Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Blogs und Newslettern? Neulich machte ich mir auf Bsky und Mastodon einen Spaß daraus und schrieb, ich hätte genewslettert statt gebloggt. Dabei kam ich mir so promimäßig vor. Wie eine Jagoda Marinic (die allerdings sonst super ist). Sie bloggt nämlich nicht, sondern sie newslettert, und wenn man auf Steady nach Autorinnen sucht, dann sucht man nach „Projekten“ und wenn man selber dort ein Blog starten will, dann startet man ein „Projekt“ und nicht ein Blog. Schon klar, Steady ist auf Monetarisierung ausgelegt, was ich durchaus in Ordnung finde, aber vielleicht ist Blog auch einfach ein olles Wort geworden. Vielleicht sollten wir jetzt einfach alle newslettern. Es so zu nennen, kann ich durchaus empfehlen, ich fühlte mich gleich von einem Glanz umgeben.
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Wenn ich „Shit“ schreiben will, aber mein Autocorrect „Shiiiiit“ draus machen möchte. Ich finde es schön, wie Autocorrect sich meine Emotionen merkt.
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Auf der morgendlichen Hunderunde fiel mir ein, dass ich meinen Wohnungsschlüssel zuhause vergessen hatte. Dabei wusste ich, dass sich meine Frau mittlerweile auf dem Weg ins Büro befinden dürfte. Wenn ich ganz schnell bin, kann ich sie eventuell noch erreichen. Also rief ich sie panisch an. Mehrmals. Aber sie hält das Telefon immer lautlos. Es half auch nichts, dass ich sie über WhatsApp und Telegram anrief. Manchmal glaube ich, wenn ich nur oft genug anrufe und verschiedene Kanäle benutze, dass ich das Telefon irgendwann in die Knie zwinge und mich durch eine Seitentür zum Klingelwerk des Gerätes hindurchzwängen kann. Heute gelang mir das jedenfalls nicht. Genausowenig wie die anderen Male. Weil ich nun ahnte, dass sie in die U-Bahn steigen würde und nach Brandenburg fährt, schrieb ich meine Nachbarin an, die auch den Schlüssel hat. Immerhin wusste ich, dass sie in Berlin ist, weil ich sie am Freitag treffen werde. Aber auch sie antwortete nicht.
Mein Freund E, mit dem ich morgens meist die Runde drehe, bemitleidete mich. Er sagte, ihm passiere das nie, weil er sich eine Routine angeeignet hatte. Er stecke nämlich immer den Schlüssel an die Innenseite der Tür. Auf diese Weise ist er gezwungen, den Schlüssel in die Hand zu nehmen, und würde ihn daher nicht vergessen. Das klang für mich zur Hälfte klug, zur anderen Hälfte auch wieder dumm. Wenn man dann nämlich den Schlüssel stecken lässt, kann man von außen keinen Reserveschlüssel mehr in das Schloss stecken. Aber wenn es für ihn funktioniert, dann ist es ja gut. Ich wollte mich nicht auf eine Diskussion einlassen. Ich hatte andere Probleme. Ich hing in einem Zwischenzustand fest. Wir waren schon auf dem Rückweg, ich konnte aber nicht nach Hause, alles hing davon ab, ob mein Telefon gleich klingeln würde. Nach einigen Minuten tat es das auch. Meine Frau war dran. Sie stand gerade an den Gleisen der U-Bahn. Sie bot an, dass sie auf mich warten würde. Ich müsse aber schnell sein, da sie sonst die Regionalbahn am Alex verpasste.
Ich war allerdings noch im Park und weit von der U-Bahn entfernt. Ich fragte meinen Freund E ob ich ihm meine Hündin geben könne, damit ich mir einen Elektroroller ausleihen kann, um schnell zur U-Bahn zu kommen. Wir liefen also zügig zu seiner Wohnung, brachten die Hunde hoch und dann lieh ich mir einen Roller aus. Das dauerte alles entsetzlich lange. Meine Frau wartete aber sehr entspannt.
Die G’schicht hat aber noch eine Moral.
Ich ging dann zurück zur Wohnung meines Freundes, holte die Hündin ab und ging nach Hause. Zwei Stunden später schrieb mir mein Freund auf Whatsapp, dass er sich ausgesperrt habe. So etwas sei ihm noch nie passiert. Er versuchte gerade, seine Exfrau und seine Eltern zu erreichen. Aber wie immer in solchen Fällen: Niemand nimmt das Telefon ab. Ich bot ihm an, ihn irgendwohin zu fahren. Das nahm er dankend an. Er fragte aber, ob er vielleicht kurz bei mir abhängen könne, bis sich jemand zurückmeldete. Klar, konnte er das. Ich kochte ihm einen Tee und bald meldeten sich auch die Eltern, also fuhr ich ihn nach Biesdorf und alles nahm ein gutes Ende.
Ahja, die Moral der G’schicht: Auch die beste Routine hilft nicht. Oder: haste Scheisse am Fuß, ist der andere sicher auch reingetreten, er weiß es nur noch nicht.
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Frédéric Valin schreibt über meine Novelle. So schön, dass ich fast jeden Satz daraus zitieren möchte.
‚[…] es ist die Art, wie Mek erzählt. Es gibt etwas tröstend stures, gleichzeitig offenherziges, auf eine mir nicht ganz klare Art geerdetes in dieser Art zu Erzählen. Als wäre der Sohn des Bauers die Kuh los, dachte ich manchmal, ohne genau zu wissen, was das bedeuten könnte. Mek hat sich selbst irgendwo zwischen Poesie und Prosa angesiedelt, und aus dieser Haltung heraus hat er dieses Buch geschrieben.
Oft befragt man Bücher, ob sie überzeugen oder nicht. „Springweg brennt“ will gar nicht überzeugen; will niemanden überzeugen. Das ganze Buch kuckt nur: was passiert. Und das ist alles. […]‘
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Zurück in Berlin.

