[Quelqu'un m'a dit]

Dabei wollte ich wirklich etwas Gutes tun. Mein Handwerker sagte, der Hausherr stelle für gewöhnlich die Musik. Es sei schon ziemlich öde hier zu arbeiten, ich hole zwar immer Kaffee und mache hin und wieder einen recht netten Witz, aber so ganz ohne Musik, er schüttelte dabei den Kopf, das sei dann doch nix. Nun ist es so, ich bin musikalisch einigermaßen versiert, hatte den Musikplayer ja schon seit Wochen in der Wohnung Baustelle, nur nie den Mut gefunden ihn auch tatsächlich anzuschalten wenn die beiden Handwerkprofis dort am Hämmern und am Sicheln waren, weil ich mich kenne, oder besser gesagt, weil ich den Geschmack der anderen Leute kenne. Ich bin da nicht kompatibel. Dabei höre ich auch wirklich viel Mainstream (Mainfluss, hehe), also so Sachen die gut im Ohr liegen, Sachen mit denen man rythmisch mithämmern kann, mitpfeifen sogar, was beim Streichen in einer kahlen Wohnung wirklich einen superschnaften Hall hergibt, ich dachte mir, jetzt legste mal etwas total seichtes auf, etwas das wirklich auf jede Kuhhaut geht, fragte nur der Form wegen: Kennste die Gattin von dem Sarkozy, weisst, dem französischen Präsidenten, jaja genau die, ja tolle Beine ich weiß, ja die macht auch Musik, ich leg das mal auf, wenns euch nicht gefällt dann macht es einfach wieder aus.
Eine halbe Stunde später lief ich zum Musikplayer, weil ich mich fragte warum da keine Musik mehr herauskam. Und dann sah ich den Player auf Mute gesetzt. Das war dann sehr kränkend wie ich fand.
Ohje, wie bringe ich den Eintrag jetzt vernünftig zu Ende, so pointiert, das geht bei mir ja gar nicht mehr, das hat so eine Rythmik die Ta-ta_ta-ta_ta-Bumm macht, und hinter dem Bumm das Klatschen, deswegen werde ich noch beiläufig erwähnen, dass mich diese Musikerfahrung sehr ins Grübeln gebracht hat, wie das wohl ist mit der Musik, es ist ja alles sehr privat, ob Carla sie vielleicht traurig gemacht hat, dieses melancholische Getütü ruft bei manchen Menschen unangenehme Gefühle hoch, der Erinnerungen wegen, oder versetzt sie in einer Zustand der Lethargie, ich weiss es ja auch nicht, und mir ist schon klar, auf dieser Ebene kann ich schriftlich keine schürfenden Gedanken ausdrücken, ich blieb ja nur hängen bei diesem Bild meiner beiden Handwerker im Kopf, wie sie verträumt und nah am Wasser die Spachtelmasse über die Mauerlöcher verstrichen und ihr eigenes Schicksal reflektierten. Mich hat das letztendlich dann wiederum eher mehr traurig gemacht, als dass es mich gekränkt hat. Aber die Sache mit dem Gekränktsein war dann halt pointierter.

[im Bau]

Achja, Tagebuchbloggen. Die Heizung ist schrott, aber das Parkett ist schön geworden, so schlägt derzeit mein kleines PunkerBürgerherz den Freudebeat zu dem man Pogo tanzen muss. Klasse Metapher, aber trotzdem witzig.
Die Tage in der neuen Wohnung werden auch nicht fröhlicher wenn man auf Leitern steht und die Heizung nicht geht, und wie der Umzug nächste Woche vonstatten gehen soll, weiß ich jetzt auch nicht, weil die Wohnung — die Wohnung ist alles andere als wohnentlich, und mittlerweile mag ich es ja, wenn mein Handwerker konsequent von Baustelle spricht, womit er ja immer der Coolere von uns beiden ist, weil ich bloß spießig mit einem verteidigenden Wohnung korrigiere.
-Okay Mek. dann bin ich um acht auf der Baustelle.
-Wohnung meinst Du.
-Ehm ja, Wohnung. Also, dann bin ich um acht Uhr auf der Baustelle, okay?
Und mittlerweile sage ich ja selber: Nächste Woche ziehe ich in die Baustelle ein, was keineswegs bitter klingt, sondern eher gleichgeschaltet. Man wird ja ganz ehrfürchtig bei so Fachmännern, wenn man sieht was die alles Bauen.
Ich kann ja nur kaputtmachen. Wenn auch ziemlich gut.

[…]

Es brennt mir unter den Fingern, den ersten Post des Jahres zu verfassen, einfach nur um zu sehen wie das aussieht, das mit dem 2009 im Datum und ha, das ist jetzt das erste mal, dass ich es überhaupt niedertippe: 2009; fühlt sich ja schon sehr vertraut an, beim Tippen kurz um ein Zeichen nach rechts, aber ach, natürlich alles hingetippter Quatsch, sehr untiefgründig und witzig noch weniger, aber […]