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Ich kam soeben aus der Firma, sechs Uhr morgens, wir hatten ein neues Software-Release auf unsere Plattform eingespielt, nach vierzehn Stunden war der Spuk vorbei, dann öffneten wir das Bier und stießen an, höhö, Feierahmd-Bier um halb sechs Uhr morgens, klingklong, wir tranken noch ein Zweites, weil es immer unmöglich ist, nach solchen Nächten einfach nach hause zu gehen und zu schlafen, man bleibt danach noch eine ganze Weile zuhause aufgekratzt herumsitzen, bis der Schlaf dann plotzklaps binnen weniger Minuten einschlägt wie ein Vorschlaghammer. Man halte sich das Bett bereit.

Ich kam also soeben aus der Firma, sechs Uhr morgens, ich hielt mein zweites Bier in der Hand, ich sperrte das Fahrradschloß auf, trank ein paar restliche Schluck aus der Flasche und schaute dem frühmorgendlichen Verkehr zu, als ich von einem jüngeren Fahrradfahrer gestreift werde, der mir zubrüllt: Pack! Pack! Nichtsnutzes! Arbeitsloses! Pack! Pack! Pack!

Ich weiß nicht so genau warum ich das erzähle. Politisch motiviert war das ganze nicht. Meine Schilderung noch weniger. Berlin ächzt vielleicht ein bisschen arg unter seinem Selbstbild. Jedenfalls bin ich jetzt wacher als zuvor und sitze deswegen hier, anstatt zu schlafen.

8 Kommentare

  1. vielleicht war das ja ironisch gemeint?!
    außerdem schwirren besonders in großen städten sehr viele irre rum, oder?

  2. Vielleicht handelte es sich auch um einen Imperativ: Pack Nichtsnutzes! Eine Aufforderung die Koffer zu packen, in Urlaub zu fahren und z.b. nichtsnutze Bücher lesend arbeitslos am Strand zu liegen. So würde ich die teils vom Wind verschluckten Worte des freundlichen Radfahrers verstehen, der Mek die Überarbeitung offenbar angesehen hat.

  3. Schön, das würde zu “Lumpenpack” passen. Pack Nichtsnutzes, pack die Lumpen.
    Ich verstehe.

  4. immer wieder erstaunlich, dass so komplexe sachen wie fahrradfahren doch noch gehen, auch wenn alles andere kaputt ist.

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