[Freitag, 10.6.2022 – die Bank]

Sechzehntausend Euro abzuheben, ist dann nicht so einfach. Meine Bank hat keinen klassischen Schalter mehr. Immerhin hat sie noch eine Filiale. Eine für Privatkunden und ein eigenes Gebäude für Firmenkunden.

In der Filiale teilt man mir mit, dass sie hier kein Geld mehr ausgeben würden, ich könne nur am Geldautomaten im Vorraum Geld abheben. Aber 16k würde ich dort nicht erhalten. Maximal 1000 pro Tag. Ich erklärte, dass ich morgen ein Auto kaufe und nicht 16 Tage lang jeden Tag 1000€ abheben könne, bis ich die 16 beisammen habe. Die Frau verstand das. Ich sagte das weniger empört als ich hier klinge, ich machte mich eher lustig über diese missliche Lage und ich lobpreiste die schönen Steinzeitbanken, wo man einfach Geld abheben könne. Auch sie machte blöde Scherze, was ich in der Situation sehr schätzte. Sie machte aber den Vorschlag, dass ich in die Firmenkundenfiliale zwei Strassen weiter ginge, dort gäbe es auf der linken Seite beim Eingang ein Kundentelefon, über das ich den Abhebebetrag in der Filiale auf 5000€ erhöhen könne. Dann könnte ich immerhin morgen noch einmal 5000 abheben und für die restlichen 6000 gäbe es vielleicht einen anderen Weg über Freunde oder so?

Das hörte sich etwas besser an, also ging ich zwei Strassen weiter in die Geschäftskundenfiliale. Als ich das Gebäude betrat, rief mir die Dame an der Rezeption bereits von Weitem zu, dass ich mich im falschen Gebäuide befände. Ich sagte, neinnein, ich bin hier schon richtig.
Ich weiss natürlich, wie ich mit kurzen Hosen, Bart und Tätowierungen wirke, vor allem in einem Bankgebäude. Dennoch nervte es mich.

Über das Kundentelefon (ein riesiger schwarzer Kasten, mit einem riesigen schwarzen Hörer, der in dem Gebäude seltsam aus der Zeit gefallen schien, es fehlte nur noch die Wählscheibe) konnte ich den Abhebebetrag auf 5000 erhöhen und so nahm ich diesen Betrag ab. Dabei kann man an dem Automaten natürlich nur 1000€ pro Mal abheben und so musste ich den Vorgang 5x wiederholen. Hinter mir stand ein Mann an, den ich in meinen Nacken hineinseufzen hörte, während ich kiloweise 10-, 20- und 50 Euroscheine in einen Umschlag zu pressen versuchte.

Nun. Morgen früh, bevor es losgeht, fahre ich nochmal an der Filiale vorbei, dann habe ich immerhin Zehntausend Euro bei mir.

Wie sich herausstellte, kann auch meine Frau keine solchen Beträge abheben, aber mein ehemaliger Mitarbeiter und morgiger Reisegefährte bot sich sofort an, mir das Geld auszulegen. Er hat noch eine richtige Bank mit richtigen Menschen und richtigem Geld.

Heute muss ich jedenfalls früh ins Bett, ich werde um 4 Uhr aufstehen.