[Dienstag, 4.5.2021]

Es war ein sehr einspannender Tag auf der Arbeit. Als ich nach Hause fahren wollte, brach ein Regen über die Stadt herein. Das ist in letzter Zeit oft so, dass es genau zur Feierabendzeit regnet.
Bisher hat sich Berlin eher dadurch ausgezeichnet, dass es selten regnet. Meist regnet es nachts. Tagsüber verhältnismäßig selten. Ich kann mich erinnern, dass ich in den Niederlanden oder auch in Hamburg das Fahrrad oft habe stehen lassen, weil es regnete. Das passiert mir in Berlin so gut wie nie.
Seit einigen Monaten versammeln sich die Regenwolken aber immer zum Feierabend. Das klingt jetzt apokalyptisch bedeutungsschwer, als würde ich etwas suggerieren wollen. Das ist eine Methode, sich wichtig zu machen.

Der Regen fiel nahezu waagrecht. Also wartete ich zuerst ein bisschen. Dann merkte ich aber, dass der Regen waagrecht in östliche Richtung wehte, ich würde also Sturmwind im Rücken haben. Sturmwind im Rücken ist die beste Sache der Welt. Also fuhr ich los.

Während der Fahrt lichtete sich der Himmel. Eine Stunde später war Instagram voll mit Regenbogenfotos.

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Später am Abend regnet es wieder. Ich mache das Fenster auf. Jetzt fängt wieder die Zeit des Jahres an, in der man den Regen im Hof beim Plätschern zuhört.

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Am Abend schreibe ich einen längeren, offiziellen Text für die Mitglieder des Fanclubs. Offiziell klingende Texte, sind immer seltsam zu schreiben. Ich rutsche ständig in einen Tonfall ab, der klingt, als stünde ich mit geradem Rücken und mit gehobener Brust vor einer Menschenmenge, würde in mein Posthorn blasen und die Mitteilung der versammelten Menge auf dem Dorfplatz verkünden.
Ich lasse es mittlerweile einfach geschehen, ich verfasse solche Texte mit einem Posthorn unterm Arm. Es geht nicht anders. Danach verbringe ich aber immer viel Zeit damit, einen Hüftschwung in den Text zu kriegen.