[Samstag, 5.6.2021 – Schermützelsee, Liebesinsel, Gorillas]

Wir waren eigentlich mit Freundinnen für einen Tagesausflug in die Uckermark verplant. Kurzfristig merkten wir aber, dass unsere Zeitpläne für nicht ganz synchron waren und deshalb mussten wir den gemeinsamen Ausflug um eine Woche verschieben.

Da meine Frau und ich jetzt aber in Brandenburgmodus umgeschaltet hatten, waren wir irgendwie in Brandenburgmodus und dieser liess sich nicht mehr einfach so in Berlinmodus umschalten. Das letzte Mal, dass wir Berlin verlassen hatten, war im August letzten Jahres, als wir nach Schweden fuhren. Das ist durchaus eine plausible Erklärung warum man nicht mehr so einfach von einem Modus in den anderen zurückschalten kann.
Da jemand in unserem Chat vom nahen Schermützelsee sprach, dachten wir: lass uns doch einfach da hinfahren, wenn es schon nahe ist. Und so stiegen wir beide ins Auto.

Wir waren nicht sehr gut vorbereitet, wir dachten einfach mal den See zu umrunden und folgten daher der den Schildern „Buckowsee Promenade“, wunderten uns aber darüber, dass diese Promenade eher, nunja, langweilig ist, bis wir merkten, dass der See, den wir umkreisen wollten, ja nicht Buckowsee hieß, sondern der Schermützelsee, daher nahmen wir einen steilen Abstecher in den Wald hinein und landen bei einem See der Weissensee hiess, aber danach ein Stück weiter, fanden wir dann den richtigen See. Der Schermützelsee ist aber sehr groß und wir rechneten nach, dass es schon etwas spät sei und eine ganze Seeumrundung nicht mehr ganz zu unserer Lebensplanung passte.

Es gab aber ein Schild mit einem Pfeil, auf dem das Wort Liebesinsel stand. Was macht man so, wenn man als Paar unterwegs ist und ein Schild mit der Aufschrift Liebesinsel sieht? Genau, man folgt dem Schild. Das ist einfach so.
Wäre ich ein Menschenverspeiser und lebte ich im Wald, würde ich einfach ein Schild aufstellen, das zu meinem Haus führt und auf das Schild würde ich pinseln: Liebeshaus.

Auf dem Pfad begegneten wir mehreren Paaren, die von den Liebesinsel zurückkamen. Man konnte nicht sagen, dass sie offen und sichtbar Liebesglück abstrahlten, die Paare sahen schlichtweg so aus wie Paare, die auf Waldpfaden wandern. Als wir auf der Liebesinsel standen, wussten wir auch warum. Das ganze Ding ist ziemlich unspektakulär. Es ist nur eine Wiese mit hohem Gras. Es gibt keinen Ausblick, weil Bäume die Sicht versperren. Auf der Landkarte sah ich dann auch, dass es keine Insel ist, sondern eine Landzunge. Aber das sagt man ja nicht, Liebeslandzunge.
Das zöge nur ironische Berlinerinnen an, die vor dem Schild posieren und obszöne Selfies mit ausgestreckter Zunge schiessen und diese dann mit Hashtags auf Instagram posten und patzbum, schon biste Oralsexpilgerstätte.

Die Gegend ist wirklich sehr schön und auch der Ort Buckow. Man sieht dem Ort an, dass die Bewohnerinnen ihren Ort lieben, das Dorf strahlt so etwas wie eine idyllische Lebensfreude aus. Ich mag das immer, wenn Leute den Ort, in dem sie wohnen, lieben. Das meine ich wirklich.

Zurück in Berlin berichten wir allen möglichen Menschen, dass wir in Brandenburg waren. Wir schicken Fotos von Wald und von Seeen.

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Und dann zum ersten Mal bei den Gorillas bestellt. Es hat 17 Minuten gedauert. Ich würde jetzt gerne etwas kluges über die Bestellung sagen, aber es war einfach eine Bestellung von Zutaten für das Abendessen, wie ich sie sonst selber im Supermarkt kaufe. Nur wurden sie eben von jemandem geliefert und es dauerte 17 Minuten. Bei einer Liefergebühr von 1,80€. Ich bin gespannt, wie lange das funktioniert.
Irgendwann wird das Geschäft profitabel werden müssen und irgendwann werden sich die Fahrerinnen auch nicht mehr ausbeuten lassen.

Ich gab gutes Trinkgeld, aber Trinkgeld ist ja auch nicht die Lösung. Dennoch ist das die Dienstleistung auf die ich schon lange gewartet habe.

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Am späten Abend dann noch Klaus Ungerers Text für das AKJ-Blog fertiggemacht. Und live gebracht.