[Tagebuchbloggen. Dienstag, 16.3.2021]

Der Tätowiertermin ging gut. Das Motiv gefiel mir.

Weil noch Zeit übrig war, ließ ich mir eine zusätzliche, kleinere Tätowierung neben einer ganz alten hinstechen. Jene alte Tätowierung müsste dieses Jahr 30 Jahre alt werden. Sie ist an den Rändern schon ziemlich verwaschen. Ich war sechzehn Jahre alt und habe mir die Tätowierung damals mit Stecknadel und schwarzer Tusche in meinen Unterarm gestochen. Den Schriftzug „KAOS“. Chaos fand ich ziemlich gut und in Italien war es sehr subversiv, ein „K“ einzusetzen.

Nach einiger Zeit fand ich den Schriftzug allerdings ziemlich belanglos, wie er da kontextlos aber gut sichtbar, etwas uninspiriert an meinem Unterarm prangte. Manchmal dachte ich, ihn entfernen zu lassen, aber dafür störte er mich zu wenig, außerdem mag ich es nicht, Tätowierungen zu entfernen, es hat eine gewisse charmante Bedeutungsschwere, wenn man Jugendsünden nicht mehr los wird.
Ich habe noch andere, selbstgestochene Tätowierungen aus jener Zeit, die habe ich aber Anfang der Nullerjahre von Profis nachbessern lassen, die sehen daher wesentlich neuer aus.

Der Schriftzug war jetzt 30 Jahre lang ein steter Begleiter. Ich habe ihn eigentlich viele Jahre gar nicht mehr richtig wahrgenommen. Bis meine Frau ihn neulich Vintage-Tätowierung nannte. Vintage-Tätowierung. Seitdem habe ich einen neuen Blickwinkel dafür entwickelt. Was für ein altes Ding ich da eigentlich auf meiner Haut trage. Wie schön alt er geworden ist, ausgelaufen, fast verwaschen. Im Laufe der Jahrzente sind die Ränder weich geworden, haben sich ausgewaschen.

Die kleine Tätowierung von heute, ließ ich spontan direkt daneben machen. Total scharfe und dunkle Linien, neben diesen dunkelgräulich ausgelaufenen Lettern. Dieser Altersunterschied. Sie werden ab jetzt nebeneinander altern. Wenn die Neue so alt ist wie die Alte heute ist, dann bin ich 76 Jahre alt. Wir drei so. Unterwegs in der Zeit.

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Ich mache zur Zeit so wenig. Ja, heute will ich vielleicht Schweiss vermeiden, die Tinte muss ja nicht gleich aus der Haut geschwitzt werden. Ich lese wieder etwas Fiktion, kann mich aber nicht sonderlich dafür begeistern. Heute bin ich wieder Coronamüde. Ich möchte ins Restaurant gehen und Schnitzel essen. Und mit Leuten quatschen. Und ich möchte danach in die Bar gehen.

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Aber Corona hat mir auch mit dem Gewicht geholfen. Ich habe jetzt 16 Kilo verloren. Letzte Woche stellte ich eine Getränkekiste auf die Waage. Sie wog 16 Kilo. Dieses Gewicht in den Händen zu halten, es fiel mir schwer, vorstellen zu können, dass dieses Gewicht noch vor 4 Monaten an meinem Körper hing.