[was ging]

Vorgestern rief mich meine Ex-Ex-Freundin per Videocall über Skype an. Als das Telefon klingelte hatte ich meine Lesebrille auf. Man mag es mir nachsehen, aber es ist mir wichtig, bei meinen Ex-Freundinnen gut auszusehen. Zumindest den Eindruck zu erwecken ich sähe gut aus, oder mindestens jugendlich, oder gut gereift und natürlich brauche ich noch keine Lesebrille, ich habe ja gute Gene, Exfreundinnen können ruhig das Gefühl haben es sei ihnen etwas entgangen.
Die Ex-Ex-Freundin wohnt wieder in den Niederlanden, ich habe sie vor drei Jahren das letzte Mal gesehen, ab und zu schickt sie mir Fotos von ihren Kindern und vorgestern waren wir zum Skypen verabredet.
Bevor ich das Gespräch annahm, richtete ich mir die Frisur und setzte die Lesebrille ab. Dann klickte ich auf den grünen Knopf und sah meine Exfreundin. Sie sah immer noch gleich gut aus, etwas unscharf vielleicht, also kniff ich die Augen zusammen und hielt mein Telefon weiter von mir weg. Sie grüßte mich zurück. Dabei kniff sie die Augen zusammen und entfernte ihr Gesicht vom Display. Wie wir da so saßen und mit seltsam angestrengten Augen und das Telefon auf einer Armlänge entfernt, richteten wir gleichzeitig die Zeigefinger auf den jeweils anderen und lösten uns in Gelächter auf. Dann zogen wir beide die Lesebrille (natürlich griffbereit) hervor und setzten sie auf.

Fistbump.

Heute hustete ich in der u8. Ich aß zwar gerade nichts, aber beim ganz normalen Schluckvorgang setzte sich etwas in meiner Kehle quer und ich bekam einen Hustenanfall. In der Ubahn sitzen alle Menschen ja schon mit ihren ausgefahrenen Corona-Antennen, dann beginnt ein unrasierter Mann auch noch zu husten.
Alle so: Blicke auf mich gerichtet.
Ich kenne diesen Blick aus den Filmen. Dieser Mix aus Besorgtheit, Panik und bei einigen mischt sich aufquellender Hass dazu.
Ich bekam den Hustenanfall nur schwer in den Griff, ich versuchte ihn zu unterdrücken, dadurch rannen mir die Tränen in meine erröteten Augen, wenn ich dann hustete, hustete ich nur vorsichtig, viel zu wenig um den quersitzenden Reiz in der Kehle auszuhusten, also irritierte es weiter und meine Augen wurden feuchter und roter. Ich sah mich zu einer Erklärung genötigt, und sagte mit einem gequälten Lächeln, sorry, nur verschluckt, nix schlimmes. Dem besorgten Blick der Umstehenden mischte sich ein gequältes Lächeln.
Moritzplatz stieg ich dann aus und ließ es mal so richtig krachen.

Letztes Wochenende haben wir The Terminator geschaut. Den ersten Teil. Das ist einer der Filme der immer noch auf so vielen Ebenen funktioniert. Das Tempo, die Dialoge, die ikonenhaftigkeit der Szenen, diese ständig begleitende Vierviertel-Beat, mal als Basslinie, mal metallischer. Auch die Story. Und diese nie einkehrende Ruhe, ich habe jetzt erst begriffen, wie das geschnitten ist, zB wenn Sarah Connor und Kyle Sex haben herrscht diese immense Friedlichkeit in der Szene selbst, als Betrachterin weiß man aber schon, dass der Terminator wieder die Fährte aufgenommen hat und auf dem Weg in dieses Motel ist, diese ständige Parallelität der Antagonismen.
Jetzt 34 Jahre später wirkt eigentlich nur die Figur der Sarah Connor etwas blass, da ich den Film ansonsten in weiten Teilen liebe, habe ich beschlossen darüber hinwegzusehen, dass Frauen in den achtzigern in Actionfilmen schlichtweg immer blass waren und dass Sarah Connor in den späteren Teilen erst richtig gut wurde. OK.

Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich den Film etwa 50 oder 60 Mal gesehen habe. Das letzte Mal ist aber sicherlich 15 Jahre her.
Das erste Mal war ich 11 Jahre alt. Zu jener Zeit war ich auf einem katholischen Internat und es gab aufgrund der Hausregeln keine Möglichkeit den Film zu sehen. In meinem Heimatdorf gab es ein kleines Kino für Touristen, die zeigten während der Skisaison immer die aktuellsten Actionfilme aus den USA. Dort hätte ich den Film schauen können, es gab damals zwar auch Altersbeschränkungen für Filme aber so lange es nur Gewalt war und keine Geschlechtsorgane gezeigt wurden, kümmerte es niemanden. Ich saß also in meinem katholischen Internat in der Stadt und alle meine Freunde im Heimatdorf hatten Terminator gesehen, nur ich nicht.
Dabei war ich der einzige, der u-n-b-e-d-i-n-g-t den Film sehen wollte, ich war derjenige der vorher bereits alles über den Film gelesen hatte und alles über den Film wusste, ich hatte damals schon Obsessionen.

Ich ließ mir dann von unterschiedlichen Leuten die Szenen erzählen und bekam so ein ziemlich breitgefächertes Bild für meine Immagination. Ich wusste schon vorab Szene für Szene, was passieren würde. Als ich den Film dann einige Monate später auf einer VHS zu sehen bekam war meine Erwartung zu einem riesigen Ungeheuer herangewachsen. Der Film übertraf tatsächlich noch einmal meine Erwartungen. Das will etwas bedeuten.
Ich schaute den Film gleich ein zweites Mal.

Letztes Wochenende schauten wir nach dem ersten Teil gleich Terminator 2. Dem zweiten Teil konnte ich nie etwas angewinnen. Ich kann mich erinnern, dass DER SPIEGEL in ihrer von der Redaktion kuratiertern Filmsammlung Terminator 2 aufgenommen hatten. Das war mir unverständlich. Ich konnte es mir nur so erklären, dass jedes Redaktionsmitglied sich für einen Film entscheiden durfte und schlichtweg eine Person mit schlechtem Geschmack dabei war die diesen Film ausgewählt hatte.
In späteren Jahren habe ich oft Lob über den zweiten Teil gehört. Die Spezialeffekte mit diesem flüssigen Terminator. Jaja, die Spezialeffekte. Spezialeffekte haben mich nie interessiert.

SO. Was wollte ich sagen? Achja. Wir haben Terminator 1 und 2 geschaut.