Wir müssen Tromsö buchen. Wir schieben die Buchung schon ewig vor uns her. Heute einigten wir uns immerhin auf das Wochenende Anfang Dezember. Wir haben auch schon zwei Hotels in der engeren Auswahl. Wegen der bereits erhöhten Preise ärgern wir uns ein wenig und wir kommen vom einen ins andere, treffen keine Entscheidung, planen aber plötzlich die Reise in die Arktis, vermutlich im April, Ostern würde sich empfehlen, aber Longyearbyen lässt sich fast nur an Samstagen vernünftig anfliegen, sieben Stunden in total, mit einem Zwischenstop in Oslo oder Tromsö. Die Flüge an allen anderen Tagen starten am späten Nachmittag und man landet erst gegen Mittag des Folgetages auf Spitzbergen, man müsste einen Abend in Oslo oder Tromsö mitdenken, aber das klingt sehr stressig. Wir planen also viel, treffen aber keine Entscheidung und dann ist es Mittag.
Um 12 sind wir mit der Nachbarin von gegenüber für einen langen Spaziergang verabredet. Wir fahren nach Buch und wandern durch eine Landschaft die sich Karpfenteiche nennt. Der Name klingt sehr banal, es ist aber eine sehr schöne Waldlandschaft mit einer mooartigen Seeenkette. Ich bin heute nicht sehr gut zu Fuss, ich weiss nicht, was los ist. Meine Füsse schmerzen, wir beschränken die Wanderung auf zwei, anstatt der drei geplanten Stunden und nehmen dafür eine Abkürzung durch einen dichtbewachsenen, struppigen Wald. Wir enden an einem unpassierbaren Wassergraben und müssen und an einem Damm durch das Gestrüpp vorankämpfen. Es ist durchaus spassig. Aber an manchen Momenten dachte ich, verloren zu sein.
Heute misst es 20 Grad. Die Landschaft ist in Braun- und Ockertönen getaucht. Ein Herbst aus dem Fotobuch. Seltsam auch, dass es keine schöne Bezeichung dafür gibt. Altweibersommer finde ich hässlich, Indian Sommer bezieht sich auf nordamerikanische Eingeborene, die eben nicht Indianer genannt werden wollen. Dann bleibt nicht mehr viel übrig. In Wikipedia gibt es den Eintrag Goldener Oktober, aber das ist so poetisch wie eine Fototapete.