[Donnerstag, 16.6.2022 – der Schnurrbart, Longyearbyen, Cabrio]

Ich arbeite ja in einer Firma, die eine Datingplatform für Schwule, Queere, Bi- und Transsexuelle entwickelt. Das hat den Nachteil, dass es manchmal schwierig ist, Personal zu finden, es hat aber auch den Vorteil, dass es manchmal leicht ist, Personal zu finden.

Letzte Woche traf ich im Park einen jungen Briten mit einem deutschen Schäferhund. Während unsere Hunde spielten, kamen wir ins Gespräch. Wir verstanden uns auf Anhieb und kamen auch schnell auf unsere Arbeit zu sprechen. Er war Backend Entwickler. Daraufhin sagte ich, ah, cool, ich hätte gerade 5 offene Stellen für Backend Entwicklerinnen. Eigentlich ist es schlechter Stil in meiner Position Leute auf der Strasse anzuwerben. Alle Tech-Firmen suchen Entwicklerinnen, als Entwicklerin würde ich mich total genervt fühlen, wenn ich sogar im Park beim Ausführen meines Tieres von irgendwelchen Tech-Managern auf Jobangebote angesprochen werden würde.

Weil wir uns so gut verstanden, und weil er so einen Un-Heterosexuellen Schnurrbart trug, sagte ich dennoch scherzend, dass er sich ruhig bei mir melden könne, wenn er mal einen Job suche. Er fragte nach der Firma. Als ich ihm erzählte, was meine Firma macht, schlug er vor, dass wir uns auf Linkedin befreunden sollten.
Sein Linkedin Profil war mit Regenbogenfahnen geschmückt. Ich wusste, dass ich mich auf diesen Schnurrbart verlassen konnte.

Heute schrieb er mich dann an, dass er Interesse habe und schickte mir seinen CV mit. Und jetzt kommt die lustige Sache: er studierte für ein halbes Jahr an der Universität in Longyearbyen. Ich schrieb ihm sofort zurück: Awww, you studied in Longyearbyen! <3
Das unprofessionelle Herzchen hätte ich mir sparen sollen, aber meine Freude überwog.
Und so schickten wir uns viele arktische Freundlichkeiten hin und her. Und ich sagte ihm, dass ich jeden Tag die Webcam auf dem Dach seiner Uni besuche und er sagte, haha, das mache er auch. Und er sagte, er hätte bei Linkedin einen Suchauftrag für Jobs in Longyearbyen laufen und ich sagte, haha, er auch, da kommt nur nie was rein und er sagte haha genau. Undsoweiter.

Nundenn. Er wird sich bei uns vorstellen.

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Ich fuhr mit meinem ehemaligen Mitarbeiter B wieder zur Zulassungsstelle in die Jüterborger Strasse. Heute mit seinem Honda Oldtimer Cabrio Sportwagen, es war bestes Cabriowetter. Wir haben ein kleineres Problem in seiner Garage. Mein Auto steht auf einem Stellplatz, auf dem es eigentlich nicht stehen dürfte, aber weil der Eigentümer jenes Stellplatzes nur zwei Wochen im Jahr seinen Stellplatz benutzt, dachte er, dass mein Auto da locker ein oder zwei Tage stehen bleiben darf. Nun ist der Eigentümer jenes Stellplatzes genau diese Woche da. Und weil mein Auto keine Kennzeichen hat und deswegen nicht auf der Strasse stehen darf, muss B die Stellplätze seiner Frau und seines Sohnes bzw die Stellplätze seiner eigenen beiden Autos, auf eine komplizierte Weise managen.

Heute sollte das Problem aber gelöst werden, weil die Zulassung meines Autos fertig sein würde, also fahren wir in die Jüterborger Strasse. Dort werden wir allerdings enttäuscht. Der Zulassungsdienst hat meine Unterlagen auch heute nicht bearbeitet. Es wird sich also um einen weiteren Tag verzögern.

[Mittwoch, 15.6.2022 – Trainerin, Auto noch nicht fertig, vierunddreissig Grad]

Am Vormittag hatten wir Einzeltraining mit der Hundetrainerin. Es ist unfassbar, auf welche subtile Art die mit Hunden umgeht. Einmal kam im Park ein fremder Hund auf uns zu, sie schaute ihn an und schnippte mit den Fingern, der Hund drehte sich sofort um.

