weinen zumute.

War trotzdem schön.

Wir schauten Mystic Pizza und aßen dabei Pizza von Domino’s. Das fanden wir witzig. Dieser Film aus den achtzigern ist mit vielen positiven Erinnerungen geladen. Seltsam nur, dass er uns überhaupt nicht mehr gefiel. Bei Rotten Tomatoes schneidet er auch nicht gut ab, das hätten wir vorher prüfen sollen.
Damals galt Julia Roberts als der kommende Stern über den Wäldern von Beverly Hills. Ist dann auch so gekommen. Ich konnte mit Julia Robert ja nie etwas anfangen. Ich weiß nicht. Ist sie eine gute Schauspielerin? Das Attribut mit dem sie meist versehen wurde (aber das betrifft ja immer alle erfolgreichen Schauspielerinnen) ist Schönheit. Dass sie schön ist. Dass sie so strahlend lachen kann. Bei mir löste sie immer eine Zurkenntnisnahme aus, ein aha: schöne Schauspielerin, Haken dran. Dummerweise hat das nie richtig funktioniert, ich konnte mich nie richtig für sie begeistern und ich habe wirklich eine Schwäche für schöne Frauen, vor allem ungewöhnliche Frauen, auch seltsame Frauen, aber eben auch für mainstreamig schöne Frauen. In der Regel filtere ich nach langweilig aussehenden Frauen und nach spannend aussehenden Frauen. Es ist mir schon aufgefallen, dass ich spannend aussehende Frauen sehr attraktiv fand, die andere Männer oder Frauen als tendenziell hässlich bezeichnen. Umgekehrt passiert aber etwas anderes, Frauen, die als schön gelten können entweder schön sein, oder sie sind langweilig. Mit langweilig meine ich eine bestimmte Rehhaftigkeit, eine Art von Schönheit die grazil durch den Bonduelle-Frischgemüsefilter gestakst ist. Fand man sie selbstbewusst oder stark? Sie war ja immerhin die bestbezahlteste Schauspielerin der Welt, insofern natürlich auch ein Rollenmodell für Frauenlaufbahnen, aber dennoch, wenn ich an starke Frauen denke die vordergründig schön sind, dann fallen mir eher Gillian Anderson ein, Julianne Moore, oder um die jüngere Generation zu beschwören: Scarlett Johansson und Jennifer Lawrence. Aber Julia Roberts? Passt da irgendwie nicht rein.
Die Pizza war jedenfalls super.

[was schön war, KW12&13]

Besuch aus Wien gehabt. Zum ersten mal in den Preussenpark zur sogenannten Thaiwiese gefahren. Nicht nur um den Besuch zu beeindrucken, ich wollte da schon immer hin, aber ohne Besuch kriegt man in Berlin ja nix gebacken.
Was auf dieser Thaiwiese passiert ist ja unglaublich charmant. Verschiedene thailändische Familien bereiten vor Ort im Park und ohne Genehmigung ihre Speisen zu und verkaufen sie den Besuchern. Mit Kleinen Töpfen und Campingzubehör. Schon seit mehr als zwanzig Jahren. Niemand verbietet es, weil sich einfach  niemand  beschwert. Außerdem räumen sie nachher immer alles auf.
Ich fand es allerdings  ein wenig enttäuschend. Ich stand dreimal in einer langen Schlange an und halber Strecke hieß es jedes mal, das Essen sei alle. Aber an Bier bin ich gekommen, da waren die Schlangen kürzer. Ich werde sicherlich wieder hingehen, aber ich muss mich besser organisieren um an Essen zu kommen. Ich habe nur noch keinen Plan.

Zum ersten Mal in diesem Jahr auf dem Balkon gesessen. Mit Sonnenbrille und Doppelrippunterhemd. Und Bier. Das war schön.

Tebe gegen Lichtenberg47 geschaut. Fünfte Liga. Vierhundert Zuschauer. In der prallen Sonne, auf einer Böschung am Spielfeldrand. Hinter mir die Meckeropis. Immer wenn ich zu Spielen in die fünfte oder sechste Liga gehe, setze ich mich in die Nähe der Meckeropis. Die reden das ganze Spiel über, über die Spieler, zum Beispiel, dass die Nummer zehn von seiner Freundin verlassen wurde und seitdem nicht mehr so gut kicke, warum er sich denn nicht erhole, das sei ja schon drei Monate her, und dass der alte Trainer viel besser mit den jungen Spielern konnte und überhaupt, wie er damals einen Spieler vor dem Knast bewahrt hatte. Das ganze Spiel geht das so. Alle Meckeropis sind gleich. Ich setze mich immer so hin, dass ich das alles mithören kann. Besser als jeder Fußballkommentator.

