[Dienstag, 13.7.2021 – Fähre, Dänemark, Hotel]

Am Vormittag hatte ich noch ein paar Dinge für die Firma zu erldigen, ich konnte es aber alles von zuhause aus klären. So schaffte ich es nebenher noch zu packen und meine Reiseliste abzuarbeiten.

Um 14 Uhr steige ich dann ins Auto und fahre los in Richtung Rostock. Ich habe die Fähre um 17:45 gebucht und mir ein bisschen Puffer eingeplant, ich bin eine Stunde früher da, aber das ist okay, an einem Fährhafen zu stehen weckt bei mir immer große Urlaubsgefühle. Wenn ich da am Auto stehe und mich strecke, während links und rechts sich die Autos und LKWs einreihen und in der Ferne die Schornsteine der Schiffe und der Fähren vorbeiziehen.

Am Fährhafen überwältigt mich der Drang, meine Reisegefühle auf Socialmedia zu posten. Whatsapp Status, Facebook und Instastory. Während ich so auf die Fähre warte, lerne ich sogar, wie man eine Insta Story mit Musik erstellt. Mit Iggy Pops Passenger. Es passt perfekt. Ich spamme alle Kanäle voll.

Die Einreise in Dänemark läuft ohne Zwischenfall. Man muss einen negativen Test vorweisen können. Die Polizei steht wie immer bei der Ausfahrt des Hafengeländes, aber sie nehmen wahrscheinlich nur Stichproben. Zu mir schauen sie herein, winken mich aber weiter.

Ich hatte ein billiges Zimmer in einem Hotel in Vordingborg. Das ist etwa eine Stunde vor Kopenhagen. Irgendwo in der Mitte meiner dänischen Strecke. Der Ort wirkt etwas verfallen. Der Hotelparkplatz ist zum Teil eine Brachfläche mit verrosteten Gerätschaften.
Es gibt eine Terrasse, aber die Bar hat gerade geschlossen. Auf der Terrasse sitzen noch Menschen. Fast alles Männer. Es gibt auch eine Frau. Sie sitzt mit einem Mann am Tisch. Ich überlege, ob sie dafür bezahlt wird, mit dem Mann am Tisch zu sitzen. So wirkt sie aber nicht.

Der Rezeptionist ist ein älterer, gemütlicher Herr, er sagt „You must be Marcos, from Berlin“. Er scheint auf mich gewartet zu haben. Er ist freundlich jovial und sagt mir, ich solle die Maske abnhemen, hier trüge man keine Maske mehr. Ich weiss nicht ob er damit das Hotel meinte oder Dänemark. Ich winke ab und sage, haha, ach ich bin es gewohnt Maske zu tragen.
Ich frage, ob ich noch etwas zu essen bekomme, er verneint, im Hotel gäbe es keine Küche, und er bezweifelt, dass ich hier etwas zu essen bekäme, aber ich könne hier rechts aus dem Hotel rausgehen ins Dorfzentrum, es gäbe eine Pizzeria, die vielleicht offen hat. Es ist zehn Uhr.

Das Hotel ist eine sehr einfache Unterkunft, bei näherer Betrachtung ist sie sogar etwas siffig. Der Teppichboden klebt, es hängt der Geruch von alten Männern in der Luft, die Bettwäsche fühlt sich unsauber an. In der Summe, sind 100€ ein stolzer Preis. Aber mir ist es egal, wenn ich alleine bin, stört mich das nicht so sehr. Ich werde eine kleine Runde durch den Ort machen und mich dann schlafenlegen.

Als ich das Zimmer verlassen will, merke ich, dass ich das Zimmer nicht von aussen verschliessen kann. Das Zimmer war schon bei meiner Ankunft offen. Ich probiere lange herum. Wenn ich eine wichtige Sache in meinem Leben gelernt habe, dann ist es das Wissen, dass andere Länder andere Schlösser haben. Es ist wirklich eingerartig, wie unterschiedlich in Ländern Türschlösser gehandhabt werden. Aber nach längerem Probieren merke ich, dass sich das Zimmer schlichtweg nicht von ausser verschliessen lässt. Ich laufe zur Rezeption, aber der Mann ist nicht mehr da und es gibt auch keine Klingel und auch das Licht ist bereits ausgeschaltet. Auch auf der Terrasse sitzt niemand mehr.

Das werte ich als Zeichen. Ich werde mir den Ort morgen Vormittag ansehen. Mittlerweile bin ich richtig gespannt darauf zu wissen, wo ich hier gestrandet bin.