[Tagebuch, Weihnachten, Silvester und viel etc]

Unser Weihnachten war eigentlich wie immer, wir ziehen uns an, als würden wir einen Preis für die Newcomer des Jahres in der Kategorie „Music Experimental Modern Victorian“ in Empfang nehmen, dann kochen wir und betrinken uns. Danach landen wir im Sofa und schauen einen Film. Dazwischen schenken wir uns manchmal etwas. Dieses Jahr haben wir Lichterketten gekauft. Mehrere. Und damit Möbelstücke eingewickelt. Wir hatten uns das sehr einfach vorgestellt, man fängt irgendwo an und wickelt einfach weiter bis die Lichterkette verwickelt ist. Das war dann nicht so einfach. Jede von uns beiden dachte, sie sei klüger als die andere und hatte bereits ein System im Kopf, wie die Lichterkette anzubringen sei. Beide Ideen waren doof. Aber weil wir beide immer denken, die Klügere zu sein, gerieten wir in Streit.
Später erkannten wir, dass wir beide scheiterten, wir stellten uns beide total dämlich an und fabrizierten leuchtenden Kabelsalat. Als wir das erkannten, waren wir versöhnt.

Wir hatten einen ziemlich durchgetakteten Essensplan. Keine aufwändigen Dinge, aber da wir beide dem alltäglichen Kochen am Abend nicht so zugeneigt sind, hat sich im Laufe der Zeit eine ganze Liste an Speisen, die man-immer-mal-kochen-wollte, angesammelt. In der Vorweihnachtszeit haben wir die alle mal aufgeschrieben und als weihnachtlichen Essensplan priorisiert.
Ganz oben auf meiner Wunschliste stand Chicago-Style Deep Dish Pizza. Das wollte ich eigentlich schon seit dem Chicago Besuch von vor 5 Jahren kochen. Die Deep Dish Pizza ist weniger eine klassische Pizza sondern eher so etwas wie ein Pizzakuchen, oder ein Pizza-Quiche. Mit sehr viel Käse und einem fluffigen, buttrigen Teig.
Als wir damals in Chicago das erste Mal in einem Deep Dish Pizza Restaurant waren, wollten wir gleich zwei bestellen, weil die auf den Nachbartischen so klein aussahen, aber der Kellner, der sich uns mit dem Namen Bob vorstellte und uns versicherte, dass er heute Abend unser Host sein würde, riet uns freundlich davon ab, er versprach uns, dass es vollkommen ausreichend sei, wenn wir uns eine teilen würden. Ich nahm solche Aussagen natürlich nicht ernst, Bob konnte ja nicht wissen, dass ich in Vollmondnächten ein halbes Kalb verschlingen kann.
Aber er sollte natürlich Recht behalten, ungefähr zur Hälfte der Deep Dish Pizza musste ich aufgeben.
Zurück in Berlin erfuhr ich, dass es in der ganzen Stadt keine Deep Dish Pizza gibt. In ganz Deutschland nicht. Vermutlich auch in ganz Europa nicht. In Europa denken Menschen ja gerne, dass gute Pizze nur von Europäern bzw italienischen Europäern gebacken werden kann und überhaupt: ein Reimport von italienischem Kulturgut aus Amerika, das geht ja wohl gar nicht. Aber gut, das ist wieder eine ganz andere Geschichte, ich liebe ja Amerikaner, wenn sie beim Essen auf Traditionen scheissen.
Es kann aber auch einfach sein, dass es die Chicago Style Deep Dish Pizza nur in Chicago gibt.

Wir haben dann die Chicagopizza gebacken und sie ist echt gut geworden. Eigentlich müsste man ein kleines Restaurant aufmachen und nur Deep Dish Pizza backen. Drei oder vier Sorten. Mehr werden auch in Chicago nicht angeboten. Sich ganz auf diese drei Sorten fokussieren und vorne auf das Lokal draufschreiben: the only Chicago Style Deep Dish Pizza in Berlin and Europe and everywhere else except for Chicago maybe.
Ich würde sowas ja gerne machen. Vier Wochen lang. Danach fände ich es vermutlich langweilig.

Auf unserer Liste standen auch Köttbullar, Trüffelpasta und Lasagne. Und Fishpie. Und Gulasch.
Hat mehr oder weniger alles geschmeckt.

Zu Silvester haben wir uns auf den Balkon gesetzt. In dicken Wollsocken und Winterjacken. Lustigerweise hatten alle Nachbarn die gleiche Idee. Wie wir um Mitternacht alle so auf den Balkonen standen und einander über die Strasse hinweg zuprosteten. Dieser Coronawinter wird mir immerhin mit einer gewissen Romantik in Erinnerung bleiben.

Das mit dem Balkon behielten wir bei. Immer wenn es kalt war, fiel jemandem von uns ein: komm lass uns Arktis spielen. Wir öffeneten uns einen Drink, zogen dicke Jacken an und setzen und auf den Balkon.

Ende Januar hatte ich dann Geburtstag. Eine ganz besondere Eigenheit, die uns Endejanuar Geborenen den Winter ganz besonders schmackhaft macht, ist der Geburtstag Ende Januar. Für Menschen, die nicht Ende Januar Geburtstag haben, gibt es nach Weihnachten keine Highlights mehr, vermutlich bis die ersten Maiglöckchen sprießen. Zumindest für Menschen, die dem Winter nichts abgewinnen können. Für die gibt es Weihnachten und danach beginnt ein großes, finsteres und kaltes Loch bis Ende März.
Endejanuargeborene haben Ende Januar Geburstag. Das ist so ein Überbrückungsglied. Andererseits: ich bin ein Winterboy. Für mich ist der ganze Winter ein Überbrückungsglied.

[woran ich mich erinnern will – November und auch ein bisschen Oktober]

Ständig irgendwelche Leute, die in Quarantäne müssen oder die sich testen lassen. Erstkontakte, Zweitkontakte, mittlerweile hat es auch Bekannte erwischt. Ein Freund und eine Freundin sind an Covid erkrankt. Eine liebe Freundin hat schwerere Symptome.
Ich bin weit davon entfernt hypochondrisch zu sein, aber wenn ich an die letzten beiden Monate zurückdenke, dann ist das vorherrschende Gefühl: seltsames Kratzen im Rachen. Hm, ist das schon Corona? Rieche ich noch richtig?
Ständig die Nase in den Achseln.

Daher habe ich vermutlich diesen Blogeintrag so lange vor mir her geschoben. Es gibt nicht wirklich Vieles, woran ich mich erinnern muss.
Seltsamer Monat. Dabei komme ich mit dem Lockdown wirklich gut zurecht. Ich stelle mich halt darauf ein, dass das alles nur temporär ist. Außerdem kann ich jeden Tag ins Büro, da dort ohnehin kaum jemand ist. Die meisten Leute arbeiten ja lieber von zuhause aus, das finde ich ganz furchtbar. Aber ich kann natürlich nur ins Büro weil fast niemand da ist, so sitze ich fast alleine in meinem aerosolfreien Grossraumbüro.

Und immer noch: Es ist temporär. Es ist temporär. Es ist temporär.
Ich würde die Zeit ja gerne nutzen einen richtig guten, langen Text zu schreiben oder an den anderen Texten weiterzuschreiben, aber ich sitze halt nur da, eine Hand in der Hosentasche, die andere Hand an der Maus. Bis meine Frau kommt und fragt ob wir Zähne putzen.

