[tagebuchbloggen: 1.12.]

Wie sehr mich diese Minarettdiskussion an Penislängen denken lässt. Es darf nur einen geben; der Schwanzvergleich über der Solothurner Skyline. Die Gastgeber sind Gastgeber, glauben immer den Kürzeren zu ziehen und sagen daher wos lang geht (einpacken den Schniedel!) und die Gastnehmer sind nicht Gastnehmer und rufen: Menschenrechte.
Andererseits wurde früher gnadenlos (!) durchgesetzt, dass in protestantischen Gegenden, die kathoholishen Kirchen keine Türme haben durften, ganz neu ist die Angst vor Penisschwund wohl nicht, der Unterschied ist nur wie man heute über diese damalige Sitte staunt und sogar ein bisschen lächelt, und sich des historischen Kontextes nicht bewusst macht. Ganz einszueins lässt sich das natürlich nicht übertragen.

Jedenfalls.

Nach den Bürostunden war ich mit K verabredet, Handschuhe kaufen, ich brauche Handschuhe, es wird wieder kalt und ich fahre Fahrrad, und meine Handschuhe sind- ich weiß nicht, ich glaube, sie waren einmal von Motten befallen gewesen, von innen, das Futter, ich glaube mich an eine Mottenbrutstätte zu erinnern, andererseits bin ich mir da gar nicht so sicher, vielleicht liegen sie bei den Wintersachen und je mehr ich jetzt so schreibend darüber nachdenke, je mehr denke ich mir, wie wenig ich mir über den Verbleib der alten Handschuhe Gedanken gemacht habe, und denke mir: mir doch egal, die sahen ziemlich Scheiße aus.
Handschuhe jedenfalls gefunden. Sehen ziemlich gut aus. Schwarz, Leder, bisschen enganliegend und sie haben so genähte Längsstreifen an der Oberseite, damit das Leder ein bisschen auf Taille macht.

Zuhause haben wir etwas gegessen, dann kam meine Schwester, wir quatschten ein wenig über dies und über das, danach habe ich Stephen King vorgelesen, das erste Kapitel aus »Es« das war so lala: ein kleines Kind läuft einem Papierboot hinterher, trifft im Gulli einen freundlichen Clown (das Kind ist über dem Gulli, der Clown im Gulli drin) der ihn in Stücke reißt.
Wir waren uns nicht sicher ob wir das die ganzen tausend Seiten weiterlesen wollten, und liefen unseren Bücherschrank ab. Der nächste Vorschlag, von meiner Schwester, ging leicht in eine andere Richtung: Infinite Jest, DFW.
Ich las zwei Seiten Probe. Es gefiel. Wir besprachen das Buch, und wir waren uns bald einig: wir wollten eine richtige Geschichte. Die Tage werden kurz, wir fanden, dass das mit dem Vorlesen eine Art Kaminfeuersache werden sollte, und eine Kaminfeuersache hat eine klare Handlung, das steht so geschrieben, also standen wir wieder vor dem Bücherschrank verwarfen viele Dinge, einigten uns auf etwas Kürzeres, suchten weiter, und blieben schließlich bei Bohumil Hrabal hängen. Ich habe den englischen König bedient. Für Hrabal sprach vieles.

Meine Schwester ist vorhin (23Uhr) nach Dahlem zur FU gefahren. Im besetzten Hörsaal schlafen. So fängt man das Leben in Berlin gut an.

3 Kommentare

  1. Überhaupt eine super Idee. Pennstätten in Berlin oder Hamburg? Ab in den Hörsaal. Aber bis zum Sommer halten die wohl nicht durch.

  2. Mal abgesehen davon, dass meine Schwester aus Überzeugung bei der Sache ist (liegt in der Familie), wäre das als revolutionpopularistisches Mittel natürlich super.

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