Eigentlich sollte ich am Donnerstag zum Headquarter nach Amsterdam fahren, aber das Treffen wurde nun abgesagt. Wir verschieben das Treffen auf Ende Januar oder Anfang Februar. Ich hatte mich auch darauf gefreut, meine Ex-Freundin wiederzusehen, aber das holen wir einfach im Februar nach. Ich muss ohnehin noch ihr Romanfragment lesen. Darüber hatte ich ja bereits geschrieben, oder, ja hatte ich.
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Im Laufe des Tages bekam ich das Chatsystem für den Fanclub wieder ans Laufen. Ich frage mich, warum ich mir das ans Bein gebunden habe. Wieder habe ich irgendwas an der Backe, das kaputtgehen kann und worum ich mich dann kümmern muss. Immerhin bekomme ich Unterstützung von zwei anderen technisch einigermassen versierten Mitgliedern aus dem Fanclub.
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Meine Mutter hat wieder ein paar Fotos ausgegraben. Meine Schwestern und ich. Es muss Weihnachten gewesen sein. Aber zwei unterschiedliche Weihnachten, weil die Haare meiner einen Schwester ganz unterschiedlich lang sind. Ich trug damals schwarze Schnürsenkel wie einen Choker um den Hals gebunden. Fand ich gut. Die Haare schnitt ich mir immer selbst. Was man mir auch immer ansah. Auf den Fotos war ich wahrscheinlich 23 oder 24 Jahre alt. Die Schwester mit der Gitarre wohnte damals in Wien. Ich versuchte meine Heimatbesuche immer mit ihren Besuchen zu takten. Meine andere Schwester war damals noch sehr klein, höchstens 11. Aber auf den Fotos sieht sie älter aus. Das wundert mich jetzt ein wenig. Als meine Mutter noch in dem Dorf wohnte, fühlte ich mich bei den Heimatbesuchen immer etwas verloren. Ich besass keinen Führerschein und kein Auto, daher war mein Bewegungsradius sehr eingeschränkt. Meine Eltern hatten sich damals schon getrennt. Mein Vater wohnte wahrscheinlich wieder im Dorf. Dem ging es nicht so gut, weil wir alle immer lieber bei unserer Mutter waren, die zudem im Haus geblieben war. Ich kann mich an das erste Weihnachten mit meinem getrennten Vater erinnern. Ich war alleine mit ihm in seiner temporären, lieblosen Stadtwohnung in Bozen. Unsere Bindung war nie besonders gut. Das war das deprimierendste Weihnachten, das ich je erlebte. Er war damals jünger als ich heute, 42 oder 43, wenn ich richtig rechne.