Vor vielen Jahren waren meine Schwiegereltern mit ihrem damaligen Welpen bei uns zu Besuch. Meine Frau und ich servierten ein Mitbringsel aus Mallorca auf Brot. Das Mitbringsel war eine traditionelle Meeresspinnenpastete. Die Pastete roch sehr intensiv. Der Begriff intensiv ist dabei wohlwollend gemeint. Aber es war eine Spezialität, also verhält man sich weltgewandt und erschliesst sich dem Ungewohnten mit abenteuerlichen und positiven Gefühlen.
Während ich die Pastete auf das Brot schmierte fiel mir eines der Brötchen auf den Boden, natürlich mit der beschmierten Seite nach unten. Der Welpen stand neben meiner Frau und mir und beobachtete uns. Statt aufzuputzen nutzten wir die Gelegenheit, dass der Welpen unbeaufsichtigt neben uns stand und gaben den Pastetenflecken auf dem Boden zum Auflecken frei.
Der Hund war aufgeregt, er schnüffelte daran, wedelte mich dem Schwanz. Aber dann. Statt es aufzulecken, drehte er sich auf den Rücken und suhlte sich darin. Wir standen etwas verwundert um den Hund herum und ich fragte meine Frau, was der Hund da gerade macht. Meine Frau staunte auch und sagte: er tarnt sich. Damit er nach Kadaver riecht.
Heute lief ich über die Wiese am Potsdamer Platz, wo ich meine Hündin immer etwas frei laufen lasse. Ich filtme sie dabei, was verliebte Hundebesitzerinnen halt so machen. Dann hielt ich auf der Kamera fest, dass sie sich in etwas suhlte. Es war die gleiche Bewegung wie damals der Welpen meiner Schwiegereltern. Mir schwante böses. Als ich herbeieilte, suhlte sie sich auf dem Kadaver einer Ratte.
Den Rest des Nachmittages fasste ich sie nicht mehr an. Zuhause steckten wir sie sofort in die Badewanne. Der Hundeschaum riecht ein bisschen nach süsslicher, abgestandener Grossmutter. Aber das ist dann auch egal.