Immerhin nehme ich gerade ab. Ich habe seit 4 Wochen das Abendessen gestrichen. Wenn ich schon nicht rausgehen kann und meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen (mit Menschen reden und währenddessen essen und trinken), dann kann ich genau so gut mit Essen und Trinken aufhören. Ich weiss, dass das bei mir immer gut funktioniert. Diäten kann ich nicht. Ich kann nicht einfach weniger essen, ich kann nicht einfach kleinere Portionen nehmen oder nach dem Essen aufhören herumzunaschen. Aber was ich gut kann: komplett aufhören zu essen. Über viele Monate hinweg.
Der abendliche Hunger dauert nur drei Tage lang. Nach den ersten drei Tagen ist es einfach. Mein Körper weiss: ah, jetzt spinnt der Kerl wieder und isst nix. Dann hört mein Körper auf, Nahrungsaufnahme zu erwarten. In meinem Beruf nennt man das Expectationmanagement.

Das mache ich jetzt bis Weihnachten so. Zu Weihnachten haue ich dann wieder voll rein. Und wenn danach immer noch Corona ist, dann faste ich danach wieder.

So ist das nämlich.

Aaah. Und dann Cecilia aus Longyearbyen. Die habe ich auch im November entdeckt. Es war Sonntagnachmittag, wir wollten während des Frühstücks etwas schauen, etwas kurzes nur, etwas, das zum Frühstück passt und danach noch ein bisschen weiter geht. Ein Film, oder eine Doku. Aber stimmungsmäßig wollte nichts zum Frühstück passen an dem Tag, also ging ich auf die Youtube-App des Fernsehers und tippte wieder mal ein: Longyearbyen. Meine Frau verdrehte die Augen. Youtube spuckte ein paar neue Treffer aus, sie trugen den Titel „My life in the Arctic„. Diese Clips kannte ich noch gar nicht. Es waren ein Dutzend zehn bis fünfzehnminütige Clips einer jungen Schwedin die etwas außerhalb von Longyearbyen lebt und einfach filmt wie sie mit dem Hund spazieren geht, oder wie sie an den Wochenenden mit ihrem Freund eine Hütte im arktischen Niemandsland besucht, oder wie sie Motorschlitten fährt undsoweiter. Währenddessen erzählt sie von den Dingen. Wie das mit dem Sonnenstand in der Arktis ist, wie sie in der Polarnacht lebt, und sie zeigt, wie sie ihre Wohnung eingerichtet hat, ihren gruseligen Weihnachtsschmuck, oder auch ihre gemachten Fingernägel und welche Lagen Kleider sie sich bei Minus 30 Grad anzieht, oder wie sie shoppen geht undsoweiter, immer mit einem seltsam verstrahlten Optimismus, und einer kurz an der Schmerzgrenze befindlichen Tussigkeit.

An dem Tag schauten wir etwa 2 oder 3 Stunden lang ihre Clips. Wir saßen auf dem Sofa, hatten eine dicke Decke über uns gelegt, die Heizung an und schauten in dieses Leben in der Arktis hinein.

Mittlerweile habe ich sie auf Insta abonniert und schaue zum Einschlafen immer ihre Stories. Wenn es neue Youtubeclips gibt, sparen wir sie für das Wochenende auf. Dann machen wir Frühstück, holen eine dicke Decke und schauen uns das Alltagsleben in der Arktis an.

Am 22. November sind wir mit der Webseite des besten Fanclubs der Welt live gegangen. Das Blog und der Shop. Ein Herzensprojekt. Es hat viel Zeit gekostet, das alles aufzusetzen, umso happier bin ich jetzt. Wir werden da unsere Zeit mit Hertha begleiten.

[woran ich mich erinnern will. September 2020]

Neulich gab es bei Spiegel Online diesen Artikel über Herrendüfte und Kulturgeschichte. Ich kann mit Gerüchen tatsächlich viel angfangen und wenn jemand sagt, dass im Mainstream die Gerüche alle ihre Kanten verloren haben, dann will ich wissen wie diese Kanten riechen. Das hat mich auch beim Bier beschäftigt. Und auch bei der Musik. Und erst recht bei den Menschen. Ich will immer die Kanten kennen.

Weiter im Text wird ein Parfum namens „Carnicure, von Marlou“ erwähnt, der Geruch wird folgendermaßen beschrieben: „Das ist zart-süß und animalisch-geil. Tropfen für Tropfen pure Lüsternheit, mit Schweiß-, Urin- und Darkroom-Assoziationen. Ein Parfüm, das polarisiert.“

Ich schlug sofort die Marlou Seite auf und bestellte ein Probefläschchen.

Eine Woche später kam das kleine Paket an. Und jetzt traue ich mich nicht dran zu riechen. Ich habe immer das Bedürfnis, mich angemessen zu fühlen und angemessen gekleidet zu sein um daran zu riechen.

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Weil Herthas Online Shop Schwierigkeiten hatte, meine Mitgliedsnummer zu verarbeiten, musste ich die Herthahotline anrufen.
Am anderen Ende nahm ein Mann das Telefon ab und redete in einem starken Nordttioler Akzent zu mir.

Um den Nordtiroler Akzent zu erkennen muss man eigentlich nur eine Sache wissen: er enthält ein „K“ mit dem man im Rachen Schleim akkumulieren kann. Er klingt ungefähr wie „Kchr“.
Wenn Nordtiroler beispielsweise Kakadu aussprechen, können sie zwei Einheiten Rachenschleim produzieren. Bei Kuckuck sind es drei, usw. Auch habe ich keine Ahnung wer auf die Idee gekommen ist, die nordtiroler Hauptstadt Innsbruck zu nennen. Bei Kufstein ist das K auch noch am Anfang. Wobei ich glaube, dass man im Kufsteiner Alltag schon ein weicheres K verwendet.

Es gibt ja diesen Witz:

  • Wie nennt man in Nordtirol eine Banane?
  • Banane-kchr.

Ich fand es jedenfalls schön, einen Nordtiroler an der Hertha Hotline zu haben. Ich outete mich sofort als Südtiroler und driftete in einen, für Norddeutsche Ohren, abgedunkelten Sprachabgrund hinab.
Wir plauderten ein bisschen, unterhielten uns über Berlin und über die letzte Hertha-Saison. Ich äußerte mich über die Zuversicht die ich für die kommende Saison hatte. Auch er war zuversichtlich, und währenddessen löst er mein Problem mit dem Shop.
Das war ein schönes Erlebnis.