Unser Tier ist immer sehr lernwillig, sie himmelt aber auch jede Person an, von der sie weiss, dass sie Leckerlis bei sich hat. Nach einer Stunde lernen sind wir platt und das Tier auch.

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Mein Auto ist auch heute nicht fertig. Der Herr von dem Service schrieb mir, dass das heute nichts mehr wird.

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Am Wochenende werden wir nach NRW fahren. Besuch bei alten Freunden, die von Berlin nach Westen gezogen sind. Sie haben dort ein Haus und zwei Kinder. Den Besuch haben wir schon zwei Mal verschoben, zuletzt weil wir uns spontan für eine Hündin entschieden haben. Jetzt ist sie größer, sie ist stubenrein, daher können wir den Besuch nun angehen, wir freuen uns schon sehr.

Aber dann: am Samstag wird es im Westen 34 Grad warm sein. Ein aktives Wochenende bei 34 Grad ist so etwas wie Hölle. Nur heisser.

[Dienstag, 14.6.2022 – Zulassung]

Idealerweise würde heute das Auto zugelassen werden. Ich schrieb den Herrn dieses zwielichtigen Zulassungsservices an, ob er denke, dass es heute so weit sei. Er antwortete, dass er das nicht genau sagen könne, er bekäme die Unterlagen um 15:45 zurück. Wenn ich dabei bin, da würde er mich anrufen.

Mein Freund B macht um 16Uhr Feierabend. Da wollte er bei mir im Büro sein. Um 16Uhr wollten wir die Lage betrachten. Der Stellplatz in seiner Garage, auf dem mein Auto nun steht, müsste heute Abend geräumt werden, da es der Stellplatz von jemand anderem ist. Aber das Auto darf ohne Kennzeichen nicht auf der Strasse stehen.

Da sich der Zulassungsservice nicht gemeldet hatte, schlug er vor, direkt in die Jüterborger Strasse zu fahren, dort wo die Container dieser sogenannten zwielichtigen Services stehen.
Es war dann gar nicht so zwielichtig. Das sind ganz normale Dienstleister mit einer GmbH oder UG, die Webseiten und Telefonnumern haben, nur eben in aneinandergereihten Containern ihr Geschäft betreiben. In der Jüterborger stehen dutzende solcher Container an der Strasse.

Dann gehe ich rein. Als ich meinen Namen nenne ruft er mir gleich zu: ah Herr Pfeifer, ich habe Sie angerufen, Ihre IBAN ist falsch.
Er konnte meinen Wagen nicht anmelden, weil die Zulassungsstelle meine IBAN als ungültig zurückgewiesen hatte. Ich verglich die IBAN Nummer. Sie war in der Tat falsch. Zahlendreher. Ja, lach du nur.

Also alles ein bisschen blöd. Vor allem für B, der jetzt nach einer Lösung in seiner Garage schauen muss. Aber da war er ganz zuversichtlich.

[Montag, 13.6.2022 – Rückruf, Homeoffice etc]

Ich blieb heute spontan zuhause. Meine Frau ging ins Büro, ich hatte also die Hündin. Mir war nicht danach, mit dem Tier ins Büro zu gehen. Ausserdem gab es nur wenige Termine, die ich alle online halten würde können.

Am späten Vormittag war ich mit dem Tier im Park. Wir übten Rückruf. Sie ist zur Zeit sehr konzentriert und lässt sich nicht mehr so sehr von Bewegungen anderswo ablenken. Den Rückruf trainiert man, indem man das Kommen, mit einem Wort und einem positiven Gefühl verbindet. Das positive Gefühl ist, wie für alle Hunde, ein Leckerli oder viel Lob, idealerweise beides. Ziel ist es, dass sich dieses positive Gefühl mit den Worten dermassen verknüpft hat, dass es auch ohne Leckerli funktioniert und das Tier auch in Stressituationen (Jagdtrieb, spielende Kinder, essende Menschen auf Picknickdecken) reagiert.
Dass es in Stresssituationen funktionieren würde, davon sind wir noch weit entfernt. Aber sie checkt, dass es superleckere Kadaverleckerlis gibt, wenn ich KOMMHER rufe. Weil sie heute sehr konzentriert war und es keine Ablenkung gab, funktionierte der Rückruf in 100% der Fälle.
Vermutlich denkt sie, dass KOMMHER auf deutsch ESGIBTKADAVERLECKERLIS bedeutet. Ich bin mir nicht sicher, ob das Sinn der Sache ist. Muss ich mal die Hundetrainerin fragen.

