In der Nacht zur langen Fahrt nach Bremerhaven schlief ich ungefähr 2,5 Stunden. Einmal eine Stunde, dann wurde ich von einem bellenden Hund im Innenhof geweckt. Der Hund bellte etwa 3 Stunden weiter. Also legte ich mich in das Sofa im Wohnzimmer. Dort konnte ich nicht mehr einschlafen. Gegen 3 Uhr muss ich aber weggenickt sein und um 4:30 klingelte mein Wecker.
Um 5:30 fuhr ich ein weiteres Mal zur Bank in die Taubenstrasse um 5000€ abzuheben. Es ist ein seltsames Gefühl, mit zehntausend Euro herumzulaufen, vor allem an so einem superfrühen Morgen in einem superleeren Mitte.
Dann fuhr ich weiter nach Moabit um meinen ehemaligen Mitarbeiter B abzuholen, der mir weitere 5000 lieh.
Und so reisten wir in Richtung Bremerhaven. Jetzt mit fünzehntausend Euro in der Tasche. Als B erfuhr, dass ich nur 2,5 Stunden geschlafen hatte, übernahm er das Steuer. Fand ich prima. Wir würden heute mindestens neun Stunden im Auto sitzen.
Die Familie, die das Auto verkaufte, wollte uns das Auto nach einem möglichen Verkauf, nicht sofort mit nach Berlin nehmen lassen. Deren Vorstellung war es, den Verkauf durchzuführen, abzumelden, dann sollte ich nächste Woche ein weiteres Mal nach Bremerhaven fahren um das Auto holen. Das sorgte für lange Diskussionen.
B und ich zogen uns für eine Stunde der Beratung zurück. Dafür gingen wir ins Dorfzentrum und assen ein Gordon Bleu mit Pommes und Erbsen mit Karotten. Das Restaurant gehörte zu einem Brauhaus und sie servierten trübes, unfiltriertes Bier. Mich ärgerte das total. Nach 2,5 Stunden Schlaf und noch 450km Autofahrt vor mir, wäre ein halber Liter Bier leider keine gute Idee gewesen.
Ich wollte das Auto. Es war ein sehr guter Preis. Zurück bei der Familie, liess ich mich darauf ein, das Auto nicht sofort mutzunehmen. Dann fahre ich halt mal mit der Bahn nach Bremerhaven, eine Zugreise kann auch schön sein. Die Verkäuferinnen sassen schliesslich deutlich am längerem Hebel. Wir besprachen mögliche Optionen, wie und wann ich das Auto holen könne.
Aber dann erfuhren sie, dass ich fünfzehntausend Euro bei mir trug und das Auto eigentlich sofort zahlen wollte. Ich dachte, das sei selbstverständlich gewesen. In dem Moment veränderte sich die Stimmung. Zehn Sekunden später war beschlossen, dass ich das Auto sofort mitnehmen konnte. Mit der Voraussetzung, dass ich mich um die Abmeldung kümmere.
Und so legte ich das ganze Geld auf den Tisch und wir fingen an zu zählen. B hatte immerhin einige 200er und 100er Scheine. Ich hingegen besass zehntausend Euro in 50er, 20er und 10er Banknoten. Der Tisch sah aus, als wären wir bei einer Bastelstunde.
Funfact: das Auto ist dunkel und hatte auf den Fotos sehr schicke rote Elemente. An der Carosserie und auch im Innenraum. Im echten Leben war das rot aber eher ein Pink. Das Auto war offenbar ein Sondermodell aus einer Kooperation mit der französischen Frauenzeitschrift Elle. Auf der Seite ziert ein dezentes Elle-Logo das Auto.
Man versicherte mir, dass mir das gut stehen würde.
Vor der Rückfahrt wollten wir eigentlich noch kurz das Meer sehen. Für das Meer hätten wir 17km in die andere Richtung fahren müssen. Es war ein langer Tag gewesen. Wir hatten keine Ahnung wohin so viel Zeit geronnen war. Unter optimalen Bedingungen hätten wir um 17Uhr wieder in Berlin sein können. Mittlerweile war es aber 17Uhr und wir standen immer noch an der Wesermündung. Daher entschieden wir uns dagegen. Das Meer kann man auch auf Youtube ansehen.
Wir fuhren also mit zwei Autos zurück. Weil die Versicherung bis zur Abmeldung immer noch auf den Namen der Verkäuferin laufen würde, hatten wir ihr zugesagt, während der Fahrt nicht die 120kmh zu überschreiten und gemächlich nach Berlin zu fahren. Ich wusste gar nicht, dass man mit zwei Autos fahren kann und trotzdem das Gefühl zu haben, zusammen zu fahren. Das war so schön, dieses hintereinander Fahren. Ich sollte vorausfahren und B würde mir immer hinterherfahren. Ich mit dem neuen Auto, er mit meinem Alten. Das war wie wandern. Ohne reden und stundenlang.
Zurück in Berlin parkten wir das neue Auto in seine Garage, nahmen, wie versprochen die Nummernschilder ab und fotografierten das Auto für die Verkäuferin.
B weiss alles über Papierarbeit beim Auto. Er wird mich durch den Papierstapel lotsen. Für die Anmeldung brachte er mich mit einem Mann in Verbindung, dem ich alle Unterlagen inkl Reisepass geben würde, für 40€ würde der alles für mich tun. Auch für die Versicherung kannte er jemanden, er telefonierte herum, ich bekam Nummern und Codes bei Email und SMS.
Um halb elf war ich dann zuhause. Und müde wie ein Stein.