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Neulich fuhr ich am Märkischen Ufer mit dem Fahrrad. Rechts auf dem Bürgersteig lief ein junger Mann mit zwei schweren Tüten an mir vorbei. Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Kein Fussball den Faschisten“.
Ich hatte einen Podcast im Ohr und außerdem schwitzte ich und ich wollte nach Hause, weil es Gutes zu Essen gab. Ich fuhr ein ganzes Stück weiter an der chinesischen Botschaft vorbei. Das Tshirt ließ mir keine Ruhe. Ich hatte schon die Hauptstraße überquert, auf der Zwischeninsel der Hauptstraße beschloss ich aber umzudrehen. Also fuhr ich wieder zurück. Ein paar hundert Meter weiter hatte ich ihn eingeholt. Er lief immer noch mit den schweren Tüten. Ich sagte, sorrysorry, kannst du mir verraten wo du das Tshirt her hast? Er erklärte mir, dass das von Fans des SV Babelsberg gemacht worden sei.
Ich sagte: cool, Danke. Bist du Babelsbergfan?
Er sagte: nein, ich bin bin Fan von Schalke.
Aha, sagte ich. Ist ja gerade nicht so schön.
Er schaute etwas leer.
Ich fühle aus der Nähe ja immer mit. Wenn die Leute so wehrlos sind. In ihrer Ergebenheit vor einer als unabänderlich hingenommener Macht.
Die seltsamen Formen von Liebe.

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Ich aus Friedrichshain, traf mich nach der Arbeit in Mitte mit einem Freund aus Schöneberg vor einer Bar in Neukölln.
Vier Risikogebiete auf einen Streich.

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Er trug seine Maske akkurat und bedeckte auch vorbildlich seine Nase. Dabei stand auf der Straße, hatte seine Hose offen, pinkelte auf den Mittelstreifen und rief Schlachtrufe während er eine Faust in die Luft streckte.

Ich überlegte, ob ich ihn darauf hinweisen soll, dass man im Freien keine Masken tragen braucht. Das hat Drosten ja so gesagt. Nach kurzer Überlegung beschloss ich nichts zu sagen. Man muss ja nicht gleich kleinlich sein, wenn jemand schon so vorbildlich ist.

[woran ich mich erinnern will. Zweite Augusthälfte 2020]

Menschen die auf Twitter ganz offensichtlich angefeindet werden, schreibe ich manchmal eine DM. Ich habe mir das vor einigen Wochen angewöhnt. Als Gegengewicht, weil sonst nur die Hater zu Wort kommen und alles durchseuchen und alle einschüchtern. Ich erkläre in der Regel warum ich deren Account mag und warum ich sie followe und schreibe ein paar mutmachende Worte, die sich explizit an die Hater richten.

Nachdem ich das ein paarmal gemacht habe, fiel mir auf: alles Frauen.

In meinem Fanclub hat ein Mitglied einen Fernsehbeitrag gesehen, wie jemand in Mainz obdachlose Menschen mit Wasser versorgte. Er fragte in den Gruppenchat, ob wir nicht auch so etwas machen könnten. Einige Stunden später hatten wir 400€ gesammelt und vier Tage später fuhren wir in Dreierteams durch die städtische Hitzewelle und verteilten Wasserflaschen an Obdachlose und andere Bedürftige. Weil wir ein Hertha Fanclub sind und Hertha im Jahr 1892 gegründet wurde, setzten wir den Rahmen, dass wir mindestens 1892 Liter Wasser verteilen wollten und nannten uns 1892Liter Wasser Gruppe. Dann flossen die Spenden, von Privatpersonen, Organisation und auch Firmen und Hertha BSC stellte uns ihren Fanbus zur Verfügung. Das Ding kam ins Rollen. Die Medien meldeten sich bei uns, berichteten darüber, weitere Helferinnen meldeten sich.

Ich bin sehr begeistert darüber wie das alles ablief. Ich selbst konnte nur an einer einzigen Tour teilnehmen, ich kümmerte mich sonst im Hintergrund um Medienarbeit, teils von Schweden aus. Die Tour war für mich sehr eindrücklich und hallte lange in mir nach. Ich werde das demnächst mal in einem längeren Eintrag aufschreiben.

Mit dem Tagesspiegel telefoniert während ich in Unterhose und Doppelripp Unterhemd auf einer Wiese im schwedischen Wald stand. Daran will ich mich erinnern.

Zum „Exilherthaner Podcast“ eingeladen worden um über den Fanclub „Axel Kruse Jugend“ und die „1892 Liter Wasser“ zu reden. Wir saßen zu dritt im Garten von Andy Brehmchens Eltern unter einem Zeltdach und wurden von seiner Mutter mit Marmorkuchen und Bienenstich verwöhnt. Manchmal regnete es, einmal brach ein Windsturm über uns herein. Das gesamte Zelt wackelte bedrohlich und ich musste an Dorothy Gale denken, wie sie in ihrem Häuschen durch den Wirbelsturm nach OZ verfrachtet wurde.
Wir haben uns aber nichts anmerken lassen.

Sobald sich das Mikrophon einschaltet und dort draußen ein Millionenpublikum erreicht, setzen sich sämtliche grammatikalischen Gesetzte außer Kraft und mein Wortschatz schrumpft auf gemessene 16,3% zusammen.

Letzte Woche ist in Longyearbyen das erste Mal seit 4 Monaten wieder die Sonne untergegangen. Für wenige Minuten. In zweieinhalb Monaten beginnt schon die Polarnacht. Für das Protokoll.
Die Sonne ging übrigens zwei Mal an einem Tag unter. Verstanden habe ich das allerdings nicht. Muss ich mal googeln.

Weil wir uns hier ja ganz offiziell in einem Blog der Arktissehnsucht befinden, muss ich auch zu Protokoll geben, dass vor drei Tagen ein Einwohner Longyearbyens von einem Eisbären getötet wurde. Der Mann, ein holländischer Staatsbürger, war mit der Aufsicht der örtlichen Campings beauftragt. Ja, Camping in Eisbärenland, sowas gibt es. Dennoch, Eisbären lassen sich in jener Gegend, 1km abseits des Ortes offenbar nicht so oft blicken bzw auf dem Weg dorthin muss er theoretisch so viele bewohnte und belebte Stellen passieren, dass er üblicherweise aufgefallen wäre. Diesmal halt nicht: um vier Uhr früh, bei Tageslicht, hat er ein Zelt überfallen.

Das doofe ist halt, dass Eisbären nur jagen können wenn es Meereis gibt. Weil darunter die Robben schwimmen, die sie sich schnappen. Wenn kein Eis da ist fasten sie eben mehrere Monate lang, das war schon immer so. Aber das Eis verschwindet seit Jahren immer früher und kehrt immer später zurück. So hat man schon im Spätsommer hungrige Bären, die nach alternativen Nahrungsquellen suchen.

Nota Bene für den nächsten Trip in den Grunewald:
Siehst du einen schwarzen Bären, dann mach dich groß
Siehst du einen braunen Bären, dann laufe
Siehst du einen weißen Bären, dann gib einfach auf

Habe ich von Naturspezialisten gelernt.

Ich höre derzeit Springsteen. Also The Boss. Als ich Bruce Springsteen hörte, muss ich 12 oder 13 gewesen sein. Da ich mir noch meinen Musikgeschmack und männliche Rollenmodelle zusammensuchte stieß ich im Fernsehen auf diesen Typen, der so wild und erdig daherkam. Das imponierte mir. Und Born in the U.S.A. klang schon sehr toll. Da ich zeitgleich wiedermal Geld für Musik ausgeben durfte, kaufte ich mir die Kassette von seiner „Tunnel of Love“. Ja genau Kassette. Die einzige Möglichkeit, in meinem Bergdorf Musik zu kaufen. Im örtlichen Lebensmittelladen gab es auch immer vier oder fünf Kassetten der aktuellen Topmusikerinnen oder irgendeinem Sanremo Sommermix.

