[tagebuchbloggen: 23.11.]

Hamburg liegt immer noch wie eine wohlige Decke um mich gewickelt, viel weicher als man denkt.
So wohlig eingewickelt saß ich im Büro und ging den Dingen nach, die ich zwischen Montag und Freitag immer mache, und ha, jetzt eben Freutag geschrieben gehabt, was ich mir sofort explitiziert vor Augen geführt habe und ungefähr so aussah: *!FREUTAG!* mit hüpfenden Smileys, die dem Beat der Wochenendeparties folgen.

Auf dem Nachhauseweg fiel mir ein, Essen zu kaufen, weil ich heute alleine essen würde, und da es niemand merken wird, stimmte ich mich auf Faulheit ein und kaufte mir Tütensalat und Schinken, leerte zuhause die Tüten lieblos in die Salatschale, schnitt ein bisschen Schinken in Streifen, goß Öl und Essig dazu und aß.
Danach las ich die Blogs nach, las die Nachrichten und las von Le Corbusier und seiner Nähe zu den Nazis und Faschisten. Und danach einen sehr gewagten Artikel, der Le Corbusier des Totalitarimuses bezichtigt.
Ich las den zweiten Artikel auf dem Sofa, lehnte mich in Schräglage, und pennte ein. In meiner wohligen Hamburger Kuscheldecke.

3 Kommentare

  1. Ich will ja nicht ungemütlich sein, aber ein paar Gedanken zu Le Corbusier: Das Erschrecken ist ja beidseitig, also nicht nur, dass sich Vertreter der klassischen Modrne wie er den Fschisten an den Hals warfen, sondern auch wie (brutal) modern der Faschismus trotz aller reaktionären Rückwärtsgewandheit sein konnte. Wenn man z.B. in Prora (Rügen) vor dem KdF-Seebad steht, kommt man nicht umhin, darin die architektonische Nähe zum Neuen Bauen und das Prototypische für die Architektur des Massentourismus nach dem Krieg zu sehen. Das finde ich sehr beunruhigend. Ich tröste mich dann z.B. mit den Bauten eines Erich Mendelsohn (den ich eh mehr mag als Le Corbusier), z. B. seinem wunderbaren De La Warr Pavillon in Bexhill.

  2. Allerdings glaube ich, ist weniger die Naziarchitektur besonders modern im Sinne von forwärtsgewandt, sondern war es einfach eine logische Entwicklung der Moderne (Architektur) im Sinne des damaligen Zeitgeistes (es gab ja nur wenige Abweichungen davon, wie beispielsweise der sowjetische Klassizismus „Zuckerbäckerstil“, der ja in Fachkreisen belächelt wurde).

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