[Freitag, 11.2.2022 – Sitztretroller, Stehtretroller, Ebikes]

Von schwarzen Welpen geträumt.

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Tagsüber zeigte ich ungefähr jeder Person, die mit mir redete, Fotos und Videos von dem Welpen. Den meisten Leuten gefiel das.

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Mein Fahrrad ist ja immer noch nicht repariert. Ich fuhr die ganze Woche mit den Leihrädern von Lime, diese roten Ebikes, die früher von Uber waren.

Ich glaube, Lime will diese roten Ebikes loswerden. Sie sind immer schwerer zu finden und sie weisen immer öfter technische Mängel auf. In dieser Woche fuhr ich drei Mal mit einem defekten Rad. Drei Mal das selbe Problem: es hatte immer noch genug Akku, aber der Motor schaltete sich aus und ich musste aus eigener Kraft treten. Ich kann ja gut aus eigener Kraft treten, aber für die 5€ kann ich auch ins Fitnesstudio gehen.

In der Lime App werden stattdessen viele dieser neuen Wheel.co Räder angezeigt. Mit denen gibt es offenbar eine Cooperation. Diese Wheel.co Räder sind eigentlich Tretroller, wie man sie von Lime sonst auch kennt, jedoch mit dem Unterschied, dass sie mit einem Sessel versehen sind. Also kleine Räder wie ein Roller, auch die Länge ist ähnlich, aber mit kleinem Sitz. Sie sind mir schon oft im Strassenbild aufgefallen und ich fand sie ziemlich sinnvoll designt. Das Dumme bei diesen Steh-Tretrollen ist nämlich, dass man aufgrund des Stehens eine so dämliche Gewichtszentrierung hat. Man stürzt damit leicht. Auf diesen Sitzrollern sitzt man eben und damit ein wesentlich besseres Gleichgewicht. Nur die kleinen Räder finde ich bei diesen relativ hohen Geschwindigkeiten weiterhin bescheuert. Kleine Räder sind sehr wendig und die kleinsten Wackler am Lenker sorgen für Wackler auf der Strasse.

Weil ich kein rotes Ebike fand, setzte ich mich also zum ersten Mal auf so einen Sitzroller von Wheel.co und fuhr los.

Ich fühlte mich wie ein großes Kind auf einem viel zu kleinen Fahrrad. Man kann den Sitz nicht erhöhen, also sitzt man wirklich sehr niedrig mit abgeknickten Beinen, wie wenn man auf Kinderrädern fährt.
Das andere seltsame ist die Geschwindigkeit. Die Dinger sind auf 20kmH begrenzt. Mit dem Fahrrad bin ich üblicherweise wesentlich schneller unterwegs. Wenn man auf einer Strasse einfach nur sitzt und regungslos fährt ist das vielleicht OK, aber wenn man die 20kmH nicht überschreitet, fühlt man sich im Feierabendverkehr wie auf einem elektrischen Kinderspielzeug.

In der Zimmerstrasse überholte ich eine langsame Radfahrerin, sie fuhr wahrscheinlich 17kmH. Mit meinen 20 kmH zog sich das Überholmanöver sehr lange hin. Als ich ungefähr auf gleicher Höhe mit ihr war, schien sie etwas fester in die Pedale zu treten, ich schaffte es nicht an ihr vorbeizufahren. Als ich so die längste Zeit neben ihr fuhr, drehte ich irgendwann meinen Kopf zu ihr und sagte: also entweder du fährst jetzt langsamer oder schneller. Ich kann nicht schneller als so.
Ich sagte das natürlich mit einem gespielten Vorwurf. Wir lachten beide.
Die Radfahrerin entschied sich seltsamerweise langsamer zu fahren.

Mit so einem E-Sitzroller langsamer zu fahren ist tatsächlich nicht leicht. Zumindest nicht konstant über eine längere Strecke. Für die Geschwindigkeit, dreht man am Lenker wie bei einem Motorrad. Bei 20 kmH fährt eben auf Anschlag. Wenn man versucht eine konstante Geschwindigkeit darunter zu finden, dann strengt es das Handgelenk an.

Ein weiterer Nachteil ist die Temperatur. Weil man bei +4 Celsiusgraden bewegungslos durch den Wind surrt, kühlt man sehr schnell aus. Meine behandschuten Hände froren bereits nach 2 Kilometern. Nach vier Kilometern musste ich kurz anhalten um meine Finger zu wärmen. Als ich nach 7 Kilometern zuhause ankam, schmerzten sie.

Die Fahrt hatte mich derart heruntergekühlt, dass ich zuhause noch etwa anderthalb Stunden mit Jacke und Mütze in der Wohnung sass. Ich friere sehr selten. Wirklich sehr selten. Möglicherweise hätten dickere Handschuhe das Auskühlen vermieden, die Kälte kam von den Händen her, sie schmerzten nach der Fahrt dermassen, dass vermutlich mein ganzer Körper aus Protest zu frieren begann. So ist das mit der Solidarität.