Und sonst schrieb ich Sachen auf und bearbeitete Dokumente und schrieb Emails und Slacks, wie jeden Tag.
So geht dann ein Homeofficetag vorüber.

Am Abend sass ich an Texten für das Fanclubblog. Wir bereiten etwas für die Mitgliederversammlung an 26.6. vor.

[Sonntag, 12.6.2022 – Tiefschlaf, Shady Connections, Nahrungslosigkeit]

Ich fiel ins Bett und wachte um Punkt sechs auf, weil das Tier mich weckte. Es ist unüblich, dass das Tier mich aktiv weckt. Wenn ich mich richtig erinnere, setzte die Hündin die Vorderpfoten auf das Bett auf. Sie musste dringend pinkeln.

Ich glaube, ich habe die sechs oder sieben Stunden durchgeschlafen. Leider trug ich diese Nacht nicht meine Smartwatch, so kann ich nicht sehen, ob die Werte meiner Tiefschlafkonitinuität sich verbessert haben. Meine Tiefschlafkontinuität ist immer miserabel, sie wird immer untebrochen. Nach dieser Nacht fühlte ich mich aber, als hätte mein Schlaf nur aus Tiefschlaf bestanden.

Am Nachmittag kam der Mann des Zulassungsservices. B hatte mich bereits gewarnt, das wirkt alles etwas shady, schattig, wie sagt man das eigentlich auf deutsch, jedenfalls shady, die Kommunikation verläuft über Whatsapp, dann kommt ein bärtiger Mann, und nimmt den Reisepass und IBAN, die wertvollen Autopapiere und weitere Unterlagen entgegen, alles ohne Vertrag, an einem Sonntagnachmittag, alles auf der Strasse. Aber das ist wohl okay so. Ich lasse mich darauf ein, ich vertraue ihm.

Mein Kontaktmann ist ein freundlicher junger Mann, er nimmt meine Papiere entgegen, und geht wieder. Der Chef wird sich für alles weitere bei mir melden.

Den Rest des Tages bin ich ständig müde. Ich habe mich auf eine Diät gesetzt. Von den 20 Kilos, die ich ihm letzten Jahr verloren hatte, trage ich wieder 15 auf meinen Rippen herum, das deprimiert mich. Die will ich wieder runter haben. Aber die ersten nahrungsarmen Tage fühlen sich immer so leer und sinnlos an. Wenn ich wenigsten das Auto schon hätte, dann könnte ich mich mit etwas beschäftigen. Natürlich habe ich tausend Sachen, mit denen ich mich beschäftigen könnte, aber gerade bin ich davon überzeugt, dass mir nur das neue Auto die Befriedigung geben kann, die mir das fehlende Essen geben würde.

Dass das Quatsch ist, weiss ich schon. Das macht es noch unerträglicher.

[Samstag, 11.6.2022 – an der Weser und zurück]

In der Nacht zur langen Fahrt nach Bremerhaven schlief ich ungefähr 2,5 Stunden. Einmal eine Stunde, dann wurde ich von einem bellenden Hund im Innenhof geweckt. Der Hund bellte etwa 3 Stunden weiter. Also legte ich mich in das Sofa im Wohnzimmer. Dort konnte ich nicht mehr einschlafen. Gegen 3 Uhr muss ich aber weggenickt sein und um 4:30 klingelte mein Wecker.
Um 5:30 fuhr ich ein weiteres Mal zur Bank in die Taubenstrasse um 5000€ abzuheben. Es ist ein seltsames Gefühl, mit zehntausend Euro herumzulaufen, vor allem an so einem superfrühen Morgen in einem superleeren Mitte.
Dann fuhr ich weiter nach Moabit um meinen ehemaligen Mitarbeiter B abzuholen, der mir weitere 5000 lieh.

Und so reisten wir in Richtung Bremerhaven. Jetzt mit fünzehntausend Euro in der Tasche. Als B erfuhr, dass ich nur 2,5 Stunden geschlafen hatte, übernahm er das Steuer. Fand ich prima. Wir würden heute mindestens neun Stunden im Auto sitzen.