Auf „The Tunnel Of Love“ gab es dieses romantische Lied mit dem Namen „Tougher Than the Rest„. Und ich, 13 Jahre alt, zum zweiten Mal verliebt und zum zweiten Mal unglücklich, fand mich natürlich auch Tougher Than The Rest. Ich spielte dieses Lied rauf und runter, eine elende und endlose Verliebtheitsleier. Das ging vermutlich den ganzen Sommer lang.

Seit dem Wochenende höre ich diesen Song, den ich mehr als dreißig Jahre nicht mehr gehört habe. Das Lustige ist: das ganze Verliebtheitsgefühl ist wieder da. Aber nicht mehr das dazugehörige Mädchen. Ich kann mich nicht mal mehr vage an ein Gesicht erinnern.

[was schön war. Letzte Juliwoche, erste Augusthälfte 2020]

Mein Fussballverein Hertha BSC wurde auf einer Parkbank auf dem Arkonaplatz in Mitte gegründet. Zwei minderjährige Brüderpaare benannten ihren Verein nach einem Haveldampfer mit dem sie an einem der vorherigen Wochenenden herumgetuckert sind.

Wir finden diese Geschichte so schön, dass wir den Hertha Geburtstag auf einer Parkbank auf dem Arkonaplatz verbracht haben. Wir, das ist der Fanclub namens Axel Kruse Jugend. Ich habe 10 Jahre lang um die Ecke beim Arkonaplatz gewohnt und es hat mich immer schon beschäftigt, dass der Arkonaplatz durch die Jahrzehnte, Kriege und Teilung der Stadt hinweg, ganz aus der Hertha Kultur verschwunden ist. Dabei ist nichts einfacher als Geburtstag zu feiern. Und so war es dann auch. Wir waren zu viert, haben eine Kiste Bier gekauft, einen Flyer gedruckt und auf Twitter Leute eingeladen. Und weil Geburtstage zu feiern so schön ist, sind dann auch viele Leute gekommen und sogar das Fernsehen. Im Fernsehen sieht man 10 Kilos dicker aus, sagte man. Das kann ich jetzt bestätigen.

Das machen wir jetzt jedes Jahr.

Es kamen auch drei Polizistinnen. Sie wurden gerufen. Verdächtige Menschenmengen. Wir kümmerten uns um sie und erzählten ihnen, was wir da machen. Der Geburtstag von Herhta, soso. Eigentlich würden wir gar nichts machen, nur ein bisschen wegen des Geburtstages unseres Vereines herumhängen. Was man an Geburtstagen halt so macht. Wir gaben ihnen einen Flyer. Die jüngste und stillste der drei, nahm den Flyer an und studierte ihn mit Zornesfalte und der Ernsthaftigkeit einer angehenden Polizistin.

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Mein kleines Auto hat ja so gut wie keine Ausstattung. Ein Feature das ich letzten Herbst in Irland im Mietauto zu schätzen gelernt habe, ist ein Tempomat. Dieses Festsetzen einer Geschwindigkeit, das ist schon eine tolle Erfindung. Nun ist es bei mir ja so, dass ich seit einigen Jahren immer zu schnell fahre. Nicht, weil ich ein Raser wäre, sondern weil ich ein schlechtes Geschwindigkeitsmanagement habe. Ich fahre immer nach Bauchgefühl und stimme meine Geschwindkeit sehr ungerne mit dem Tacho ab. Manchmal werde ich dabei auch etwas aggressiv und entwickle eine diebische Freude wenn ich mit meinem untermotorisierten Wagen dicke Audis überhole und dabei Black Metal höre.

Vernünftig ist das nicht. Das weiß ich schon.

In Irland habe ich dann gemerkt wie entspannt das ist, wenn man das Auto einfach auf eine bestimmte Geschwindigkeit festsetzen kann. Ich komme dann nicht in Verlegenheit schnell zu sein und kann mich anderen Gedanken widmen.

Ich habe das jetzt in meinem Auto nachrüsten lassen. Und echt jetzt. Ich habe ganz neue Verliebtheitsgefühle.

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Ich bin jetzt in Schweden. Bei dem Häuschen im Wald, wo ich immer meinen Sommer verbringe. Dieses Frühjahr ist der Fluss über die Ufer getreten und hat unsere selbstgezimmerte Badebrücke mitgerissen. Später fanden wir sie zweihundert Meter weiter am Waldrand, fernab des Flusses.

Wir werden dieses Jahr nicht nach Göteborg fahren sondern die meiste Zeit im Wald verbringen. Die Schweden sind anders drauf als der Rest Europas. Sie tragen keine Masken. Nirgendwo. Dafür halten sie konsequent Abstand. Ich kann nicht einschätzen ob das gut ist, ich habe mich aber so sehr an die Masken gewöhnt, dass ich mich seltsam nackig fände wenn ich Geschäfte ohne sie beträte. Ich behalte die Maske so gut wie immer auf. Man wird allerdings merwürdig angesehen. Wenn das passiert, hustet meine Frau immer auffällig. Die Leute gehen dann ganz von alleine.

[woran ich mich erinnern will. zweite Junihälfte / erste Julyhälfte]

Zuerst war ich eine Woche in Amsterdam. Meine neue Firma hat ein großes Büro im Zentrum der Stadt. Ich war schon seit drei Jahren nicht mehr in den Niederlanden, ich freue mich darauf, dass ich da nun alle paar Monate hin muss. An einem der Tage sind wir stundenlang mit dem kleinen Motorboot der Kollegen auf den Grachten herumgetuckert. Es war einer der ersten richtig sonnigen Sommertage. An der Hafenbucht am Omval tummelten sich hunderte kleine Boote mit Menschen die sich der Sonne auslieferten. Auch wenn ich Sonnenhitze eher meide: das war schon sehr schön. Außerdem weht draußen auf dem Wasser immer ein leichter Wind. In weiser Voraussicht wurde vorher eine Sonnencreme mit dem Schutzfaktor 50000 herumgereicht.
Ja, gearbeitet haben wir auch.

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Ich sehe ja eher un-arisch aus. Trotzdem bin ich so ein Mittelding. Ich kann einen Schawarmaladen betreten und man spricht mich auf arabisch an, wenn ich in ein Restaurant in P’Berg gehe, redet man deutsch mit mir. Es hängt oft von meiner Kleidung ab, oft von der Länge des Bartes, oft von der Begleitung, deren Ethnie auf mich abfärbt.
An gewöhnlichen Tagen spielt das keine Rolle. Beruflich hat mir mein teutonischer Name allerdings immer die Wege geebnet.
An ungewöhnlichen Tagen spielt das aber wiederum eine Rolle. Oft ist das an Flughäfen der Fall. Wenn ich etwas derangiert vom Reisen die Staatsgrenzen passiere, mit viel Haar im Gesicht, mit zerknittertem Tshirt, mit freigelegten Tätowierungen. Ich werde immer wieder von Polizisten herausgefischt.
Ich sehe sie immer schon von Weitem, wie sie sich das Zeichen geben. Augenzwinker, kurzes Nicken, ja, den da, den fischen wir raus.

