Die Aufnahmen mit dem Reisemikrophon sind etwas leise geworden. Und es nimmt mehr Hintergrundgeräusche auf. Ausserdem kommt ein leichtes Grundrauschen mit. Aber eventuell stammt das auch vom Laptop und seinem Lüfter.
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Es ist offenbar ein Fliegen- und ein Schmetterlingsommer. Schmetterlinge sind natürlich toll, auch wenn man manchmal davon erschrickt. Ständig begegnet man den flatternden Freunden, sich verirren sich ins Haus, landen auf Oberschenkeln und auf Tischen, Stühlen. Es wirkt nicht, als hätten sie die Flugsteuerung wirklich unter Kontrolle. Spass machen sie dennoch, weil sie diese simple Freude wie Blumen auslösen. Und sie sind besser als Mücken. Mücken bin ich bisher noch keinen begegnet, bis auf die großen Pferdemücken gestern unten im Moor.
Aber eben auch viel Fliegen. Fliegen nerven total.
Es misst 34 Grad. In Berlin wären es entspannte 27. Mein Vater in den Bergen berichtet von 16 Grad und Regen. Verrückte Welt. Okay, den Berg kann man nicht unbedingt als Vergleich heranziehen. Aber ich sehe die Bilder von den Überschwemmungen aus dem Reinland, Düsseldorf, Wuppertal, das sind vielleicht 900km Luftlinie.
Ich schaue mir Insta-Stories und Tweets der Leute aus dem Rheinland an. Wir sitzen draussen im Schatten auf den Bänken und quatschen. Wir reden über die Überschwemmungen, wir reden über Peter R. de Vries. Meine Frau schält Kartoffeln für den Kartoffelsalat am Abend, wir werden grillen. Sie zählt die Toten. Im Laufe des Tages kommt sie immer wieder mit einer neuen Zahl. Und sie sagt mir, dass Peter R. de Vries jetzt im Krankenhaus verstorben ist. Ich kannte Peter R. de Vries noch aus der Zeit als ich in den Niederlanden lebte. Das war in den Neunzigern, ich schaute das total gerne, auch wenn mir der Typ mit seinem leicht narzisstischen Sendungsbewusstsein auf RTL5, sehr suspekt war. Den Narzissmus dichte ich ihm jetzt an, weil er sich bei den Ermittlungen immer sehr zu inszenieren wusste. Aber er funktionierte. Seine Reportagen waren unheimlich spannend und er löste Fälle mit einer Abenteuerlust, und mit einer Hartnäckigkeit.
Ich habe heute wirklich nicht viel getan. Ich saß nur draussen im Schatten vorm Haus und mied die Sonne.
Dann schmeissen wir den Grill an. Es gibt verschiedene Arten von Würsten und Haloumi. Ich finde es immer schade, dass so wenig Essen in einen Bauch passt.
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Morgen fahren der Schwager und ich nach Göteborg ein neues Sofa kaufen. Das alte Sofa wurde im Winter von Mäusen heimgesucht. Es muss eine riesige Kolonie im Haus überwintert haben, ein Teil des Sofas haben sie als Klo verwendet, es gab offenbar einen riesgen, stinkigen Klumpen zwischen Kissen und einer der Armlehnen. Überhaupt soll es ein Mäusewinter gewesen sein. Das hat offenbar der Kammerjäger gesagt. Es habe in seinem Leben noch nie so viele Mäuseplagen gegeben.
Wir fahren also nach Boras, mieten einen Lieferwagen und fahren nach Göteborg. Da liegt offenbar das nächstgelegene Ikea. Ich dachte wirklich, dass hier in jedem mittelgroßen Kaff ein Ikea steht. Aber das ist wohl nicht so. Verständlich. Es laufen hier ja auch nicht überall Pipis in langen Strümpfen rum. Okay, alberner Witz. Ich habe tatsächlich noch nie ein Ikea gesehen in den 12 Jahren, die ich jetzt jährlich nach Schweden komme.
Morgen muss ich also früh aufstehen. Vermutlich bringe ich diesen Eintrag dann schon vor dem Bettgehen online.
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Mir fällt ein, dass ich schon in 2018 Tagebuch über meinen Urlaub in Schweden geführt habe.