Die Familie, die das Auto verkaufte, wollte uns das Auto nach einem möglichen Verkauf, nicht sofort mit nach Berlin nehmen lassen. Deren Vorstellung war es, den Verkauf durchzuführen, abzumelden, dann sollte ich nächste Woche ein weiteres Mal nach Bremerhaven fahren um das Auto holen. Das sorgte für lange Diskussionen.

B und ich zogen uns für eine Stunde der Beratung zurück. Dafür gingen wir ins Dorfzentrum und assen ein Gordon Bleu mit Pommes und Erbsen mit Karotten. Das Restaurant gehörte zu einem Brauhaus und sie servierten trübes, unfiltriertes Bier. Mich ärgerte das total. Nach 2,5 Stunden Schlaf und noch 450km Autofahrt vor mir, wäre ein halber Liter Bier leider keine gute Idee gewesen.

Ich wollte das Auto. Es war ein sehr guter Preis. Zurück bei der Familie, liess ich mich darauf ein, das Auto nicht sofort mutzunehmen. Dann fahre ich halt mal mit der Bahn nach Bremerhaven, eine Zugreise kann auch schön sein. Die Verkäuferinnen sassen schliesslich deutlich am längerem Hebel. Wir besprachen mögliche Optionen, wie und wann ich das Auto holen könne.
Aber dann erfuhren sie, dass ich fünfzehntausend Euro bei mir trug und das Auto eigentlich sofort zahlen wollte. Ich dachte, das sei selbstverständlich gewesen. In dem Moment veränderte sich die Stimmung. Zehn Sekunden später war beschlossen, dass ich das Auto sofort mitnehmen konnte. Mit der Voraussetzung, dass ich mich um die Abmeldung kümmere.

Und so legte ich das ganze Geld auf den Tisch und wir fingen an zu zählen. B hatte immerhin einige 200er und 100er Scheine. Ich hingegen besass zehntausend Euro in 50er, 20er und 10er Banknoten. Der Tisch sah aus, als wären wir bei einer Bastelstunde.

Funfact: das Auto ist dunkel und hatte auf den Fotos sehr schicke rote Elemente. An der Carosserie und auch im Innenraum. Im echten Leben war das rot aber eher ein Pink. Das Auto war offenbar ein Sondermodell aus einer Kooperation mit der französischen Frauenzeitschrift Elle. Auf der Seite ziert ein dezentes Elle-Logo das Auto.
Man versicherte mir, dass mir das gut stehen würde.

Vor der Rückfahrt wollten wir eigentlich noch kurz das Meer sehen. Für das Meer hätten wir 17km in die andere Richtung fahren müssen. Es war ein langer Tag gewesen. Wir hatten keine Ahnung wohin so viel Zeit geronnen war. Unter optimalen Bedingungen hätten wir um 17Uhr wieder in Berlin sein können. Mittlerweile war es aber 17Uhr und wir standen immer noch an der Wesermündung. Daher entschieden wir uns dagegen. Das Meer kann man auch auf Youtube ansehen.

Wir fuhren also mit zwei Autos zurück. Weil die Versicherung bis zur Abmeldung immer noch auf den Namen der Verkäuferin laufen würde, hatten wir ihr zugesagt, während der Fahrt nicht die 120kmh zu überschreiten und gemächlich nach Berlin zu fahren. Ich wusste gar nicht, dass man mit zwei Autos fahren kann und trotzdem das Gefühl zu haben, zusammen zu fahren. Das war so schön, dieses hintereinander Fahren. Ich sollte vorausfahren und B würde mir immer hinterherfahren. Ich mit dem neuen Auto, er mit meinem Alten. Das war wie wandern. Ohne reden und stundenlang.

Zurück in Berlin parkten wir das neue Auto in seine Garage, nahmen, wie versprochen die Nummernschilder ab und fotografierten das Auto für die Verkäuferin.
B weiss alles über Papierarbeit beim Auto. Er wird mich durch den Papierstapel lotsen. Für die Anmeldung brachte er mich mit einem Mann in Verbindung, dem ich alle Unterlagen inkl Reisepass geben würde, für 40€ würde der alles für mich tun. Auch für die Versicherung kannte er jemanden, er telefonierte herum, ich bekam Nummern und Codes bei Email und SMS.

Um halb elf war ich dann zuhause. Und müde wie ein Stein.