  • Hallo sprechen Sie deutsch
  • Ja
  • Können Sie sich ausweisen?
  • Ja
  • Wo kommen Sie her?
  • [ich nenne ein Herkunftsland]
  • Aha, italienischer Pass. Was machen Sie in Deutschland?
  • Ich wohne hier
  • Warum sprechen Sie so gut deutsch?
  • Ich spreche seit 45 Jahren deutsch
  • Warum haben Sie einen deutschen Namen?
  • Ich komme aus Südtirol, da haben alle deutsche Namen
  • Nasowas, wirklich?
  • Ja, wirklich
  • Was machen Sie beruflich?
  • Ich leite eine Firma
  • Ach wirklich?
  • Ja wirklich

Polizist gibt mir meinen Pass zurück

  • Es tut mir leid

Es rutscht ihnen fast immer heraus, dieses entlarvende „Es tut mir leid“. Sie wissen alle, wie abfällig sie mich vorher betrachtet haben. Und danach tut es ihnen leid, weil ich doch „einer von ihnen“ bin und so denken sie ja, in diesem Wir-und-Die Muster. Und genau das ist Rassismus. Das „wir“ und das „die“.

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Die einen sind Expats, die anderen sind Ausländer.

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Ich glaube, ich kaufe mir ein Lana del Rey Tshirt.

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Wir hatten viel Besuch in den letzten zwei Wochen. Letztens waren mein Vater, meine Schwester und mein Neffe da. Ich war Sohn, Bruder und Onkel in einer Person. Und natürlich Ehemann. Und Edeka-Kunde. Irre.

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Die Mohrenstrasse müsste man ja in Möhrenstrasse umbenennen. Das wäre eine charmante Geschichte, die man sich auch in 100 Jahren noch erzählen kann. Dass man mal eine Straße albern umbenannt hat weil man nicht abfällig über andere Menschen sein wollte.

(Ich gebe aber zu, dass George Floyd irgendwie gedenkt werden muss, aber diese neuerdings oft verwendeten „Vorname-Nachname-Straße“ kommen mir immer so hölzern daher. Floydstraße fände ich wiederum ganz okay, auch wenn meine Assozation hier eher bei Pink Floyd läge und weniger bei einem Opfer von rassistischer Gewalt.)

[woran ich mich erinnern will. Mai und erste Junihälfte 2020]

Im Mai habe ich meinen neuen Job angefangen. Ich entschied mich gleich für den Gang ins Büro. Mir liegt Homeoffice nicht, ich bin im Homeoffice nicht besonders produktiv. Diese ständigen Ablenkungen, dieses Verschwimmen der privaten und professionellen Ebenen. Ich schalte die Webcam ein und sehe einen Wäscheberg hinter mir. Zudem brauche ich manchmal einen halben Tag bis ich mir eine Hose anziehe. Wenn ich ins Büro gehe, zieht sich die Hose ganz von alleine an.
95% der Belegschaft sitzt im Homeoffice. Ein leeres Büro erleichtert es mir natürlich Abstände einzuhalten. Andererseits ist niemand da zum Tischtennisspielen.

Es ist total merkwürdig in einer Firma zu beginnen und man kennt die meisten Teammitglieder nur als kleine Bewegtbilder auf dem Bildschirm. Alles ungreifbar. Ich merke wie wichtig mir Körperlichkeit ist um Menschen zu verstehen, kennenzulernen, einzuschätzen. Oder auch um mich mitzuteilen, etwas zu bewegen. Interessante Lehre.

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Es ist nicht viel erinnernswertes passiert in den letzten Wochen. Während ich das schreibe fällt mir spontan ein, dass ich seit 4 Wochen keinen Alkohol trinke und ich das Fehlen von Erinnernswertigkeit diesem Umstand zuschieben könnte. Aber das würfe kein gutes Licht auf mich und ist auch bestimmt nicht wahr.

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Die Geschehnisse um George Floyd in den USA deprimieren mich ungemein. Und dass die Lage bei uns zwar anders, aber nicht besser ist, dass es im Grunde nur andere Ethnien trifft, bei uns sind die Schwarzen die Araber, die Türken, die Syrer ja und auch hier ist der Rassismus institutionalisiert.
Die hysterische Kakophonie in den sozialen Medien nervt mich wiederum. Aber vermutlich ist es der richtige Weg eine gewichtige Stimme zu geben.

Ich finde nie die richtigen Worte mein Entsetzen darüber zu äußern. Ich schalte dann immer in Vorlebemodus. Antirassismus vorleben. Vorleben, vorleben, vorleben. Aber was wenn es niemand mitkriegt.

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Ich lese diese Texte immer etwas schlampig vor. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Es flutscht noch nicht so richtig. Ich bin ja Profinuschler und lese immer zu schnell, das fällt mir erst auf, wenn ich einen Text nachhöre, der etwas älter ist, weil ich da den Inhalt nicht mehr ganz präsent habe und ich mich dann selbst nicht mehr verstehe. Das ist so seltsam frustrierend wie die eigene Handschrift nicht entziffern zu können, wie einem fremden ICH ausgesetzt zu sein dem man nicht mehr folgen kann. Oder ich bin gedanklich schon beim nächsten Satz während ich den alten Satz noch zu Ende sprechen muss und ich merke, dass ich mit der Betonung ins Schlingern gerate.
Ich lese oft Menschen vor. Also meiner Frau und meinen Neffen wenn sie da sind oder auch wenn ich auf Kinderbesuch bin, bringe ich Kinder ins Bett und lese etwas vor, ich mache das wirklich gerne und ich gehe immer davon aus, dass mich die Menschen verstehen.
Aber ich will mich total verbessern, ich werde mir alle paar Zeilen Marker setzen die mich dran erinnern sollen, langsamer zu lesen.

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Die leere Wand in meinem Arbeitszimmer ist sehr weiß und ich suche schon länger nach einem passenden Wandbehang. Passend heißt für mich: eine riesige Karte der Arktis. Im Internet gibt es viele unterschiedlichen Karten, aber alle eher klein und alle eher spezifisch, da die Grafiken üblicherweise zu Artikeln gehören. Den meisten fehlt allerdings Detailreichtum und ich will vor allem Details. Breitengrade und Längengrade sowieso, aber auch Topographische Informationen, Routenbeschreibungen, wenn möglich sogar historische Marker wie Packeisgrenzen der letzten Jahrzehnte usw. Weil das alles sehr unbefriedigend war, schrieb ich das Arctic Institute in Washington an. Das ist eine Organisation von internationalen Wissenschaftlerinnen mit Sitz in Washington D.C. Ich schrieb, dass ich ein hochauflösendes Bild der Arktis suche, mit so vielen Details wie möglich, ich würde mir das gerne ausdrucken und übers Bett hängen.
Die Kontaktadresse dieses Instituts ist offenbar ein Verteiler für viele verschiedene Menschen. Daraufhin erhielt ich eine Menge netter Emails von unterschiedlichen Polarwissenschaftlerinnen die mich mit Links und riesigen Mengen an Kartenmaterial versorgten. Ich bekam Tipps darüber in welcher Große welche Karten am besten aussähen und wie schwer es sei, gute und bezahlbare Printshops zu finden die größer als DIN A0 drucken würden, schließlich sähen die meisten Karten erst ab einer Größe von 150cm richtig gut aus. Genau mein Ding.

