In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ganze acht Stunden geschlafen. So fühlte sich der Tag danach auch an. Ich war wach und präsent.
Donnerstag war beruflich wieder ein Scheisstag, aber das ist ein anderes Thema. Am Abend hatten wir das Hundeseminar auf dem Dach des Velodroms. Berlin hat sich in den letzten Tagen ziemlich runtergekühlt. Es misst genau 0 Grad. Als wir das Haus verliessen, nieselte etwas Regen bei kaltem Wind. Ich trug eine zu dünne Jacke, aber ich weigerte mich, im November meine Winterjacke anzuziehen.
Wir kühlten dann ordentlich aus, während wir am Velodrom ziemlich regungslos herumstanden und Instruktionen der Hundechefin zuhörten. Meiner Hündin war es eher egal. Sie lag auf dem Boden und leckte sich den Bauch.
Zuhause verglich ich die Temperaturen in Berlin mit Südtirol, Schweden und Longyearbyen.
Longyearbyen: plus drei Grad
Berlin: minus einen Grad
Freitag.
Am Freitag hatte ich so viel zu tun, dass ich nicht dazukam, den Tagebucheintrag fertigzustellen. Es gab ja auch nicht so viel zu berichten. Beruflich verlief der Freitag wesentlich besser und ich konnte erstmal alles ausräumen, was es auszuräumen gilt.
Am Abend war ich dan fertig. Glücklich aber fertig von dieser Woche. Als meine Frau nach Hause kam, schlug ich vor ins Brewdog zu gehen. Ich brauchte einen Feierabenddrink, einen Wochenabschlussdrink. Als wir dort aufschlugen war es 1830 und es gab keine freien Tische. Allerdings einen Tisch, der erst ab 1930 reserviert war. Wir sagten dem Personal, dass wir nur einen oder zwei Drinks nehmen würden und so setzten wir uns für eine Stunde an diesen Tisch.
Bereits um 1915 kamen jene Leute, die den Tisch reserviert hatten und die Kellnerin forderte uns auf, den Tisch zu räumen. Wir hatten noch zwei halbvolle Biere vor uns stehen.
Ich sagte in einem etwas genervten Tonfall, dass es gerade mal 1915 sei und der Tisch erst ab einer Viertelstunde reserviert sei. Die Kellnerin entgegnete aber einigermassen aggressiv, dass wir uns an den Tisch gesetzt hätten, obwohl wir wussten, dass er ab 1930 reserviert gewesen ist.
Ich werde selten unfreundlich zu Servicepersonal. Diesmal wurde ich es.
Was mich vielleicht am meisten nervt, ist die Tatsache, dass wir manchmal täglich da sind und viel Geld in dem Laden lassen und man einfach behandelt wird wie ein Tourist an einer Bratwurstbude. Das konnte die Kellnerin nicht wissen, sie ist neu da, wie überhaupt alle wieder neu da sind, weil das Personal da ja ständig wechselt, vermutlich werden sie schlecht bezahlt und die Kellnerin wollte sicherlich einfach effizient sein. So ist das halt in der Systemgastronomie.
Aber deren Hazy Jane ist gut.
Um 1925 fragte ich dann nach der Rechnung. Trinkgeld bekam sie aber keines. Entschuldigt hatte sie sich auch nicht. So ist das mit zwei Dickköpfen.
Auf dem Weg nach Hause hatte meine Frau Lust, sich auf den Balkon zu setzen. Wir öffneten uns zwei Biere, zogen uns die Winterjacke an, nahmen eine Kerze mit und setzten uns auf dem Balkon. Das war nett.