[Freitag, 10.6.2022 – die Bank]

Sechzehntausend Euro abzuheben, ist dann nicht so einfach. Meine Bank hat keinen klassischen Schalter mehr. Immerhin hat sie noch eine Filiale. Eine für Privatkunden und ein eigenes Gebäude für Firmenkunden.

In der Filiale teilt man mir mit, dass sie hier kein Geld mehr ausgeben würden, ich könne nur am Geldautomaten im Vorraum Geld abheben. Aber 16k würde ich dort nicht erhalten. Maximal 1000 pro Tag. Ich erklärte, dass ich morgen ein Auto kaufe und nicht 16 Tage lang jeden Tag 1000€ abheben könne, bis ich die 16 beisammen habe. Die Frau verstand das. Ich sagte das weniger empört als ich hier klinge, ich machte mich eher lustig über diese missliche Lage und ich lobpreiste die schönen Steinzeitbanken, wo man einfach Geld abheben könne. Auch sie machte blöde Scherze, was ich in der Situation sehr schätzte. Sie machte aber den Vorschlag, dass ich in die Firmenkundenfiliale zwei Strassen weiter ginge, dort gäbe es auf der linken Seite beim Eingang ein Kundentelefon, über das ich den Abhebebetrag in der Filiale auf 5000€ erhöhen könne. Dann könnte ich immerhin morgen noch einmal 5000 abheben und für die restlichen 6000 gäbe es vielleicht einen anderen Weg über Freunde oder so?

Das hörte sich etwas besser an, also ging ich zwei Strassen weiter in die Geschäftskundenfiliale. Als ich das Gebäude betrat, rief mir die Dame an der Rezeption bereits von Weitem zu, dass ich mich im falschen Gebäuide befände. Ich sagte, neinnein, ich bin hier schon richtig.
Ich weiss natürlich, wie ich mit kurzen Hosen, Bart und Tätowierungen wirke, vor allem in einem Bankgebäude. Dennoch nervte es mich.

Über das Kundentelefon (ein riesiger schwarzer Kasten, mit einem riesigen schwarzen Hörer, der in dem Gebäude seltsam aus der Zeit gefallen schien, es fehlte nur noch die Wählscheibe) konnte ich den Abhebebetrag auf 5000 erhöhen und so nahm ich diesen Betrag ab. Dabei kann man an dem Automaten natürlich nur 1000€ pro Mal abheben und so musste ich den Vorgang 5x wiederholen. Hinter mir stand ein Mann an, den ich in meinen Nacken hineinseufzen hörte, während ich kiloweise 10-, 20- und 50 Euroscheine in einen Umschlag zu pressen versuchte.

Nun. Morgen früh, bevor es losgeht, fahre ich nochmal an der Filiale vorbei, dann habe ich immerhin Zehntausend Euro bei mir.

Wie sich herausstellte, kann auch meine Frau keine solchen Beträge abheben, aber mein ehemaliger Mitarbeiter und morgiger Reisegefährte bot sich sofort an, mir das Geld auszulegen. Er hat noch eine richtige Bank mit richtigen Menschen und richtigem Geld.

Heute muss ich jedenfalls früh ins Bett, ich werde um 4 Uhr aufstehen.

[Donnerstag, 9.6.2022 – Autoplan, Konzentration des Tieres]

Mein ehemaliger Mitarbeiter stand heute in intensivem Austausch mit der Verkäuferin des Citroen aus Norddeutschland.
Er rief mich mehrmals pro Tag an und wir arbeiteten einen Plan aus. Jetzt sieht es wohl so aus, dass ich morgen sechzehntausend Euro von der Bankfiliale holen muss und dann fahren wir am Samstag 5 Stunden nach Norden.
Ich weiss gar nicht, ob ich überhaupt so viel Geld abheben darf.

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Die Hündin war heute sehr konzentriert. Eigentlich ist sie das schon seit ein paar Tagen. Es ist, als würde sie wieder einen Entwicklungsschritt durchmachen. In der Mittagspause spielten wir am Potsdamer Platz Ballwürfe und wir übten Rückruf. Ich hatte heute ausserordentlich leckere Leckerlis dabei. Das für ihre Konzentration sicherlich förderlich.

Eine Hundebesitzerin empfahl mir genau das Gegenteil. Sie sagte, sie verwende immer nur Trockenfutter als getarntes Leckerli. Sie sagte, für den Hund sei draussen alles irgendwie Leckerli. Das fand ich klug. Das hat bei meinem Tier leider nicht funktioniert.

