Sie sehen aus wie die Spielkartenarmee der Herzkönigin. Nicht nur weil sie ein wenig verwirrt wirken, weil ihnen vielleicht ein fähiger Caporal entbehrt, sondern weil sie in diesen übergestülpten eckigen Ver.di-Tüten watscheln. Watschelwatschel, wie eine riesige, schnatternde Entenkolonie. Dass sie auf Trillerpfeifen ohne Triller pfeifen macht das Entenbild nur vollständiger.
Wie ich es hasse was ich gerade tue, hätte ich doch niemals gedacht jemals ein böses Wort über Streikende fallenzulassen. Ist mir doch jedes Streikmittel recht, finde ich doch jammern über Zugausfälle kleinlich, engstirnig, medikamentös behandelbar. Die Bosse haben gelernt und warten. Warten auf verärgerte Kundschaft, und der Ärger läßt sich in Zeiten der Globalisierung, in Zeiten in denen wir alle ein bisschen teilen sollen, nett sein müssen zueinander, schlichtweg weiterleiten an die faulen Schweine die immer mehr wollen und irgendwann die Firma ruinieren anstatt sich ans Fließband zu setzen. Und da bleibt der Ärger dann hängen. An übergestülpten Plastiktüten womöglich weniger, wer weiß.
Und dem schwitzenden, um seine Firma und persönlichen Ruin bangenden Capo, der sich in den Tagesmeldungen den Fragen stellt, bringt man dann ein bisschen Mitleid entgegen. Ist ja schlecht für den Magen, wenn man so ungesund aussieht, weil die Leute immer alles wollen.
Und dann Streikende in Deutschland. Ich bin wirklich der letzte der ein schlechtes Wort über dieses Land verlieren will, zumal es die Deutschen selbst schon bis zur Peinlichkeit hin tun, und ich bin gerade dabei dieses Land als Land richtig gerne zu mögen, so gerne wie man ein Land eben mögen kann, Aber Streikende in Deutschland – das geht so nicht.
Eine trillerlos pfeifende Spielkartenarmee im Watschelwatschel-Schritt, bei der ich vergeblich nach Inhalten (jaja) suche. Alles was lesbar ist sind Ver-Punkt-Di-Schriftzüge auf Fahnen, Ver-Punkt-Di auf Tshirts und Ver-Punkt-Di auf den Uniformen der Spielkartenarmee. Man wird den Eindruck einer Marketingaktion nicht los. Mit Werbemitteln finanziert. Der folgende Umzug wird Ihnen präsentiert. Von.
Und dabei nervt es mich natürlich nicht, dass ich mich nicht zwischen den Termen Spielkartenarmee und Entenkolonie entscheiden mag, sondern dass ich ein wenig Mitleid bekomme, und mir denke, Himmel, nehmt sie von der Straße, gebt ihnen alles was sie fragen.
Aber vielleicht ist das die neue Arbeitskampfstrategie.
Vom ästhetischen Standpunkt aus, da hast du Recht, ist dieser Streik zu missbilligen.
Der ästhetische Aspekt von Demonstrationen verfremdet sich zunehmend.
Na pfui, da könnt sich doch jeder nackisch machen.
Früher hat man sich doch ein bißchen abgesprochen, oder?
Aber früher trug man Lederjacken und Helme.
Mek?
Määääk??
Oh. Ich war kurz Schuhe kaufen.