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Heute ist Sommersonnenwende. Ich schalte das Licht im Zimmer nicht an. Bis ich nichts mehr sehen kann.

[woran ich mich erinnern will. Zweite Aprilhälfte]

Notiz 14. April. Es hat gerade 0 Grad Celsius in Longyearbyen auf Spitsbergen. Das erste Mal, dass es da seit Ende Oktober keine Minusgrade hat. Das erste Mal keine Minusgrade. Würde ich in Longyearbyen leben, hätte ich das Bedürfnis dies der ganzen Welt zu sagen. Ich lebe in Berlin und habe das Bedürfnis es der ganzen Welt zu sagen.

Notiz 28. April. Vor einigen Tagen ist in Longyearbyen das letzte Mal die Sonne untergegangen. Die Nacht dauerte ungefähr eine Minute. Jetzt dreht sich die Sonne wieder im Kreis. Ein permanenter Sonnenuntergang. Gegen Mitternacht schicke ich sämtlichen Whatsappgruppen aktuelle Screenshots der Aufnahmen von der Webcam der Uni:

https://longyearbyen.roundshot.com/

Wenn die Häuser in der Mitternachtssonne leuchten. Sicherheitshalber schreibe ich dazu „Weil euch das ja so interessiert“.

Wenn ich nachts nicht schlafen kann, dann öffne ich die Webcam auf meinem Handy. Während ich meine Gedanken über den Adventfjord hinausschweben lasse, wird mein Kopf und meine Glieder schwer.

Wenn ich nächstes Jahr dort hinfliege werde ich endlos enttäuscht sein. Aber bis dahin habe ich viele Augen zum Rollen gebracht und habe oft gut einschlafen können.

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Und sonst passieren nach wie vor kaum Dinge an die ich mich erinnern will.

Am vierten Mai beginne ich eine neue Arbeit auf die ich mich bereits sehr freue. Dafür habe ich mich für den ganzen April in eine Art inneren Sabattical eingemottet um diese lange Superheldengeschichte aufzuschreiben die seit einigen Monaten in mir gärt.
Das Problem mit dem Text ist, dass ich mich nicht entscheiden kann ob die Hauptfigur ein Mann oder eine Frau sein soll. Ich würde lieber eine Frau einsetzen, da ich Männerfiguren ziemlich ausgelutscht finde und sich mittlerweile total auserzählt fühlen. Es fällt mir schon schwer genug Serien oder Filme zu schauen in denen Männer die Hauptrolle spielen, jetzt auch noch einen männlichen Superhelden in die Welt zu schicken will nicht so recht meine Motivation anfachen. Dennoch passt eine Frau nicht so gut in die angedachte Geschichte. Lustigerweise ändert sich der Plot durch dadurch, aber – es will nicht so recht brennen.

Dafür bin ich auf einen anderen Text ausgewichen und habe einen ganz alten Text aus dem Blog neu aufgelegt. Ich wusste damals schon, dass die etwas schlampig dahingerotzte Hausbesetzergeschichte viel mehr Potential hat und ich hatte schon vor zwei oder drei Jahren damit begonnen sie neu zu schreiben und ihr mehr Raum zu geben.
In meiner Sabatical Mottenkugel ist der Text nun zu einer neunzigseitigen Novelle angewachsen. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Jetzt gilt es noch die Rohfassung abzuschließen, Meinungen von Dritten einzuholen, Korrekturlesen und Lektorat, vermutlich noch ein paar Überarbeitungen und dann digital publizieren.

Das Problem mit dem Text: er ist nicht sehr literarisch, es fehlt ihm eine gewisse Welthaltigkeit. Aber es ist einfach eine sehr gute Geschichte. Meine anfängliche Überlegung war daher sie als Ebook zu veröffentlichen. Ohne viel Aufhebens, nicht mit dem Anspruch den ich hätte, wenn ich jetzt einen tollen, inspirierenden Roman geschrieben hätte. Aber es ist doch eine gute Geschichte, die einfach rausgehauen werden muss.

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Und ich habe mir ein neues Mikrophon gekauft. Das NT-USB Mini von RØDE. Ich schiele schon länger auf RØDE Mikrophone, zum einen weil das so ein cooler Name ist mit diesem dänischen Strich durch das O und die Mikros wirklich gut aussehen und zum anderen bekommen sie total gute Bewertungen und haben neben dem Profibereich auch eine breite Palette an Produkten für Leute die was im Internet machen, also Podcasts, Interviews und solche Sachen. Ich bin Zielgruppe.

[woran ich mich erinnern will. Erste Aprilhälfte]

Es gibt dann erstaunlich wenige Dinge an die ich mich erinnern will, wenn ich den ganzen Tag zuhause sitze. Was frustrierter klingt als es gemeint ist. Es gibt weniger Highlights zuhause und wenn ich zuhause bin, gebe ich mich vollends meiner Nerdigkeit hin und das ist ja eher der Standardzustand als ein Highlight.

Aber wir haben viel Filmkultur nachgeholt. Während des Kochens hörten wir die Musikclips auf dem Jungelbuch, also das „Bear necessities“ und das „Trust me“ und das Lied von King Louie sowie der Marsch der Elefanten. Bear necessities blieb uns tagelang als Ohrwurm hängen, einige Tage später schauten wir deswegen Jungle Book, alle verschiedenen verfilmten Versionen, die die näher am Roman sind und die die näher am Trickfilm sind. Aber nirgendwo tanzt Balou so schön mit seinem dicken Hintern als im Zeichentrickfilm.

Und weil wir gerade dabei waren, schauten wir auch noch verschiedene Versionen von Tarzan. Nein, nicht die mit Weissmüller, weil ich ein bisschen Angst hatte, dass ich den knödligen Jungelruf zu albern finde, aber dafür die späteren Versionen, sogar die Version in der Tarzan faktisch schon in der Gegenwart lebt und wieder zurück in den Jungel muss.
Während des Kochens (wir kochen gerade jeden Tag und ausgiebig) lasen wir uns die Hintergründe zu Tarzan aus Wikipedia vor, das ist immerhin eine komplexe Geschichte mit seiner aristokratischen Herkunft und den Ansprüchen auf ein nicht-gewolltes Leben und den verschiedenen Interpretationen über das Zusammenleben bzw. dem Kennenlernen von Jane etc. mich hat das schon sehr begeistert, also die Filme fand ich weniger spannend, aber was aus dieser Kulturfigur Tarzan gemacht wurde, wie die unterschiedlichen Epochen der modernen Filmgeschichte ihren eigenen Tarzan schufen. Das klingt so als sollte man das unbedingt einmal kulturwissenschaftlich aufarbeiten; nein ich habe das noch nicht gegoogelt.

Tarzan, boah.

Außerdem: nachdem wir (ungewollt) fast nur noch Filme und Serien schauen die in Schnee und Eis stattfinden, ist der afrikanische Jungel eine spannende Auszeit.