[Mittwoch, 8.6.2022 – Citroeng]

Am Morgen fuhren die Schwiegereltern wieder nach Hause.

Heute blieb ich dann spontan im Homeoffice. Ich hatte kaum Termine, dafür viele Dokumente zu bearbeiten und es tat auch mal gut, etwas Zeit alleine zu verbringen.

Am späten Nachmittag fuhren wir dann den C3 zur Probe. Endlich funktionierte die ShareNOW App und wir hatten beide Zeit. Wir sind beide keine Autokennerinnen, und haben nur wenige Ansprüche. Ich will Automatik und Tempomat, ausserdem einen Bordcomputer und meine Frau will bequeme Sessel und eine verstellbare Kopflehne, aber wir wollten sichergehen, dass das Auto nicht eine Eigenschaft hat, die wir später bereuen. Was auch immer das sein mag. Keine Abstellflächen für Kaffee zB.
Um es kurz zu machen: das Auto ist toll. Es sitzt sich gut, man sieht gut, auch nach hinten und es gibt genügend Ablageflächen für Getränke. Der einzige Nachteil ist vielleicht, dass es am Beifahrersitz rechts oben nicht diesen Ring für die Hand gibt. Ich weiss nicht, wie ich das besser beschreiben soll. Dieser quadratische Ring, in dem man die Hand stecken kann, zB beim Ein- und Aussteigen. Ich hänge dort immer gerne meine Hand ein, wenn ich Beifahrer bin. Meine Frau braucht das aber nicht, also war es uns eher egal. Beifahrer werde ich in diesem Auto ohnehin nur selten sein.

Wie geht es nun weiter?
Mein ehemaliger Mitarbeiter, der sich ausgezeichnet mit Autos auskennt, will mir beim Kauf helfen. Er schlug vor, dass ich mir irgendwo in Deutschland einen C3 aussuche und dann fahren wir da gemeinsam hin, machen uns einen schönen Ausflug und kaufen dat Ding. Und zwar lieber bei einem Privatanbieter, dann kann er auch ordentlich handeln. Ihm macht das wirklich Spass, er hat mir bereits einen Plan vorgelegt, dass wir dann die örtliche Dekra aufsuchen und testen lassen, dann mit Übergangskennzeichen zurück nach Berlin fahren usw. Ich bin ziemlich begeistert, ich finde Autokauf ja ungemein kompliziert.

Er hat bereits einige C3’s für mich ausgesucht. Einer befindet sich in Bremerhaven, von jenem Angebot verspricht er sich ganz besonders viel. Als ich ihm das Go gebe, schreibt er verschiedene Anbieter an. Er gibt sich als mich aus, weil das einfacher ist.
Ziel ist es, schon diesen Samstag irgendwohin zu fahren.

[Dienstag, 7.6.2022 – Spinnenbisse]

ShareNOW schaffte es, gegen sechs Uhr abends meinen Account zu bereinigen. Ich hatte da leider schon mit meinem Schwiegervater ein Glas Whisky eingeschenkt, daher verschoben wir die Probefahrt mit dem C3 auf den Mittwoch.

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Ich wurde wieder von einem Insekt gestochen, von dem ich glaube, dass es eine Spinne war. Ich höre nie davon, dass Menschen von Spinnen gestochen werden, mir hingegen, passiert das zwei oder drei Mal pro Jahr. Zumindest vermute ich, dass es sich um einen Spinnenbiss handelt. Es geschieht meistens, nachdem ich im Gras gesessen habe, danach habe ich eine kleine, nässende Wunde, die nicht anschwillt, aber tagelang juckt. Dabei sehe ich mehrere kleine Bisse. Eine Googlesuche brachte mich damals zu Spinnenbissen. Seitdem glaube ich, der einzige Mensch in meinem sozialen Umfeld zu sein, der zwei oder drei mal im Jahr von Spinnen gebissen wird. Vielleicht reden wir aber einfach zu selten über Spinnenbisse, weswegen es mir nur so vorkommt, dass ich der einzige bin. Ich finde es nicht schlimm, es geht vorbei, ich finde es nur komisch. Und ich finde, wir sollten offener über unsere Spinnenbisse kommunizieren.