[was schön war, KW11]

Man mag mich Kulturbanause nennen, aber für mich war Chuck Berry ja immer nur der Cousin von Marvin. Marvin Berry. Der, der in 1955 beherzt zum Telefonhörer griff.

Meinen alten Telekom Receiver auf Ebay Kleinanzeigen zum Kauf angeboten. Ich stelle da manchmal alte Dinge ein. Meist Technik die ich nicht mehr brauche und die ich auch in meinem Freundeskreis nicht mehr los werde. Alte Monitore oder alte Notebooks, etc. Immer für 10 Euro. Als ich den Receiver einstellte begann eine Frau mit mir zu handeln. Ob sie den Receiver auch für 5 haben könne. Ich antwortete, Sie wollen jetzt nicht ernsthaft bei 10 Euro herumfeilschen, oder? Sie sagte: ja. Daraufhin schrieb ich ihr, okay, Receiver für 5 Euro, dafür bringen Sie mir zwei Flaschen meines Lieblingsbieres mitzubringen. Ich schrieb ihr die Marke, die Sorte und den Späti, wo sie zwei Flaschen kaufen könne.
Sie war einverstanden. Ihr Sohn würde kommen und mir das Bier mitbringen.
Am nächsten Tag stand der Sohn vor der Tür. Ein junger, frisch aussehender Mann. Eher ein großer Junge, als ein Mann. Ich überreiche ihm den Receiver, er überreichte mir 10 Euro. Er habe kein Bier, sagte er. Der Spätverkäufer verkaufe ihm keinen Alkohol.
Wenn man das aufschreibt ist das nicht mehr so lustig, aber ich habe danach wirklich lachen müssen. Wie er da ein wenig bedröppelt im Treppenhaus stand, von einem Bein auf das andere trat und sagte, der Spätverkäufer habe ihm kein Bier verkaufen wollen. Wenn Feilschen am Jugenschutz scheitert.

Wiedermal einen Film geguckt. Total ungewohnt. Wie kurz Filme sind. Eigentlich sind Filme Kurzgeschichten. Es ist mir schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass Literaturverfilmungen am besten in Serienform funktionieren, Filme bieten den zeitlichen Rahmen nicht, ich meine wirklich die zeitliche Komponente, wenn man beispielsweise ein Buch liest ist man gewöhnlich mehrere Tage damit beschäftigt, die Figuren die einen über mehrere Tage begleiten, die Geschichte die immer so ein bisschen mitläuft, als würde eine Geschichte mitreifen, über die Tage hinweg. Bei Serien gibt es einen ähnlichen Effekt, dieses Begleiten der Geschichte und der Figuren. Was mich bei Verfilmungen von Lieblingsbüchern immer gestört hat ist dieser fehlende emotionale Faktor, dass mich die Geschichte nie so einnimmt wie das Buch, und ich bin mir sicher, dass das nur mit der Zeit zu tun hat, dass der Film alles, alles auf die zwei Stunden herunterkomprimiert, ich meine, Gefühle sind ja immer ein bisschen träge, die fangen bei mir nach zwei Stunden erst richtig an.

[was schön war, KW10]

Ich tanze zwei mal pro Jahr. Immer auf der Firmenfeier. Wenn wir drei Firmenfeiern pro Jahr hätten, würde ich dreimal im Jahr tanzen. Diesesmal habe ich es leider vergessen. Am Ende dieses Jahres werde ich also nur einmal getanzt haben.

Bei Sonnenuntergang mit dem Fahrrad über die Warschauer Brücke gefahren. Rechts von mir eine Wand von Leuten, die ganze Brücke lang, neben dem Fahrradweg, alle nebeneinander, alle dem roten Abendhimmel zugewandt, wie sie mit gezückten Telefonen den Alex zu erfassen versuchen, der dramatisch im Rot zu versinken scheint. Ich bin der Fahrradfahrer der durch das Bild fährt. Ich drehe mich nach links und auch ich erstarre kurz zu einer Säule aus Erfurcht.

[Was schön war, KW9]

Vorletzte Woche vor neun Jahren habe ich K kennengelernt. Das heißt, wir haben uns in Wirklichkeit in 1995 oder 1996 kennengelernt. Das war in Wien. Sie trug ausschließlich schwarz, ich hingegen hatte grüne Haare. Es erklärt sich vonselbst: wir hatten Vorbehalte voreinander.
Viele Jahre später, in 2008, trafen wir einander zufällig wieder. Diesmal in Berlin. Sie trug Jeans und ich hatte an Gewicht zugelegt. Das ist keine missglückte Metapher, aber es erleichterte den Umgang ungemein.

