Am Morgen packte ich den neuen Saugroboter aus und schaltete ihn an. Ich setzte mich auf den Sessel, zog die Fuße hoch und beobachtete, wie er den Raum inspizierte, Widerstände anschnüffelte. Auf meinem Telefon konnte ich beobachten, wie er Minute für Minute die Karte für die Wohnung aufbaute, wie sich ihm die Welt erschloss.
Ich empfand paternalistische Liebe, als wäre es ein Welpen.
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Am Nachmittag brachten wir den Sperrmüll weg. Alteisen und Altholz. Und mehrere Elektrogeräte, sowie alte Telefone und größere Akkus. Die Elektrogeräte waren noch gut, deswegen wollten wir sie zu einer Annamhestelle für Wiedergebrauch bringen. In Reinickendorf gibt es diese „Noch-Mall“, ein den Recyclinghöfen angeschlossenes Kaufhäuschen, bei dem man Gegenstände abgeben und auch wiederaufbereitete Gegenstände kaufen kann. Das lief sehr unkompliziert ab, allerdings konnten wir dort unser Alteisen und Altholz nicht loswerden, das mussten mir am 5 Autominuten entfernten Recyclinghof abgeben. Am Recyclinghof gab es, wie es zu erwarten war, eine lange Autoschlange. Es ist schließlich Samstag. Auf dem Hof stand eine kleine, tätowierte Frau, mit kurzen Haaren, die streng schaute und ab und zu Männer anbrüllte, die offenbar etwas falsch machten.
Nachdem wir alles losgeworden waren, beschlossen wir, irgendwas aus diesem Teilausflug mit dem Auto zu machen. Es geschieht nicht oft, dass wir im Auto sitzen und so schauten wir auf Googlemaps nach Wäldern. Es gibt da diesen Tegeler Forst. Der große Wald im Norden. Ich markierte eine Stelle namens „Tegeler Forst (südlicher Teil)“ auf der Karte und stellte die Navigation an. So fuhren wir durch dieses uns total unbekannte und romantisch versteppte Nordberlin. Dann begann der Wald. Der Tegeler Forst ist wie der Grunewald ein dichter und dunkler Wald. Die Stelle namens „Tegeler Forst (südlicher Teil)“ war lediglich eine virtuelle Markierung auf der Karte und kein wirklicher Ort an dem man hätte halten können. Im Gegenteil, die Markierung befindet sich ungefähr zwanzig Meter neben dieser großen Waldstrasse. Bei der nächsten Gelegenheit fuhr ich rechts ran um zu sehen, was man jetzt tun könnte. Wir waren ganz offensichtlich auf nichts vorbereitet, eigentlich geht das immer schief, mit dem Auto irgendwo hinzufahren und denken, dass man etwas erlebt. Auf Googlemaps sahen wir, dass wir uns auf einer großen Halbinsel befanden, wären wir weiter gefahren, kämen wir zu einem Ort mit einer Fähre über die Havel nach Spandau Nord.
Aus irgendeinem Grund, der mir jetzt nicht mehr einfallen will, beschlossen wir umzudrehen und nach Hause zu fahren, es erschien uns nicht mehr erstrebenswert hier weiterzufahren.
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Meine HERTHALIEBE Sticker sind ja gekommen. Frisch aus der Druckerei.
Am Abend spät traf ich mich mit Klaus auf einer Bank auf einem Platz bei mir im Kiez. Auch er hatte Sticker produziert. Wir haben bei Stickern einen ähnlichen Ansatz: simple Schrift, simple Botschaft. Wir tauschten 200 Stück. Ein bisschen wie früher, wenn man Panninisticker tauschte.
Wir saßen noch lange auf der Bank. Am nahgelegenen Spätkauf spielte eine Band mit Verstärker und großen Boxen. Auf den Bänken des Platzes saßen viele Menschen. Es wurde dunkel. Wir redeten über die Liebe, erzählten einander unsere Liebesgeschichten.
Sommernächte.