[Tagebuchbloggen. Samstag, 10.4.2021]

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Ich stand auf, tat belanglose Dinge, dann war das Fussballspiel gegen Gladbach, dann tat ich belanglose Dinge und gleich ist Bettzeit.

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Eigentlich wollten wir diese neue Serie „Them“ sehen. Eine Horroserie über eine schwarze amerikanische Familie, die im Los Angeles der Nachkriegsjahre in eine weisse Nachbarschaft zieht und dort Horror erlebt. Anfangs denkt man, dass es schlichtweg um Nachbarschaftshorror mit einer sozialkritischen Nuance gehen wird, aber es kommt dann schon etwas klassisch Übersinnliches, das böse Dinge tut, ins Spiel.

Nach etwa 7 Minuten verfingen wir uns in eine Diskussion über den Film „Antebellum“, den wir bereits vor einigen Wochen gesehen hatten. Auch jener Film behandelt das Thema Hautfarbe und wir waren uns damals total uneinig.
Nach wenigen Minuten kam jenes Gesprächsthema wieder hoch und die steigenden Lautstärke unserer Stimmen verriet uns, dass wir das Thema offenbar noch nicht zu Ende besprochen hatten. Da wir von der Serie nichts mehr mitbekamen, war meine Frau so klug, auf den Pause-Knopf zu drücken.

Wir vertraten zwei sehr gegensätzliche Meinungen über die Auswirkungen des Films. Ich werde den Inhalt der Diskussion jetzt nicht im Detail wiedergeben, da es den Rahmen sprengen würde, aber die Essenz des Streitgespräches war, dass für mich der Film lediglich eine Art Jurassic Park mit rassistischem Thema war.
Der Plot des Films geht so: eine erfolgreiche, schwarze Frau wird entführt und findet sich auf einer Baumwollplantage, samt Herrenvolk, Konföderiertenflagge und Sklaven wieder. Am Ende schafft sie es zu flüchten und man erfährt, dass es ein privates Gelände von Rassisten in der Jetztzeit war.
Die Diskussion entflammte sich schon vor einigen Wochen an der Frage, ob es für mich schlimmer gewesen wäre, wenn sich dieses private Gelände in der Vergangenheit befunden hätte oder, dass es in der Jetztzeit angelegt ist. Für mich war es klar, dass es schlimmer gewesen wäre, wenn sie durch die Zeit in der Vergangenheit gelandet wäre. Weil sie dann nach der Flucht ja immer noch diese 180 Jahre vor sich gehabt hätte um sich am Rassismus abzuarbeiten bis dahin, wo wir heute sind. Das Problem ist ja längst noch nicht vorbei, aber es hat sich in den letzten fast zwei Jahrhunderten schon viel getan. Wenn sie in der Jetztzeit flüchtet, kann sie sich in der Gegenwart, mit allen Rechten, die sie als Frau und als Schwarze hat, an den Peinigern rächen.
Meine Frau fand es wesentlich deprimierender, dass diese Plantage in der Jetztzeit angesiedelt war und zwar, weil die Frau mit den daraus resultierenden Traumatas (es passieren sehr schlimme Dinge in dem Film) in der Jetztzeit leben muss und diese Selbstverständlichkeit, dieses selbstbestimmte Leben, das sie sich als schwarze Frau aufgebaut hat viel fragiler geworden ist und die kleinen, beiläufigen, alltäglichen Rassismen im Restaurant, an der Rezeption, beim Einsteigen in ein Taxi, ein ganz anderes Gewicht bekommen.

Im Laufe der nächsten Stunde erfahren wir wieder viel über die Fremd- und Eigenwahrnehmung unserer Hautfarben, aber vor allem auch über Geschlechter und das Selbstverständnis, mit dem wir durch das Leben gehen.
Nach einer Stunde sind wir wieder halbwegs versöhnt und drücken auf den Play-Knopf. Die Serie stand immer noch bei Minute sieben.

Mir gefiel die Serie nicht. Das lag aber mehr an der Unglaubwürdigkeit der Figuren.

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Später habe ich Dinge im Internet bestellt. Tastenkappen für meine mechanische Tastatur, AAA-Batterien, ein Ladegerät für AAA-Batterien, Pflaster, eine medizinische Schere, einen Akku für das Festnetztelefon, eine Pomade, die nach Holz und Patchouli riecht, ein Küchenthermometer, einen Omelettenwender und ein Schneidebrett aus Kunststoff.