Das Wiedersehen ergab sich im Viva Mexico in der Chausseestraße, diesem ziemlich improvisierten Restaurant mit den fantastischsten Quesadillas und den zwei tollsten Mexikanerinnen (der Welt). Weil es so kalt war, saßen wir neben einem Gasradiator. Das war in einer Zeit in der es noch echte Geheimtipps gab und das Viva Mexico ist in den Jahren seines Bestehens ein richtiger Geheimtipp geblieben. Ab und zu begegne ich noch Menschen die das Viva Mexico kannten und bei der Nennung dieses Lokals leuchtende Augen bekommen. Wir reden wohlgemerkt nicht von einem magischen Club oder einem fernen Urlaubsort, wir reden hier von einem so gut wie heizungslosen Restaurant in diesem damals ziemlich brachen und verlorenen Teil von Mitte zwischen Tankstellen und Brandwänden kurz vorm Wedding. Heute sieht es da natürlich ganz anders aus.
Ein Jahr später waren wir was das, was man allgemein ein Paar nennt und wir kehrten an diesem speziellen Tag ins Viva Mexico zurück. Manche Leute feiern den Hochzeitstag, manche das erste Knutschen oder den ersten Sex, also das symbolische „Zusammenkommen“, wir aber zelebrieren Jahr für Jahr diesen seltsamen Tag des Wiedersehens nach 13 Jahren.
Zwei Jahre später schloss das Viva Mexico für immer. Ich hatte Rosis Nummer noch. Im ersten März nach der Schließung rief ich sie an, ich fragte, ob sie irgendwo wiedereröffnet habe, meine Freundin und ich müssten nämlich unseren Jahrestag zelebrieren und eigentlich könnten wir unseren Jahrestag nur im Viva Mexico zelebrieren. Sie wusste zwar nicht wer ich war, sie war aber hörbar erfreut, sie ermutigte mich, es im nächsten Jahr wieder zu probieren, sie suche gerade nach neuen Räumlichkeiten, es sei ja nicht mehr so einfach, usw.
Und so tat ich. Immer im März rief ich an. Ich wurde immer vertröstet. Das ging zwei Jahre so. Danach funktionierte die Nummer nicht mehr.

Wir sind dann auf andere Mexikaner ausgewichen. Seitdem suchen wir jedes Jahr nach dem perfekten Mexikaner. Wenn man so will ist das auch eine schöne Aufgabe. Wir haben uns damit abgefunden. Immer das perfekte Viva Mexico finden.

Vorletztes Wochenende war ich in Prag und das ging so:
Frau Modestes Mann J hatte Geburtstag. J ist mein Freund. Auch My und ihr Sven sind meine Freunde. Und Frau Modeste natürlich auch. Sie schenkte ihrem J zum Geburtstag eine Reise nach Prag. Sie verschwieg die ziemlich relevante Info, dass auch drei Freunde mitfahren würden. My, Sven und ich waren eingeweiht und so freuten wir uns schon seit Wochen diebisch auf die Reise.
Am Hauptbahnhof beobachteten wir drei Eingeweihten wie das pragreisende Ehepaar von den SBahnen bis hinunter zu den Ferngleisen ging. Wir kannten die Ankunftszeit und hatten eine Uhrzeit an den Gleisen abgesprochen. Wir kamen unerkannt nahe an den zu Überraschenden heran, und grüßten plötzlich von hinten, hallo, und sagten so lustig blöde Dinge wie, was macht ihr da und wir fahren zum Karel Gott Konzert etc. So kindisch gefreut habe ich mich seit Ewigkeiten nicht mehr.
Noch schöner war, dass das dem Überraschten eine wirkliche Freude bereitet hatte und sich der ganzen Überraschung ein sehr tolles Wochenende in Prag anschloss, das wir um zehn Uhr morgens in einem tschechischen Speisewagen mit Pilsner Urquell begannen und nicht mehr beenden wollten.

[was schön war, KW7]

Ich habe lange Unterhosen gekauft. Letzten Herbst schon. Für die winterlichen Stadionbesuche. Hat uns zweimal einen Heimsieg beschert. Das ist zwar nicht schön und auch nicht lustig, aber ich muss das irgendwo unterkriegen. Lange Unterhosen. Super Sache, das.

Eine andere super Sache: Improtheater. Nach der Arbeit gehen ein paar von uns zum Improtheater. Zu dritt Geschichten erzählen, wobei jeder nur ein Wort sagen darf und der nächste mit einem Wort den Satz weiterführen soll etc. Ärgerlich wie mein Plot immer zerstört wird und wie man ihn neu aufnimmt. Oder die interessanteste Übung: es dürfen nur zwei laufen. Auf einer Gruppe von 10 dürfen nur zwei Personen gleichzeitig laufen. Wenn jemand stehen bleibt muss jemand anders beginnen. Wie sich das alles vonselbst reguliert. Könnte ich ewig drüber nachdenken.

