[Dienstag, 29.11.2022 – Lichterketten, Kadaver]

Letzten Sonntag war erster Advent. Das wusste ich gar nicht. Also bestellte ich heute drei LED Lichterketten. Auch zündete ich die Lichterkette am Stier im Wohnzimmer wieder an. Die Hündin begann zu bellen. Solche Dinge mag sie gar nicht.

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Seit zwei Wochen hängt in unserem Fahrstuhl ein bestialischer Gestank. Letzte Woche Montag kam die Putzfirma und putzte das Treppenhaus und auch den Fahrstuhl. Dann war der Gestank für ein paar Stunden vorbei. Am Abend roch es aber wieder ganz schlimm. Es blieb die ganze Woche so. Am gestrigen Montag traf ich den Hausmeister, der morgens immer mit der Putzfirma durch das Haus geht. Ich sagte, der Gestank im Fahrstuhl sei ja wieder zurück. Er sagte, ja, da habe schon wieder jemand in den Fahrstuhl uriniert. Ich sagte, nein, das kann ich mir nicht vorstellen, das müsse etwas anderes sein. Es stinkt doch eher nach faulendem Müll oder einem toten Tier. Er erwiderte, nein, ein totes Tier rieche doch eher süsslich. Ich musste zugeben, dass ich nicht wirklich wusste, ob ein totes Tier süsslich riecht oder nicht.

Da der Gestank immer bestialischer wurde, hatte ich heute die Idee in den Fahrstuhlschacht zu schauen. Der Schacht ist aussen verglast. Also schickte ich den Fahrstuhl nach oben und ging in den Hof um von aussen in den nun leeren Schachtboden zu schauen. Da lag sie. Eine tote Ratte. Ich hatte recht.

Schnell schoss ich ein Foto und schickte es der Hausverwaltung.

Jetzt will ich nicht mehr in der Fahrstuhl. Ich nahm zwei Mal die Treppe, am späten Abend aber, nach der letzten Hunderunde vergass ich es und stieg, wie automatisiert in den Fahrstuhl und drückte auf die Taste. Als die Tür sich schloss und das Kadaverin gleichzeitig in meine Nasenhöhlen vordrang. Dieses Gefühl mit Kadavergasen eingesperrt zu sein. Ich atmete ganz langsam und ganz flach. Oben entliessen mich die sich öffnenden Türen in die Freiheit.