[So, 21.1.2024 – Gedenken, Demos]

Ich blieb vernünftig und ging nicht ins Olympiastadion, sondern schaute das Spiel im Fernseher. Das ganze Stadion war in schwarz gekleidet. Nur einzelne verteilte hellblaue Tupfer jener Menschen, die Kays sogenannte Präsidentenjacke trugen, jene Jacke, die er trug, als wir ihn vor anderthalb Jahren ins höchste Amt unseres Vereines wählten.
Es wurden keine Banner der Fanclubs und Fangruppen gehängt, keine Fahnen, nichts. Nur ein langes, schwarzes Banner unten im Umlauf, mit dem die Werbebanden überdeckt wurden. Darauf stand “In Gedenken an Kay Bernstein”. In der Mitte der Kurve zwischen Unter- und Oberring prangte ein weisses “Kay”. Alle Ultragruppen hatten angekündigt, während des gesamten Spiels keinen Support anzustimmen.

Dann wurde die Hymne gesungen. Die Kamera zoomte zu den Menschen auf den Rängen ein. Die Leute weinten. Nach der Hymne gab es eine kurze, emotionale Ansprache des Stadionsprechers. Dann schwieg das gesamte Stadion. Der Vorsänger der Harlekins stand unten in der Mitte der Kurve, dort, wo er immer steht, und dort, wo vor 25 Jahren eben Kay Bernstein als Vorsänger stand. Er zündete eine Fackel an. Dieser Moment. Der aufsteigende Rauch dieser einzelnen Fackel in der schwarzen Ostkurve. Und das ganze Stadion in Stille.

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Und Deutschland geht auf die Strasse um gegen die Rechtsradikalen zu demonstrieren. In Berlin waren es nach Polizeiangaben 100k, laut Veranstalterinnen 350k. Viele Leute aus meinem Fanclub gingen nach dem Spiel direkt zur Demo. In Pegida-City Dresden waren es überraschende 40k. Im ganzen Land waren mehr als eine Million Menschen auf der Strasse.

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