[Mi, 23.8.2023 – nach Protokoll]

Heute trennten wir uns von einem hochrangigen Kollegen. Solche Trennungen laufen immer etwas militärisch ab, nach einem Protokoll, sehr rational, pragmatisch, etwas gefühlskalt.

Eine einzelne Entlassung ist ganz anders als beispielsweise eine gesamte Belegschaft entlassen zu müssen. In einer meiner vorigen Firmen musste ich 120 Leute entlassen. Jede Person einzeln. Das lag an einer falschen Strategie des neuen Investors, wodurch die Firma in eine dramatische Schieflage geriet und wir sie schliessen mussten. Dort war die Situation eindeutig. Niemand aus der Belegschaft hatte sich etwas zu schulden kommen lassen, die Fehler wurden ausschliesslich von einem ungeliebten neuen Eigentümer begangen. Es war immer jemand von aussen, auf den ich den Finger zeigte, mit den Mitarbeiterinnen fand ich daraufhin in der Regel eine einvernehmliche Lösung. Und alle fanden schnell wieder neue Jobs.

Eine Einzeltrennung hingegen ist persönlich. Die Person von der man sich trennt, hat in der Regel zu viele, oder unverzeihliche Fehler begangen. Es ist mir auch schon einmal passiert. Es dauert lange, bis man wieder ein Selbstwertgefühl zurück erlangt.

Als ich ihm heute protokollarisch alle Geräte, Telefon, Schlüssel, Kreditkarten etc einzog, wechselten wir nur wenige Worte. Ich sagte zu ihm, dass ich jetzt nur das Protokoll befolge, ich sei nicht absichtlich so gefühlskalt, ich versuchte aber auch ein paar beruhigende Dinge zu sagen, dass er sich jetzt ein paar Wochen lang sehr, sehr schlecht und auswegslos fühlen wird. Dass es danach aber auch wieder besser wird und sich alles wieder normalisiert. Ich hätte das auch schon einmal durch. Man muss nur gut durch dieses Tief kommen.

Ich weiss aber nicht, ob das in dem Moment wirklich hilft.