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Herthainsel. Am 64. Breitengrad (Süd) auf der sogenannten antarktischen Halbinsel gibt es mehrere vergletscherte Inselketten. Eine dieser Ketten heißt Robbeninseln. Das Pack- geht dort in das Meereis über insofern war es immer schwierig Inseln von gewöhnlichen Erhebungen zu unterscheiden. Eine solche Erhebung wurde in 1893 als eigenständige Insel identifiziert. Diese wurde kartografiert und mit einem Namen versehen. Herthainsel. Ich als Herthafan kann mich für diesen Namen natürlich sehr begeistern. Zumal es diese seltsame Parallele mit meinem Fußballclub gibt, beide Herthas sind nämlich nach einem Schiff benannt. Die Insel nach einem der Expeditionsschiffe mit dem man sie entdeckt hat und mein Fußballclub nach einem Haveldampfer. Überhaupt: es gab zwischen 1864 und 1905 insgesamt 6 Schiffe die Hertha getauft wurden und einen Wikipediaeintrag haben. Dinge ohne Wikipediaeintrag sind ja das neue Dunkelziffer. Wie hoch die Dunkelziffer an Herthaschiffen also sein mag, kann man nur spekulieren.
Und dass diese Insel den Namen meinen Clubs trägt aber auch noch in der antarktischen Eiswüste liegt weckt in mir, den Fan von Eiswüsten, fast schon religiöse Gefühle.

Das Problem mit der Herthainsel ist nur: es gibt sie nicht auf Googlemaps. Man kann sich natürlich zu ihr hinscrollen, aber sie heißt eben nicht, sie hat da keinen Namen. Man findet sie allerdings bei Bing Maps und auf Openstreetmaps. Aber eben nicht auf Google. Mich ärgert das, also probiere ich die Funktion aus einen fehlenden Ort hinzuzufügen. Man kann Google nämlich immer Vorschläge machen um das Kartenmaterial zu verbessern. Diese Vorschläge werden dann geprüft und nach Kontrolle den Karten hinzugefügt.
Also mache ich das, die Herthainsel ist schließlich auf mehreren wissenschaftlichen Portalen verbrieft. Google will nur den Namen, den Ort und eine Kategorie kennen. Namen (Herthainsel) und Ort (Antarctica) sind einfach, aber bei Kategorie gibt es nur ein Pulldownmenü. Das Menü ist zwar sehr, sehr lang und reagiert auf Sucheingaben, aber es gelingt mir nicht eine passende Kategorie zu finden die für Googlemitarbeiterinnen einigermaßen glaubwürdig klingen würde. Ich suchte natürlich zuerst nach nach „Island“ oder „Landscape“ oder „Archipelago“ aber solche generischen geographischen Kategorien gibt es dort nicht und ich kann auch keine Hinzufügen. Zur Auswahl stehen mir Kategorien wie „Fitnessstudio“, „Arzt“ oder „Tankstelle“. Auch „Eis“ ist kein hilfreicher Versuch, da gibt es lediglich „Eisdiele“ oder „Eisenbahngesellschaft“. Es gibt auch komplexere Kategorien wie „Makrobiotisches Restaurant“ oder „Aerobics Instructor“.
Kann ich natürlich machen. Aber wenn Googlemitarbeiterinnen auf die Herthainsel einzoomen sehen sie natürlich wenig Kundschaft für einen Aerobics Instructor mitten im ewigen Eis.
Meine Streetcredibility bei Google würde sinken und wenn Google einmal die UN übernommen haben, da will ich lieber im anonymen Untergrund gegen Google kämpfen und nicht gleich als der Betrüger entlarvt werden, der sich den Namen einer vereisten Insel im antarktischen Ozean erschleichen wollte.
Jetzt weiß ich halt auch nicht.

[woran ich mich erinnern will. März]

Am Anfang des Monats spielte Covid-19 noch keine große Rolle in meinem berliner Alltag. Man wusste zwar, dass sich in den nächsten Wochen etwas ändern würde, aber was das genau sein wird, war mir noch weithin unklar bzw. es gibt da dieses Virus am Horizont, man sieht es schön wüten, aber noch ist es nicht da, die Haltung war: das wird schon vorbeigehen. Egal wie sich meine Familie in Südtirol bereits aus dem öffentlichen Leben zurückziehen musste, es gab nur den etwas egaligen Optimismus (zB bei mir) und die entstehende Panik. Dazwischen gab es noch nicht viel. Die Grautöne kamen erst später.

Ich beginne wieder mit der Reihe „Woran ich mich erinnern will“. Vermutlich wöchentlich. Vielleicht öfter.

Woran ich mich also im März erinnern will.

An den Abend nach dem Ligaspiel gegen Bremen. Es war ein frustrierendes Spiel wie schon die ganze Saison frustrierend war. Am Ende rettet meine Mannschaft immerhin noch ein 2:2. Danach bin ich seltsam teilnahmslos, ich kann den Sieg nicht einschätzen ich kann die ganze Saison nicht einschätzen. Ich habe während des Spiels schon zu viel getrunken und gehe danach mit einer kleinen, netten Gruppe aus meinem Fanclub nach Charlottenburg in eine Kneipe. Die meisten Gäste schauen das Spiel Gladbach gegen Dortmund. Es wird der vorläufig letzte Bundesligaspieltag sein. Aber das wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Der Gedanke an Corona haftet schon an jeder Türklinke und an jedem Bierglas aber wenn ich beim Öffnen einer Tür versehentlich die Hand benutze ist es dann doch wieder egal. Dennoch ist es ein sehr kurzweiliger Abend. Erinnern möchte ich mich vor allem an das Gespräch mit diesem Mann in meinem Alter. Wir verwickeln einander überraschend schnell in ein tieferes Gespräch und reden über die Erwartung an so etwas wie Erfüllung im Leben. Er ezählt mir von seinem Werdegang. Dass er studiert habe, dass er jahrelang selbstausbeuterisch in irgendwelchen unbefriedigenden Jobs gearbeitet habe. Dann kam die lange Depression. Danach habe er sich zum Friseur ausbilden lassen. Jetzt ist er Friseur und zieht daraus sehr viel Glück. Er weiß natürlich wie das bei seinem Gegenüber ankommt. Der gut aussehende, studierte, smarte junge Mann, der Friseur geworden ist. Ich denke zu verstehen, was er damit sagen will. Er erzählt von der schönen Einfachheit den Leuten die Haare zu schneiden, zu plaudern, Ansprechpartner zu sein. Die Ansprüche an das was so allgemein an ein erfülltes und erfolgreiches Leben gesehen wird, seien total toxisch für ihn gewesen. Mit welcher inneren Balance er das ausdrückte. Es fiel mir schwer vorzustellen wie er jahrelang Depressionen auf seinen Schultern trug. Aber gut, dass man den Leuten die Depressionen nicht anmerkt, ist wiederum nichts außergewöhnliches.


An einem der darauffolgenden Tagen fahre ich das erste Mal zu einem Herthatraining. Ich bin spät dran, verpasse also alles, dafür laufe ich noch ein bisschen auf dem verlassenen Olympiagelände herum.

Woran ich mich aber erinnern will: weil ich schon mal mit dem Auto in der Gegend bin, beschließe ich nach Pichelsdorf zu fahren. Ich habe diese eigenartig versteckte Gegend vor einigen Monaten auf Google Maps gesehen, seitdem beschäftigt es mich zu wissen was das ist. Auf Maps ist es ein Stadtteil südlich der Heerstraße, mit einem sehr bewegten Havelufer, es gibt an mehreren Stellen eine dörfliche Struktur, aber auch viel Wald da es an den Berliner Forst grenzt, außerdem gibt es dort Jachtclubs, Bootsanleger und Restaurants. Aus der Luft wirkt es beinahe wie ein Kurort.