Auf der Berlinale Berlin Syndrome gesehen. Der Film handelt von einer australischen Touristin die von einem jungen berliner Mann wochenlang eingesperrt wird. Nachdem ich vor einigen Wochen die Serie The OA geschaut habe, in der vier Personen neun Folgen lang in einem Keller eingesperrt sind, nahm ich mir vor, nie wieder etwas zu schauen wo Leute eingesperrt sind, weil ich dann immer mit diesem eingeschnürten Hals herumsitze und Rachegelüste hege. Berlin Syndrome habe ich dann doch geschaut. Weiß nicht warum. Ich schaue sowas nie wieder.

Toll auch: Bov Bjergs Buchpremiere. „Die Modernisierung meiner Mutter„. Ich war bisher auf allen drei Bovschen Buchpremieren. Das mache ich jetzt einfach so weiter.
Toll auch: vor der Lesung habe ich mit Frau Modeste Hummus gegessen. Im Kanaan an der Kopenhagener Straße. Nachher las ich, das sei der beste Hummus ganz Berlins. So kann das gehen.

Eine Woche voller Fazite.

[was schön war; KW6]

Was letzte Woche schön war, war vor allem Bier.

Abends mal in den Salami Social Club gegangen. Da gibt es gute Pizza und Bier. Ich hatte Gutes darüber gelesen. Das Salami Social Club ist natürlich kein Club und in Wirklichkeit auch kein Restaurant sondern eher ein Pizzaimbiss mit vier Tischen an denen man auch essen kann. Die meisten Kunden warten lediglich am Tresen um die Pizza mit nach hause zu nehmen. K und ich setzten uns aber an den Tisch und bestellten uns zwei große Biere. Ich aß Pizza mit Blutwurst und Pizza mit Kürbis. Halb Halb. Pizzasnobs werden die Nase rümpfen. Ich aber sage euch: da machen sie die beste Pizza der Welt. Der Laden wird von typischen berliner Amerikanern, die es mittlerweile überall gibt, betrieben. Ich liebe ja dieses Scheißen auf Traditionen und mit ein bisschen Glück kommt meistens etwas gutes dabei heraus.

An einem anderen Abend in die gerade eröffnete Brewdog Bar gegangen. Die Leute von Brewdog sind Punks aus Schottland die mit ihrem Brauprojekt und einer ziemlich lauten Marketingstrategie zu Millionären geworden sind. Die Bar in der Ackerstraße ist ihre erste in Deutschland. Ich mag den Raum, es ist ein einziger großer und hoher, etwas kahler Raum, vorne am Fenster gibt es typische Booths in denen man zu sechst sitzen kann und im Raum selber stehen bierbankartige Tische. Warum ich das alles aufschreibe? Weil K und ich da einen tollen Abend hatten. Ein paar Tage später bin ich noch einmal alleine hingegangen, da ich zwischen Arbeit und dem Pokalspiel von Hertha gegen den BVB zwei Stunden zu vertrödeln hatte. Es gibt keinen besseren Rahmen als eine Bierbank und frisches, gutes Bier, wenn man ein paar Sachen ins Notizbuch schreiben muss.

NEIPA. New England IPA. Puh. Bier. Es ist ja immer so eine Sache mit der Nerdigkeit. Wenn man über Bierstile redet, hört man manchmal: können wir nicht einfach wieder Helles oder Pils trinken? Ja, kann man. Vor allem gut gemachtes Pils finde ich super. Helles finde ich meist eher langweilig, aber das ist eine andere Sache. Dennoch ist die Rückbesinnung auf charaktervolle Aromahopfen eines der besten Dinge die dem Bier passieren konnte. Was aber entsteht wenn Brauer in New England aus Jux beginnen Bitterhopfen zu minimieren und das Bier dermaßen mit Aromahopfen vollzustopfen und es dann nicht filtrieren oder pasteurisieren, dann ensteht ein Bier das im Glas aussieht wie Mangosaft, aber so ungefähr das süffigste und frischeste Bier wird, das ich je getrunken habe.
Ich trank den ersten New England IPA-Probesud einer Berliner Brauerei und sah direkt dem Sommer ins Auge. Direkt. Patzbumm: Sommer.

Und letzten Sonntag natürlich auf der Wurst und Bier 2017 in der Markthalle IX gewesen. Mit Frau Modeste und ihrem J samt kleinem Sohn. Auf der Wurst und Bier haben wir Wurst gegessen und Bier getrunken. Wir haben auch Pulled Pork gegessen aber nicht so viel wie Wurst. Und Bier.

Nicht Bier, aber tolle Frau mit der ich schon mal Bier getrunken habe. Steffi ist vor einigen Tagen auf Reisen gegangen. Die Travelinglady.