[Tagebuchbloggen. Donnerstag, 18.3.2021]

Heute früh auf der Waage starrte ich auf ein Rekord-Tiefgewicht. Ich messe mein Gewicht täglich seit 2011 und noch nie habe ich ein Gewicht eingetragen, das so niedrig war. Ich habe ein Gewicht erreicht, das sozusagen der niedrigste Wert seit Beginn der Gewichtsaufzeichnung ist. Das klingt epochal.
Mein Gewicht ist noch weit weg von dem, was laut BMI Normalgewicht ist, aber dennoch komme ich mir heute vor als hätte ich dünne Ärmchen und Beinchen an meinem Rumpf. Und ich schwebe federleicht durch die Gegend, ich fühle mich wie ein Prinz, der mit einem befederten Hut, einem Umhang und in Strumpfhosen durch die Gegend tänzelt und nach Rapunzel sucht.

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Am Abend mit meinem Vater telefoniert. In Südtirol ist ja alles wieder im Lockdown, man darf das Gemeindegebiet nicht verlassen. Seitdem seine Freundin weg ist, fühlt er sich ziemlich einsam. Sie hatte ihn im vorletzten Jahr, einige Monate vor Corona, verlassen. Er ist mit dem ganzen Trennungsschmerz in die Pandemie hinein geschlittert. Er kommt neuerdings nur mäßig damit zurecht. Eher ziemlich schlecht, wie ich aus den Zwischentönen heraushöre. Er wünscht sich, dass ich ihn öfter anrufe, auch nur mal zwischendurch, um Hallo zu sagen. Wir telefonierten über die Jahre hinweg höchstens einmal pro Jahr, unser Kontakt ist nicht sonderlich gut, dennoch würde ich sagen, dass er mir wichtig ist, aber die Beziehung ist halt nicht wirklich gut. Ich redete mich aus der Angelegenheit raus, dass ich halt kein Telefonierer sei, aber ich weiss schon, dass ich ihn anrufen sollte, wenigstens als Geste, kurzes Quatschen, 2,3 Minuten, alles gut? ja, alles gut, auflegen. Ich brauche das gar nicht, nicht einmal bei Freunden, ich glaube, bei mir löst das Senden eines Memes oder Fotos viel mehr Verbindung aus, als kurz 3 Minuten zu telefonieren. Zugegebenermaßen sind Memes von Eltern nie besonders gut. Dafür die Memes von Freunden umso mehr. Aber ich sollte es wenigstens als Geste tun.