[was schön war, KW36&37]

Mir fiel in den letzten Wochen wenig sinnvolles zur AFD ein. Noch immer fällt mir nichts gescheites dazu ein. Ich kenne einige AFD-Wähler. Es sind alles Männer. Allen geht es eigentlich okay. Was sie alle eint ist eine ständige, leicht larmoyante Unzufriedenheit. Dazu fiel mir neulich Jón Gnarr ein, der ehemalige Bürgermeister von Reykjavík, der sagte in einer Doku ganz offen und amüsiert, er habe den Leuten einfach immer zugestimmt. Wenn jemand sich bei ihm über den Müll aufregte, hat er einfach immer gesagt „Ja total, das stimmt, schlimm ist das“. Und zwar während der Wahlkampange und auch während seiner Zeit als Bürgermeister. Die Leute fanden das gut. Politik für das Volk.

Dann bin ich von Insekten zerstochen worden. Ganz schlimm. Abends spielte ich mit den Exkollegen Beachvolleyball im Beach Mitte am Nordbahnhof. Weil mir ein Kollege vor Monaten gesagt hatte, ich solle mir richtige Sportbekleidung besorgen, darauf würden sich nämlich keine Schweißflecken bilden, lief ich prompt in den Hertha Fanshop und kaufte mir das originale Hertha Trainingstrikot, ein türkisfarbenes Muskelshirt aus 100% recycelten PET Flaschen und Hertha-Fahne vorne drauf. Dazu passende kurze Hosen.
Nach dem Beachen blieben wir noch auf ein paar Weizenbiere. Wir setzten uns ganz hinten nieder. Das Beach Mitte wurde ja faktisch auf dem Mauerstreifen hingesetzt, wenn man ganz hinten rechts sitzt, dann sitzt man an der Hinterlandmauer, samt Gestrüpp und Geröll. Zwar stehen da ein paar schicke Tische und Bänke, aber in Wirklichkeit ist das eine Brutstätte für kleine Tiere und Insekten.
Ich saß da etwa zwei Stunden in meinen kurzen Hosen auf dem schicken Sofa im Gestrupp an der Hinterlandmauer.

Was daran aber schön war: auf dem Nachhauseweg hielt ich am Rosenthaler Platz und setzte mich ins „Rosenthaler Grill und Schlemmerbuffet“, wo es einen der besten Dönerkebabs der Stadt gibt. Türkisches Essen ohne Schnickschnack, aber mit sehr frischen Zutaten. Wie ich da zwischen all den schönen jungen Leuten saß, mit meinen haarigen und nur auf Tshirtlänge gebräunten Armen in meinem Hertha Trikot und ein bisschen nach Schweiß roch. Die Blicke die ich bekam. Weiß nicht. Mich hat das amüsiert. Vielleicht ist das aber auch nur mir aufgefallen.

Zurück zu den Insekten. Ich habe mir ein halbes Dutzend riesiger Insektenstiche eingefangen. Alle auf den Beinen. In der Nacht fingen sie an zu brennen, deshalb kratzte ich daran als wären es Mückenstiche. Man ahnt es: Fehler. Am nächsten Tag brannten die Stiche. Ich bekam sogar leichtes Fieber und mir war übel, ich beschmierte die Wunden mit Kortison und klebte sie mit Pflastern zu. Die Pflaster wurden sogar warm. Der Tag darauf war noch schlimmer. Am dritten Tag ging es dann besser.
So schön war das nicht.

Wenn mir langweilig ist, bilde ich mich weiter. Auf Youtube zum Beispiel. Filmkultur in kleinen Häppchen. Meine Youtube History sah danach so aus:

Top 10 Movies Way Too Upsetting to Watch Twice
6 Movies That Audiences Walked Out Of
Top 10 Movies You Shouldn’t Watch Alone
Another Top 10 Movies You Shouldn’t Watch Alone
Top 10 Movie Cougars
Top 10 TV Cougars
Top 10 Needlessly Sexualized Female Movie Characters
Top 10 TV Seduction Scenes
Top 10 Satisfying Deaths of Hated TV Characters

Ich liebe sowas. Könnte ich ewig gucken.

Das Tor von Weiser gegen Schalke. Als Pekarik dem Schalker einen längst verlorengeglaubten Ball wegschnappt, auf Weiser spielt, der seitlich den Ball über die gesamte Abwehr und den Torwart hinweglupft. Solche Tore gab es bei Hertha lange nicht mehr.