[Mo, 30.6.2025 – Das Monster Mitte der Woche, Bärbel]

Ich fürchte mich vor Mittwoch. Jedes Mal, wenn ich die Wetterseite öffne, dann steht in der Mitte der Woche diese 37. Diese 37 Grad, die wie eine finster dreinschauende, rote Kröte dort in der Mitte des Kalenders sitzt und sich über mich ausbreiten wird, über mich und über Berlin, man wird ihr nicht entkommen können, nur bei Edeka, wenn man durch den Klimafilter geht, vielleicht sollte ich mich am Mittwoch bei Edeka einquartieren, ich werde wieder nicht schlafen können, sie wird mich wieder lähmen, die Hitze, ich werde sie nicht von mir abschaben können, sie ist eine dicke, träge Lage, spürbare Luft, eine Suppe eher, eine gasförmige Suppe, die meine Füße anschwellen lässt, ich habe keine Ahnung, wo sie die Öffnungen in mir dafür findet, mein Arsch klebt auf ihr, meine Achselhöhlen, aber am schlimmsten vielleicht die Oberschenkel, nein, auch die Unterschenkel und die Füße. Und alles. Ich werde an der Matratze kleben, ich werde am Sessel kleben, ich werde jegliche Oberflächen vermeiden, ich werde mich entkleiden, Lage für Lage, bis ich halt die Haut nicht mehr abschaben kann.

Alkohol. Bloß kein Alkohol.

Heute wagte ich noch drei Biere. Ich war bei „Für immer Bärbel“, dieser neuen Lesebühne in Weissensee. Dort werde ich auch am 24. November mit Isabel Bogdan lesen. Heute lasen Isobel Markus und mein Lektor Klaus Ungerer. Die Organisatoren heißen Daniel Klaus und Klaus Esterluss. Da ich ja Markus heiße, merkt ihr das Muster, ja? Isobel kennt auch Isabel und Isobel schlug vor, wir sollten heiraten. Ich würde das aber nur unter der Voraussetzung tun, ihren Nachnamen annehmen zu dürfen. Markus Markus. Fast wie Klaus & Klaus. Nur ohne das Und-Zeichen. Und einer Person weniger. Sicherlich Fame.

Was auch schön war: Mit dem Fahrrad an der Kindlbrauerei in Weissensee vorbeigefahren. Es zieht dort dieser brotige Duft von köchelndem Malz durch die Straße.

Aber am Mittwoch bloß kein Alkohol. Früher traf ich mich an Hitzetagen oft draußen, aß Pizza und trank Bier. Damals wusste ich wenig darüber, dass Pizza und Bier mich praktisch in einen Ofen verwandeln. Das waren immer die Nächte, in denen ich kein Auge schließen konnte. Wegen der mangelnden Selbstbeobachtungsgabe merkte ich das nie. Ich gab die Schuld immer jemand anderem, dem Sommer, der Hitze. Seit ich gelernt habe, die Schuld zuerst bei mir zu suchen, haben sich meine Hassgefühle für Hitze aber nicht verändert. Allerdings hasse ich die Hitze jetzt schuldbeladen. Blödes Gefühl.

Vielleicht esse ich am Mittwoch einfach nichts, den ganzen Tag lang, und ich sollte an dem großen Küchenfenster irgendwas anbringen, ich könnte Karton verkleben, großflächig. Das Altpapier wurde diese Woche noch nicht abgeholt, der große Karton meines Bürostuhls sollte noch darin liegen. Meine Gedanken schon delirieren.

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Ein Kommentar

  1. Fenster verdunkeln, aber nicht komplett verschliessen. Immer ein Stück offen. Damit ein Durchzug entsteht. Der Ratschlag, die Wohnung total zu verrammeln und erst die Fenster öffnen, wenn es draussen wieder kühler ist, der ist komplett verkehrt. Das kann man nur machen, wenn man tagsüber nicht in der Wohnung ist. Ansonsten verbraucht sich der Sauerstoff. Auch nasse Stoffbahnen aufhängen ist falsch, denn so entsteht eine höhere Luftfeuchtigkeit. Ventilatoren aufstellen, leichte luftige Kleidung. Sandalen, keine Sneakers. Leichtes Essen und wenig bis kein Alkohol. Viel trinken. Aktivitäten in die frühen Morgenstunden oder den späten Abend legen.

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