Vom Olympiastadion aus sind es gerade einmal fünf Minuten Autofahrt. Ich fahre also hin, parke irgendwo im Ortskern unweit des Wassers und laufe zum Ufer hinunter. Da spaziere ich ein wenig am Wasser entlang. Dann muss ich aufs Klo. Ich sehe von Weitem so etwas wie ein Café. Ich erkenne es daran, dass davor ein überdimensioniertes Eis aus Plastik steht. Als ich dem Gebäude näher komme, fällt es mir schwer einen Eingang zu finden. Ich schaue in ein leeres Geschäft, dunkle dabei die Scheibe so ab, damit ich besser hineinschauen kann. Auf einmal steht eine Frau von mir. Sie öffnet mir die Tür und fragt freundlich ob sie mir helfen könne. Ich frage ob es hier Kaffee gibt. Sie sagt, aber ja, also setze ich mich hinein. Das Café ist neben Eisdiele auch ein Laden für Sportmode, ein Kosmetikstudio und von hinten kommt manchmal eine ältere Frau nach vorne. Wie ich später feststellen werde, finden dort irgendwelche Therapien statt. Es ist mir unklar was die Frau genau therapiert, aufgrund der Gespräche reime ich mir etwas orthopädisches zusammen, ganz sicher bin ich mir aber nicht.
Während des Kaffees bekomme ich Hunger und ich frage die Wirtin nach Essen. Sie sagt sie habe Flammkuchen. Das ist genau das was ich brauche. Ich bestelle eine Cola dazu.
Es kommen immer mehr ältere Frauen in den Laden. Einige scheinen einen Termin bei der Orthopädin im Hinterzimmer zu haben. Jede Frau setzt sich an einen eigenen Tisch aber dennoch reden sie ständig mit den Tischnachbarinnen. Es sind mittlerweile fünf. Davon sind besonders zwei sehr redselig. Sie sitzen an den Tischen gegenüber mir. Eine erzählt vom Rammsteinkonzert im Olympiastadion, das seien ja wilde Rocker, das sei so laut gewesen, dass man sich in ihrer Wohnung nicht mehr normal unterhalten habe können. Aber das ist nur so wenn der Wind ungünstig steht. Die Frauen scheinen mit mir zu reden. Also sie reden zwar untereinander, aber sie sind alle mir zugewandt und schauen mich während des Redens ständig an, als würden sie mich unterhalten wollen. Ich sitze da mit meiner Cola und den Flammkuchen und fühle mich in der Tat unterhalten.
Die eine beschwerte sich, dass sie von so etwas ja immer einen hohen Blutdruck bekäme. Neulich war sie bei einem Zwölftonmusikkonzert, da musste sie nach 5 Minuten wieder raus, das habe ihren Blutdruck dermaßen in die Höhen getrieben, dass sie fürchtete ihr Kopf würde platzen.
Soso, sagt eine andere, ernsthaft besorgt und mit analytischen Miene, Klänge gehen dir also an dein Nervenkostüm. Sie sagte Nervenkostüm ohne mit der Wimper zu zucken.
Aber nur bei Zwölftonmusik. Andere Musik sei völlig in Ordnung.
Die andere hatte einen Hund bei sich den sie immer Angsthund nannte. Es war ein sehr ruhiges und ihr zugewandtes Tier.
Ihr Angsthund hat immer Angst vor allem. Auch beim Rammsteinkonzert. Und Silvester sowieso. Die andere erwähnte daraufhin ihren Blutdruck zu Silvester. Wie der da immer hochging.

Die Wirtin merkte an, dass hier schon seit zwei Jahren keiner mehr Cola bestellt habe. Sie gönne sich jetzt auch mal einen Schluck. Ich sage, manchmal ist eine Cola einfach eine gute Sache. Alle nicken. Eine sagt: och, mach mir doch auch eine Cola. Noch jemand bestellt ein Glas. Wir sind uns einig, dass Cola manchmal einfach eine gute Sache ist.

Ich liebe diese Frauen. Ich könnte noch stundenlang hier sitzen.

Am Ende bezahle ich 8 Euro für einen Latte Macchiato, eine große Cola und einen Flammkuchen. In Kreuzberg hätte ich dafür das Doppelte bezahlt.


Fast die gesamte letzte Woche habe ich mit der Produktion dieses Videos verbracht:

https://www.youtube.com/watch?v=_zgcmne-tjk

In der WhatsApp-Gruppe meines Fanclubs #AxelKruseJugend kam jemand mit der Idee, man müsste aufgrund der Coronazeiten eigentlich die Stadionhymne von „Nur nach Hause“ in „Nur nach Draussen“ umdichten.
Das war eine tolle Idee, wir fingen sofort an uns zu organisieren, Text umdichten, Karaokeversion mit Text versehen und aufnehmen.

Ich saß dann etwa zwei Tage lang in einer etwas unwirklichen euphorischen Blase. Ich schnipselte Clip an Clip, schob herum, schnitt Audio raus und rein. Ich aß wenig, vergaß zu trinken, konnte nicht einschlafen, verfiel dann in einen mehrstündigen Halbschlaf und war ziemlich abwesend in allen anderen Lagen.
Schon am ersten Tag twitterte Lorenz Marold vom Tagesspiegel, man sollte jetzt eigentlich die Hertha-Hymne in „Nur nach Draussen“ umdichten. Wir so: schnell schnell, wir müssen schnell sein.
Mit etwas Glück würde das Video Freitagmittag live gehen können, aber ich hatte Probleme mit dem Schnitt, ich bin ein Amateur, es verschob sich, auf frühestens Freitagabend sehr spät.
Freitagabend dann: Frank Zander veröffentlicht seine Version von „Nur nach Draussen“.
Ich sage es jetzt mal ganz unumwunden. Das hat mich schon sehr runtergezogen. So eine tolle Idee, so einen Aufwand betrieben und dann sind wir nur noch ein Video mit dem sich die Fans Frank Zanders Botschaft anschließen. Aber gut, es ist sein Lied, er ist das Gesicht der Stadionhymne, ich brauchte nur ein paar Stunden, dann war wieder alles gut.

Das Video kam dann sogar ins Fernsehen. Das hat uns schon sehr gefreut.

An jenem Morgen in dem das Video dann über die sozialen Medien raus ging, legte ich mich ins Bett und schlief sofort ein.


Ich habe auch mein erstes Brot gebacken. K macht sich lustig über mich. Ich sei jetzt keine Brotjungfrau mehr.
Das muss ein kollektiver Gedanke sein. Draußen gehen die Vorräte zur Neige also machen wir alle Brot. Angesichts des aktuellen Hefemangels und der vielen Fotos von selbstgebackenem Brot in den sozialen Medien war ich offenbar nicht der Einzige mit dieser Idee. Ich schäme mich ein bisschen. Aber dafür habe ich kein Klopapier gekauft.

Das Rezept ist jedenfalls supereinfach und geht so:

500g Dinkelvollkornmehl
120 Nüsse und Haferflocken
Mit 500ml hefisiertem Wasser in einen Teig verrühren
Sofort in einen kalten Ofen stellen
Ofen anschalten und 1 Stunde warten

Beste Brot.